Deutsche Bank Was Fitschen und Jain jetzt anpacken müssen

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Die Zeiten werden härter

Wie deutsch ist die Deutsche Bank?
Anshu Jain Quelle: dapd
Jürgen Fitschen Quelle: dapd
Rainer Neske Quelle: unbekannt.
Stefan Krause Quelle: dapd
Stephan leithner Quelle: dpa
Stuart Lewis, Chief Risk Officer der Deutsche Bank Quelle: Presse
Henry Ritchotte Quelle: unbekannt.

Die Deutsche Bank gilt schon als drittgrößte Investmentbank der Welt hinter den US-Wettbewerbern Goldman Sachs und JP Morgan. Geplant ist, in den nächsten Jahren einen großen Teil der riskanten Altlasten abzuwickeln, was einen effizienteren Kapitaleinsatz ermöglichen soll. Auf der Agenda steht das Ziel, in allen Bereichen des Investmentbankings mindestens zu den fünf Besten zu gehören. Gleichzeitig sollen die traditionellen Stärken im Devisenhandel, Geldmarkt, Anleihegeschäft und bei den Rohstoffen erhalten bleiben. Im Devisenhandel ist die Deutsche Bank seit 2005 weltweit die Nummer eins.

2011 war der Vorsteuergewinn im Investmentbanking um rund 40 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro eingebrochen. Allerdings ist die Gewinnmaschine im ersten Quartal mit einem Profit von 1,7 Milliarden Euro wieder angesprungen, nachdem sie im vierten Quartal sogar Verluste gemacht hatte. Doch die Zeiten werden härter. Analysten von JP Morgan warnen, „die Erlöse in der Branche könnten im laufenden Quartal um 24 Prozent fallen“. Fan und Rankin werden sich anstrengen müssen.

Hatz am Hudson

Selten gibt sich ein Banker an der Wall Street so reuevoll wie Seth Waugh. „Manchmal wacht man nachts auf und wünscht sich, besser gewesen zu sein“, sagt der 53-Jährige. Die gesamte Branche müsse sich für das, was zur Finanzkrise geführt habe, entschuldigen.

Waugh kann es sich leisten, nachdenklich zu sein. Eigentlich wäre er lieber Lehrer als Banker geworden. Als dieser verantwortete er über eine Dekade die Geschäfte der Deutschen Bank in den USA. Doch jetzt ist Schluss. Sobald ein Nachfolger gefunden ist, wird sich Waugh der Golfkarriere seines Sohnes widmen und der Bank nur noch als Berater zur Verfügung stehen.

Kein Wunder, dass beim Town-Hall-Meeting Anfang Mai in der Zentrale der Deutschen Bank an der Wall Street bei den Mitarbeitern Unsicherheit herrschte: Der Chefposten in Amerika ist seit Monaten verwaist, in der Zentrale in Frankfurt demnächst eine Doppelspitze – wie geht es weiter mit dem Geldhaus? Wo und wie will sich das deutsche Finanzhaus am Hudson River gegenüber den amerikanischen Großbanken Goldman Sachs, Citi oder JP Morgan behaupten?

Tatsächlich hinterlässt Waugh seinem Nachfolger in Amerika eine Großbaustelle. In vielen Geschäftsbereichen hinkt das Institut anderen hinterher. So läuft der Handel mit Aktien schlecht. Weit abgeschlagen von der Konkurrenz liegt die Deutsche Bank in den USA beim Aktienhandel auf Platz sieben. Schwache Geschäfte aus der institutionellen Vermögensverwaltung wollte das Institut an die New Yorker Finanzfirma Guggenheim Partners verkaufen. Die Verhandlungen beschränken sich mittlerweile aber auf eine Tochterfirma.

Spitze sind die Deutschbanker in den USA nur im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren. Heute liegt die Deutsche Bank in diesem Bereich mit einem Marktanteil von 13 Prozent auf dem ersten Platz. Ein neues Wachstumsfeld könnte auch das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen sein. Trotz der angeschlagenen Reputation wegen der Immobilienkrise steht die Bank für solides Finanzgeschäft in den USA.

Die Altlasten aus den Zeiten, als das deutsche Geldinstitut auf dem amerikanischen Immobilienmarkt eine entscheidende Rolle spielte, hängen der Bank in Amerika wie ein Klotz am Bein. Eine Armada von Anwälten kämpft auch mehr als vier Jahre nach der Finanz- und Immobilienkrise gegen das deutsche Geldinstitut. Städte, Gemeinden, andere Geldinstitute klagen vor Gericht. Sie fordern Schadensersatz in Millionenhöhe, weil die Bank ihnen faule Hypothekenkredite angedreht habe.

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