Deutsche Bank Fitch macht eine kleine Welle

Die Ratingagentur stuft die Kreditwürdigkeit der Deutschen Bank herab, weil das Institut mehr Zeit für die Restrukturierung braucht. Hat die auch sein Vorstandschef? 

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Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Quelle: dpa

Die Ratingagentur Fitch hat festgestellt, dass die Deutsche Bank Probleme hat. Ziemlich große sogar. Und mehr als die meisten ihrer Wettbewerber. Das ist nicht überraschend, hat aber Folgen: Während die Fitch-Analysten ihre Einschätzung anderer Großbanken stabil hielten, senkten sie ihr Urteil über die Kreditwürdigkeit der Deutschen Bank um eine Stufe herab. Sie liegt jetzt bei BBB+ statt A-. Das ist immer noch solide. Direkte Konsequenzen hat die Aktion erst mal nicht.

Und tatsächlich ist der Befund der Analysten an sich gar nicht mal so negativ. Es werde noch eine Weile dauern, bis die Bank ihr Ziel einer Eigenkapitalrendite von um die zehn Prozent erreicht, meinen sie. Dass es irgendwann mal wieder klappt, stellen sie also offensichtlich nicht in Frage. Das Geschäftsmodell der Bank werde ihre Erträge stabilisieren, zweifelhaft sei allein die Profitabilität des Geschäfts mit deutschen Privatkunden. Angesichts der Untergangsstimmung, die das Geldhaus seit Monaten umflort, sind das fast schon positive Aussagen.

Ein paar Lichtblicke gab es zuletzt ja sogar. In den kürzlich veröffentlichten Ranglisten zum deutschen Kapitalmarktgeschäft etwa hat die Bank verlorenes Terrain zurückgewonnen. Fitch freut vor allem, dass die Bank dank der Kapitalerhöhung im April und dem geplanten Teilbörsengang der Vermögensverwaltung deutlich stabiler aufgestellt ist als noch im vergangenen Jahr. Was sie besorgt, ist vor allem die Kombination aus steigenden Kosten für die Restrukturierung bei gleichzeitig sinkenden Erträgen. In diesem Jahr rechnen sie hier nicht mehr mit einer deutlichen Besserung. 

Vor der Bank, so der Befund, liegt immer noch ein weiter Weg. Wenn Aktionäre diesen mitgehen wollen, brauchen sie Geduld, auch mit Vorstandschef John Cryan. Die Investoren haben seine Einschätzung akzeptiert, dass es bei der Bank erst mal schlechter werden muss, bevor es besser werden kann. Viele schätzen Cryan als unaufgeregten und ehrlichen Chef, aber nach nun auch schon wieder fast zweieinhalb Jahren Sanierung braucht der Brite in absehbarer Zeit auch mal vorzeigbare Erfolge. Wie er die Bank wieder auf Wachstumskurs drehen will, erschließt sich bisher kaum und nach den schlechten Ergebnissen des zweiten Quartals bezweifeln einige Aktionäre, dass ihm das überhaupt gelingt.

Beweist er nicht bald das Gegenteil, dürften sie darauf drängen, dass der Brite vor dem offiziellen Ende seines Vertrags im Jahr 2020 abtritt.

Die Herabstufung von Fitch ist somit eine weitere Welle in diesem wieder unruhiger werdenden Meer. Wenn auch eine kleine. Der Kurs der Deutsche Bank-Aktie blieb bis Freitagmittag ziemlich unverändert.

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