Deutsche Bank Was Fitschen und Jain jetzt anpacken müssen

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Gewaltige Chancen

Momentan liegt die Bilanzsumme der Deutschen Bank China bei winzigen fünf Milliarden Euro. Quelle: dpa

Auch die strengen amerikanischen Regulierungsvorschriften belasten die Deutsche Bank. Den Eigenhandel haben sie bereits aufgegeben, die höheren Eigenkapitalvorschriften versuchen sie zu umgehen, indem sich die Bank eine neue Organisationsstruktur verpasst. Sie hat dafür ihre Holding, die Taunus Corporation, mit einem Vermögenswert von rund 350 Milliarden Dollar und über 8000 Mitarbeitern so umstrukturiert, dass sie nicht länger ein Institut mit Banklizenz ist, sondern ein reines Investmenthaus. Für diese gelten die neuen Kapitalvorschriften in den USA nicht.

Ran ans Reich der Mitte

Hoch ragt der Deutsche-Bank-Tower im Geschäftsviertel Chaoyang in den Himmel. Anfang 2008 erhielten die Frankfurter die Lizenz, Finanzdienstleistungen in der Landeswährung Renminbi anzubieten. Im März 2008 bezog die Bank das Gebäude. Wenn der Smog der chinesischen Hauptstadt es zulässt, spiegelt sich die Sonne in der gläsernen Fassade.

Die Chancen der Banken sind gewaltig: Die Ersparnisse der privaten Haushalte werden auf 1,6 Billionen Euro geschätzt. Ein Markt für Anleihen ist kaum vorhanden, der gesamte Kapitalmarkt ist unterentwickelt. Das verheißt gigantische Geschäfte. Fragt sich nur, wann: Denn noch immer unterliegt der Bankensektor strengen Regulierungen. Maximal 20 Prozent der Anteile an einer chinesischen Bank darf eine ausländische Bank besitzen. Auch die Eigenkapitalquote muss wesentlich höher sein als in westlichen Ländern.

Chinas Bankenlandschaft wird nach wie vor von vier großen nationalen Instituten dominiert. Zwar wird den Chinesen oft Ineffizienz vorgeworfen, allein die Bank of China hat fast dreimal so viele Mitarbeiter wie die Deutsche Bank weltweit. Trotzdem gehören sie zu den profitabelsten Banken der Welt. Sie verdienen den Großteil ihres Geldes im sicheren Zinsgeschäft. Die Sätze sind von der Regierung festgesetzt.

Die Aktivitäten der Deutschen Bank sind quasi spiegelverkehrt: Nur ein kleiner Teil wird im Zinsgeschäft verdient, der Großteil im profitablen, aber volatilen Investmentsektor. Immer wieder drängen die Banker deswegen auf eine Liberalisierung des chinesischen Kapitalmarkts, die aber nur langsam voranschreitet.

Momentan liegt die Bilanzsumme der Deutschen Bank China bei winzigen fünf Milliarden Euro. Unter den rund 1600 Firmenkunden sind gerade mal 150 chinesische Unternehmen. Doch Rose Zhu, Geschäftsführerin der Deutschen Bank in China, hält die Bank für gut positioniert: „Wir haben Lizenzen und Partnerschaften in allen Kernbereichen unseres globalen Geschäfts. Unsere Mitarbeiterzahl wuchs von 60 vor zehn Jahren auf 600 heute.“

Joint Ventures der Deutschen Bank

2009 gingen die Deutschen ein Joint Venture mit Shanxi Securities ein und halten 33,3 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen Zhong De Securities. Über das Joint Venture kann die Bank Börsengänge und die Ausgabe von Schuldverschreibungen begleiten. Im Privatkundenmarkt ist der Riese vom Main seit 2007 mit einer Beteiligung an der chinesischen Huaxia Bank tätig. Über das Joint Venture hat sie Zugriff auf das aussichtsreiche chinesische Kreditkartengeschäft.

In Indien, im Heimatland Anshu Jains, zählt die Deutsche Bank zu den führenden Kapitalmarkthäusern. Sie ist dort seit 1980 vertreten, 2005 stieg sie auch in das Privatkundengeschäft ein und zählte im Juni vergangenen Jahres über 400.000 Kunden.

Vertrauensvorschuss

Was die deutsche Industrie von den neuen Chefs der größten Bank des Landes erwartet, mag kaum ein Manager oder Unternehmer offen sagen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) verweigert jede offizielle Stellungnahme. Ein Präsidiumsmitglied äußert sich verhalten optimistisch und sagt, zumindest von Fitschen seien „weitgehende Impulse“ für das Geschäft mit den hiesigen Unternehmen zu erwarten. Der Deutschen Bank müsse allerdings „klar sein, dass sie für die deutschen Unternehmen und Mittelständler zuständig“ sei.

BDI-Vize Ulrich Grillo geizt allerdings nicht mit Vorschusslorbeeren. Es sei „positiv herzuheben“, so der Eigentümer des Duisburger Hüttenunternehmens Grillo-Werke, dass Fitschen einen ganzen Nachmittag bei der vergangenen BDI-Jahrestagung verbracht habe. „Der Mann hat ja auch ganz schön viel anderes zu tun.“

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