Deutsche Bank Was Fitschen und Jain jetzt anpacken müssen

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Interne Zweifel bleiben

Mit dem Risikovorstand Hugo Bänziger verliert die Deutsche Bank den Manager, der das Risikomanagement des Unternehmens maßgeblich geprägt hat. Quelle: dpa

Schon seit 2002 habe sich der Risikogedanke „wie eine Spinne“ in der ganzen Bank ausgebreitet, meint ein führender Manager. Damals waren viele Unternehmenskredite ausgefallen und hatten zu hohen Verlusten geführt. In der Folge hatte die Bank alles in die Wege geleitet, um Risiken weniger isoliert zu betrachten. Zuletzt eröffnete sie ein nur der Risikobeherrschung gewidmetes Zentrum in Berlin.

Ob der Bereich seine Bedeutung behält, wird in und außerhalb der Bank genau beobachtet. Denn mit dem Ackermann-Vertrauten Hugo Bänziger verlässt genau der Manager die Bank, der das Risikomanagement in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt hat. Auch wenn Bänzigers bisheriger Stellvertreter Stuart Lewis nachrückt und dies als Zeichen von Kontinuität gelten kann, bleiben auch intern Zweifel. Denn das Risikomanagement gilt als natürlicher Gegenspieler des Investmentbankings, dessen bisheriger Chef Jain künftig die Bank leitet. Als mögliches Indiz für gestiegene Risikolust werten manche, dass künftig Finanzvorstand Stefan Krause und nicht mehr der kommende Risikochef Lewis das Kapital und die Liquidität der Bank steuern. Befürworter halten dagegen, dies sei bei vielen Banken so üblich und eher eine organisatorische Änderung.

Infos zum Bestand der Postbank an Finanzanlagen (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Die Deutsche Bank gilt als stabil, aber nicht als Vorbild der Solidität. Mit einer harten Kernkapitalquote von zehn Prozent liegt sie weltweit im Mittelfeld der großen Institute. Und obwohl das Management stets das Gegenteil behauptet, gibt es immer wieder Gerüchte über eine mögliche Kapitalerhöhung. Hinzu kommen Altlasten in Form schwer bewertbarer Vermögenswerte, deren Höhe Analysten auf 110 Milliarden Euro schätzen. Die Bank hat sich allerdings in den vergangenen Jahren kontinuierlich aus riskanten Positionen zurückgezogen und dafür mehr Firmenkredite und Baufinanzierungen vergeben.

Wahre Herkulesaufgabe

Ende 2010 jährt sich die Zusammenarbeit zwischen Deutscher und Postbank zum zweiten Mal, und deshalb treffen sich die Top-Manager beider Institute zu einer gemeinsamen Veranstaltung mit Symbolwert. Unter Anleitung eines professionellen Jongleurs versuchen sie, einen postbank-gelben, einen deutsche-bank-blauen und einen neutralweißen Ball gleichzeitig in der Luft zu halten. Den meisten fallen die Bälle schnell wieder runter.

Lange hing die Beziehung zwischen beiden Banken in der Luft. Seit Beginn des Jahres gehören dem Branchenprimus 94 Prozent an dem Bonner Institut, und nun geht es zackig voran. Mit Frank Strauß übernimmt ein Abgesandter der Deutschen Bank die Führung, die Postbank soll dann zur zweiten starken Marke für Privatkunden werden. Randaktivitäten wie die Filialen der Norisbank macht die Deutsche Bank dafür zu, und auch der dauerhafte Bestand der regionalen Marke „Berliner Bank“ ist unsicher.

Die Integration ist vor allem Programmierarbeit. Experten beider Banken haben dafür das komplette dritte Stockwerk eines Deutsche-Bank-Bürokomplexes in der Frankfurter Theodor-Heuss-Allee besetzt. Der Zeitplan steht. Die Daten von mehr als fünf Millionen Sparkonten sollen in diesem Jahr auf die gemeinsame IT-Plattform wandern, bis 2014 sollen sämtliche Kundendaten, das Wertpapiergeschäft und der Zahlungsverkehr übertragen werden.

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