Deutsche Bank Jain-Vertrauter begeht Selbstmord

William Broeksmit ist tot. Der Investmentbanker sollte vor anderthalb Jahren Risikochef der Deutschen Bank werden, bis ihn die Finanzaufsicht ausbremste. Er wurde erhängt in seiner Londoner Wohnung gefunden.

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Jains Vertrauter, William Broeksmit, ist gestorben. Quelle: REUTERS

Der ehemalige Deutsche Bank-Manager William Broeksmit ist tot. Er starb bereits am Sonntag im Alter von 58 Jahren in seiner Londoner Wohnung, geht aus einer internen E-Mail der Bank hervor, die von Jain und seinem Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen unterzeichnet ist. Ein Polizeisprecher bestätigte dem Handelsblatt, dass ein 58-jähriger Mann am Sonntag um 12.35 Uhr in seiner Wohnung in Chelsea erhängt aufgefunden wurde. Der verständigte Notarzt konnte nur den Tod feststellen.

Die Polizei behandelt die Todesumstände als „unverdächtig“, aber ein Gerichtsmediziner wird eingeschaltet. Nach Informationen des Handelsblatts ist es noch unklar, ob Broeksmit einen Abschiedsbrief hinterlassen hat.

Broeksmit gehört zu den Managern bei der Bank, deren Karriere von anderthalb Jahren abrupt von den Aufsichtsbehörden ausgebremst worden war. Im Jahr 2012 sollte er im Zuge des Vorstandswechsels als Nachfolger von Hugo Bänziger Risikochef der Bank werden. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin lehnte seine Berufung allerdings mit dem Verweis auf „mangelnde Führungserfahrung“ ab. Kurz darauf verabschiedet sich Broeksmit aus dem aktiven Arbeitsleben und ging im Februar 2013 in den Ruhestand.

Jain und Fitschen würdigten ihn in der E-Mail als „einen der Gründer unserer Investmentbank”. Er sei einer der besten Köpfe im Risiko- und Kapitalmanagement gewesen und „vielen von uns ein lieber Freund und Kollegen, von dessen Intellekt und Weisheit wir profitiert haben". Broeksmit galt vor allem als ein Freund von Anshu Jain und wurde im Jahr 2012 als „Dr. No“ inszeniert: Angeblich würde er bei Verstößen gegen Risikovorschriften hart durchgreifen. Bei der BaFin fand er dennoch keine Anhänger. An seiner Stelle wurde Stuart Lewis berufen.

Broeksmit und Jain hatten bereits in den 1990er Jahren bei der US-Investmentbank Merrill Lynch zusammengearbeitet. 1996 wechselte Broeksmit zur Deutschen Bank, die damals unter Edson Mitchell ihr Investmentbanking auf- und ausbaute. 2001 verließ Broeksmit die Bank kurz nach dem Tod Mitchells, um 2008 zurückzukehren.

Im vergangenen Jahr hatte ein Manager-Selbstmord in der Finanzwelt für großes Aufsehen gesorgt: Der Finanzvorstand des Schweizer Versicherers Zurich Financial, Pierre Wauthier, hatte sich das Leben genommen. In einem Abschiedsbrief belastete er den damalige Verwaltungsratschef und Ex-Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann. Dieser habe ihn unter Druck gesetzt. Ackermann legte sein Amt wenige Tage später nieder. Eine von der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA angeordnete Untersuchung sprach Ackermann später von den Anschuldigungen frei.

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