Deutsche Bank John Cryan versucht die verbale Trendwende

Der Co-Chef der Deutschen Bank John Cryan probiert es zur Abwechslung mal mit gedämpftem Optimismus. Ein echtes Aufbruchssignal ist das noch nicht.

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John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank Quelle: dpa

Schwarz. Tiefschwarz. Dunkelschwarz. Wenn John Cryan in den vergangenen Monaten die Lage der von ihm geführten Deutschen Bank beschrieb, zogen derart dunkle Wolken auf, dass kaum ein Lichtstrahl auf die Frankfurter Zwillingstürme fallen konnte. Ausgiebig listete der Brite Mängel und Versäumnisse auf - von der unzureichenden Umsetzung strategischer Initiativen über die hohen Kosten bis zur antiquierten EDV. In und um die einst so selbstbewusste Bank hat das für Missfallen gesorgt.

Zwar hat bisher kaum jemand Cryans Position ernsthaft in Frage gestellt, seine Fachkenntnisse sind über alle Zweifel erhaben und die neue Ehrlichkeit wird in der Deutschen Bank grundsätzlich auch honoriert. Doch ganz so heftig sollte die Selbstkritik dann doch nicht ausfallen. Cryan rede das Institut unnötig schlecht, so der Vorwurf, die Urteile über seine Kommunikation reichten quer durch die Bank von „unglücklich“ bis „katastrophal“.

Die Kritik hat sich der Brite offenbar zu Herzen genommen. Bei einer Veranstaltung der „Süddeutschen Zeitung“ hat er nun die Trendwende probiert. Offenkundig will Cryan einiges gerade rücken. Das ist auch nötig, denn zu Beginn des Jahres ist die Aktie der Bank dramatisch abgestürzt. Zeitweise notierte sie niedriger als auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. In einem ungewöhnlichen Schritt veröffentlichte die Bank eine Mitteilung ihres Chefs, in der dieser das Geldhaus als „grundsolide“ bezeichnete. Geholfen hat das nur mäßig.

Wo die Deutsche Bank überall Ärger hat

"Ich sehe uns nicht im Verteidigungsmodus"

„Niemand hat einen ehrlicheren Blick auf die Bank geworfen als ich“, sagt Cryan gleich zu Beginn seines Vortrags. Das klingt, als wolle er seine Kritik der vergangenen Monate rechtfertigen. Offenbar hat er mittlerweile aber etwas genauer hingeschaut und dabei Zeichen der Hoffnung entdeckt. Jedenfalls verkündet er nun, dass die Bank deutlich besser sei, als sie von außen wahrgenommen werde.

Je intensiver er sich mit dem Institut beschäftige, desto mehr Potenzial und Willen zur Veränderung könne er entdecken. „Ich sehe uns nicht im Verteidigungsmodus“, erklärt Cryan.

Um das zu belegen, zählt er anschließend etliche Stärken der Bank auf. Das wirkt so, als habe er einfach mal alles zusammengetragen, was irgendwie gut läuft. Es sind einzelne Puzzleteile, die sich aber nicht  zu einem erfreulichen Gesamtbild fügen. Die Bank hat den Stresstest der EZB gut bestanden, bei Börsengängen in den USA mitgewirkt, und viele lukrative Aufträge in der Unternehmensfinanzierung gewonnen. Besonders intensiv lobt Cryan die Transaktionsbank. Das Geschäft mit dem internationalen Zahlungsverkehr läuft gut, steuert mit 4,6 Milliarden Euro aber nicht mal 15 Prozent zu den gesamten  Erträgen der Bank bei. Die großen Herausforderungen in den Kerngeschäften Investmentbanking und Privatkundengeschäft kommen nur am Rande vor. 

„Wir haben ein funktionierendes Geschäftsmodell“, zieht Cryan ein optimistisches Fazit seiner ausgiebigen Auflistung. Wirklich belegt hat er das freilich noch nicht, und er selbst räumt auch ein, dass die Bank erst noch beweisen müsse, dass sie ausreichend profitabel sein könne.

Trotzdem markiert der Auftritt für ihn so etwas wie einen Wendepunkt. Cryan lässt etwas Licht ins Dunkel, er gibt ein zaghaftes Aufbruchssignal. Das ist wenig. Aber für die zutiefst verunsicherte Deutsche Bank ist das schon viel.

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