Deutsche Bank Milliardenboni gefährden das Vertrauen

Die Deutsche Bank verteilt wieder Milliardenboni - zum Unmut vieler. Quelle: AP

Die Deutsche Bank zahlt wieder Milliardenboni. Dafür mag es kurzfristig Gründe geben. Doch langfristig gefährdet eine zu großzügige Vergütung ihren Wiederaufstieg.

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Jetzt können sich die bestätigt fühlen, die gleich gewarnt haben. Die hat es auch in der Deutschen Bank gegeben. Selbst Teile der obersten Führungsspitze haben vorher bezweifelt, ob das mit den Boni eine gute Idee ist, dass Verlust und Stellenabbau auf der einen, und eine Milliardenausschüttung auf der anderen Seite öffentlich vermittelbar sind. Richtig gekracht hat es deshalb im Vorstand und auch der Aufsichtsrat hat heftig debattiert. Mit dem Ergebnis, dass die Bank für das abgelaufene Jahr nun mehr als eine Milliarde Euro an variabler Vergütung zahlt.

Das ist vermutlich etwas weniger als im Jahr 2015. Doch der Aufruhr ist groß – und für die Bank gefährlich. Als sie noch stark und stolz war, hat sie die Aufregung über möglicherweise unangemessene Vergütung einfach arrogant abperlen lassen. Heute aber ist das Institut ein Sanierungsfall, der nach unzähligen Skandalen um seine Reputation kämpft. Eine großzügige Vergütung kann ein schwerer Rückschlag für dieses Bemühen sein. Die Bank gefährdet ihren langfristigen Erfolg für einen kurzfristigen Effekt.

Sicher ist es populistisch, wenn Politiker jetzt über „goldene Nasen“ schimpfen und die „Solidargemeinschaft“ akut gefährdet sehen. Zumal die Zahlung nicht überraschend kommt. Im vergangenen Jahr hatte das Institut einen großen Teil der Boni gestrichen oder zumindest aufgeschoben. Um die Angestellten nicht vollends zu demotivieren, hatte das Management da aber bereits angekündigt nach einem Jahr wieder zur üblichen Praxis zurückzukehren.

Genau das passiert nun. Das ist auch ein Signal an die skeptische Außenwelt, mit dem die Bank demonstriert, dass sie das Schlimmste hinter sich hat, zur Normalität zurückkehrt und wieder auf Wachstum schaltet. Dabei steht das Investmentbanking weiterhin im Fokus. Dass sie dabei der Logik folgt, dass nur zulegen kann, wer ordentlich Boni zahlt, mag zehn Jahre nach der Finanzkrise bedauerlich sein.

Andererseits stellt sich die Frage, mit welchem Argument das lädierte Institut Finanzfachkräfte sonst von sich überzeugen will. Banker sind selten Idealisten. Stockt die persönliche Vermögensoptimierung, sind sie schnell weg. Das gilt umso mehr im Ausland, wo die Deutsche Bank nur eine von vielen Adressen ist. In den vergangenen Monaten war der Aderlass bereits beachtlich. Ganze Teams haben bei der Konkurrenz angeheuert. Im „People Business“ Banking ist das schmerzhaft. Vermeiden lässt es sich jedoch kaum.

Vor allem die US-Konkurrenz ist so stark, dass sie beim Gehalt im Zweifel immer noch eine Schippe drauflegen kann. Wenn die Deutsche Bank hier ernsthaft in der Breite konkurrieren will, kämpft sie einen Kampf, der ohnehin verloren ist. Und wenn sie mit den Boni bloß das allgemeine Wohlbefinden steigern will, ist das angesichts des gewaltigen Investitionsbedarfs etwa bei der maroden IT teuer erkauft. In den Bereichen, in denen gerade der Stellenabbau läuft, wird sie ohnehin das Gegenteil erreichen. Sinnvoll können höhere Boni überhaupt nur sein, wenn sie mit einer stärkeren Fokussierung einhergehen, etwa gezielt das Geschäft mit großen deutschen Unternehmens stärken.

Denn erholen kann sich die Bank nur, wenn sie deren verlorenes Vertrauen zurückgewinnt. Das macht sie sich nun selbst schwer. Denn Boni trotz Verlusten sind nicht nur bei Politikern, sondern auch bei vielen Industrieunternehmen schwer vermittelbar. Viele dürfte es irritieren, wenn nur der Anschein entsteht, dass die Bank zu alten Verhaltensmustern zurückkehrt. Dass dem nicht so ist, müssen die Deutschbanker jetzt erklären. Und Erklärungsbedarf ist kein gutes Zeichen.

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