Deutsche-Bank-Tochter Postbank pessimistisch für Rest des Jahres

Der Chef der Postbank rechnet mit deutlich schrumpfenden Erträgen. Daran kann auch ein Sonderertrag im zweiten Quartal nichts ändern. Unklar ist, ob das Unternehmen wirklich von der Deutschen Bank verkauft werden wird.

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Deutlicher Gewinnrückgang – und dennoch besser als der Rest der Deutschen Bank. Quelle: dpa

Innerhalb des Deutsche-Bank-Konzern stand die Postbank im zweiten Quartal als leuchtender Solitär da – vor allem wegen außerordentlicher Einnahmen aus dem Verkauf einer Beteiligung an Visa Europe. Doch das war nur eine Momentaufnahme.

Postbank-Chef Frank Strauß macht bei der Mitteilung zu den Ergebnisdetails am Freitag klar: „Das schwierige Marktumfeld mit dem Niedrigzinsumfeld stellt weiterhin eine große Herausforderung für Banken dar.“

Nicht nur die niedrigen Zinsen auch die Folgen der technischen Ausgliederung aus der Deutschen Bank belasten den Ausblick. Unter dem Strich erwartet die Deutsche-Bank-Tochter, dass ihr Gewinn um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag einbrechen werde. 2015 standen noch 608 Millionen Euro zu Buche, in diesem Jahr waren es nach sechs Monaten erst 141 (2015: 238) Millionen Euro.

Die Problemfälle der Deutschen Bank
Mai 2016Der italienische Staatsanwalt Michele Ruggiero ermittelt wegen Marktmanipulation gegen die Deutsche Bank und fünf aktuelle und ehemalige Top-Manager. Es geht um den Verkauf von italienischen Staatsanleihen im Wert von sieben Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2011. Die Deutsche Bank soll öffentlich versichert haben, dass die italienischen Staatsschulden stabil seien, gleichzeitig aber den Märkten und dem Finanzministerium in Rom verschwiegen haben, dass sie ihre eigenen Bestände drastisch abbauen werde. Quelle: REUTERS
Mai 2016Die Deutsche Bank legt ein Verfahren in den USA außergerichtlich bei. Sie zahlt 50 Millionen Dollar wegen des Vorwurfs der Manipulation des Marktindexes Isdafix. Mehrere Pensionsfonds und Kommunen hatten insgesamt 14 Banken vorgeworfen, den Wettbewerb auf dem Markt für sogenannte Zinsswaps behindert zu haben. Quelle: REUTERS
Mai 2016Die britische Finanzaufsicht FCA wirft der Deutschen Bank grobe Versäumnisse bei ihren Kontrollsystemen vor. Die Aufsicht kritisiert die Vorkehrungen des Instituts gegen Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Sanktionsverstöße. Diese wiesen "systematische Mängel" auf. Führungskräfte seien nicht ausreichend im Kampf gegen Finanzkriminalität engagiert. Quelle: REUTERS
28. April 2016Dieser Ärger ist hausgemacht: Georg Thoma, Leiter des Integritätsausschusses im Aufsichtsrat der Deutschen Bank, legt sein Amt nach massivem Druck seiner Kollegen nieder. Da Thoma vor allem die Aufklärung von Skandalen vorantreiben sollte, verunsichert sein Rückzug die Investoren.    Quelle: dpa
25. April 2016Ausnahmsweise mal ein juristischer Erfolg für die Bank. Das Münchner Landgericht spricht Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und vier Ex-Spitzenbanker vom Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs frei. Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten vorgeworfen, im Zivilprozess um die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch gelogen zu haben. Quelle: dpa
22. April 2016Aktionärin Marita Lampatz verlangt eine umfangreiche Sonderprüfung bei der Deutschen Bank. Neben vergangenen Jahresabschlüssen soll ein externer Experte auch Schadenersatzansprüche gegen Aufsichtsratschef Paul Achleitner und andere Topmanager wegen des Libor-Zinsskandals prüfen. Über den Antrag entscheidet die Hauptversammlung am 19. Mai. Quelle: dpa
April 2016Die Veröffentlichung der „Panama Papers“ zeigt, dass rund 30 deutsche Banken in den vergangenen Jahren die Dienste der Kanzlei Mossack Fonseca genutzt und mit ihrer Hilfe Briefkastenfirmen aufgesetzt haben. Auch die Deutsche Bank ist dabei. Quelle: REUTERS

Vor Steuern werde es dagegen bei einem Rückgang um eine niedrige dreistellige Millionensumme bleiben. Der Deutsche-Bank-Konzern wird in diesem Jahr aber eventuell keinen Gewinn machen, wie deren Chef John Cryan warnt. Er deutete sogar ein weiteres Sparprogramm an, sollte sich die Wirtschaftslage nicht erholen und die Perspektive der Bank verbessern.

Bei der Postbank ist der Gewinn vor Steuern im ersten Halbjahr um 34 Prozent auf 166 Millionen Euro zurückgegangen, wie die Deutsche-Bank-Tochter am Freitag mitteilte. Die Entflechtung der Dienstleistungs-Gesellschaften, die erst im vergangenen Jahr an die Deutsche Bank gegangen waren, habe die Verwaltungskosten um 141 Millionen Euro nach oben getrieben. Mit den Service-Töchtern kamen rund 5000 Mitarbeiter zur Postbank zurück, die nun wieder auf 18.700 Vollzeitkräfte kommt. Der Verkauf des Visa-Europe-Anteils brachte einen Sonderertrag von 104 Millionen Euro.


Höhere Kontogebühren sollen Erträge bringen

Mit Blick auf das Gesamtjahr ist Vorstandschef Frank Strauß pessimistisch. Der Zinsüberschuss werde anders als bisher gedacht nicht wachsen, sondern leicht zurückgehen und auch der Provisionsüberschuss werde nicht so stark steigen wie geplant. Dafür dürfte auch die Risikovorsorge unerwartet schrumpfen.

Die Postbank werde weiter ihre Hausaufgaben machen. „Ein wichtiger Baustein wird hierbei ein neues Preismodell für unsere Girokonten sein, das eine faire Balance der Ansprüche unserer Stakeholder bieten wird“, so Strauß. Er hatte bereits das Ende für das kostenlose Girokonto der 5,25 Millionen Postbank-Kontoinhaber angedeutet. Bei dem Plan, den Einlagenüberhang – also ein mehr an Kontoguthaben der Kunden im Vergleich zu den ausgegebenen Krediten – abzubauen, ist die Postbank aber trotz eines um zwölf Prozent gestiegenen Kredit-Neugeschäfts kaum vorangekommen.

Die Deutsche Bank hatte die Postbank zur Jahresmitte wieder organisatorisch ausgegliedert, um sie verkaufen oder an die Börse bringen zu können. „Nun können wir uns vollständig darauf konzentrieren, unsere Bank zukunftsfähig zu machen“, sagt der Postbank-Chef.

Allerdings gibt es in der Deutschen Bank auch Gedankenspiele, die Postbank wieder unter die eigenen Fittiche zu holen, da sich derzeit kein angemessener Kaufpreis erzielen lässt. Deutsche-Bank-Finanzchef Marcus Schenck hat die Verkaufspläne zuletzt auf die lange Bank geschoben und gesagt, dass ein Verkauf noch 2017 nicht nötig sei.

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