Innerhalb des Deutsche-Bank-Konzern stand die Postbank im zweiten Quartal als leuchtender Solitär da – vor allem wegen außerordentlicher Einnahmen aus dem Verkauf einer Beteiligung an Visa Europe. Doch das war nur eine Momentaufnahme.
Postbank-Chef Frank Strauß macht bei der Mitteilung zu den Ergebnisdetails am Freitag klar: „Das schwierige Marktumfeld mit dem Niedrigzinsumfeld stellt weiterhin eine große Herausforderung für Banken dar.“
Nicht nur die niedrigen Zinsen auch die Folgen der technischen Ausgliederung aus der Deutschen Bank belasten den Ausblick. Unter dem Strich erwartet die Deutsche-Bank-Tochter, dass ihr Gewinn um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag einbrechen werde. 2015 standen noch 608 Millionen Euro zu Buche, in diesem Jahr waren es nach sechs Monaten erst 141 (2015: 238) Millionen Euro.
Vor Steuern werde es dagegen bei einem Rückgang um eine niedrige dreistellige Millionensumme bleiben. Der Deutsche-Bank-Konzern wird in diesem Jahr aber eventuell keinen Gewinn machen, wie deren Chef John Cryan warnt. Er deutete sogar ein weiteres Sparprogramm an, sollte sich die Wirtschaftslage nicht erholen und die Perspektive der Bank verbessern.
Bei der Postbank ist der Gewinn vor Steuern im ersten Halbjahr um 34 Prozent auf 166 Millionen Euro zurückgegangen, wie die Deutsche-Bank-Tochter am Freitag mitteilte. Die Entflechtung der Dienstleistungs-Gesellschaften, die erst im vergangenen Jahr an die Deutsche Bank gegangen waren, habe die Verwaltungskosten um 141 Millionen Euro nach oben getrieben. Mit den Service-Töchtern kamen rund 5000 Mitarbeiter zur Postbank zurück, die nun wieder auf 18.700 Vollzeitkräfte kommt. Der Verkauf des Visa-Europe-Anteils brachte einen Sonderertrag von 104 Millionen Euro.
Höhere Kontogebühren sollen Erträge bringen
Mit Blick auf das Gesamtjahr ist Vorstandschef Frank Strauß pessimistisch. Der Zinsüberschuss werde anders als bisher gedacht nicht wachsen, sondern leicht zurückgehen und auch der Provisionsüberschuss werde nicht so stark steigen wie geplant. Dafür dürfte auch die Risikovorsorge unerwartet schrumpfen.
Die Postbank werde weiter ihre Hausaufgaben machen. „Ein wichtiger Baustein wird hierbei ein neues Preismodell für unsere Girokonten sein, das eine faire Balance der Ansprüche unserer Stakeholder bieten wird“, so Strauß. Er hatte bereits das Ende für das kostenlose Girokonto der 5,25 Millionen Postbank-Kontoinhaber angedeutet. Bei dem Plan, den Einlagenüberhang – also ein mehr an Kontoguthaben der Kunden im Vergleich zu den ausgegebenen Krediten – abzubauen, ist die Postbank aber trotz eines um zwölf Prozent gestiegenen Kredit-Neugeschäfts kaum vorangekommen.
Die Deutsche Bank hatte die Postbank zur Jahresmitte wieder organisatorisch ausgegliedert, um sie verkaufen oder an die Börse bringen zu können. „Nun können wir uns vollständig darauf konzentrieren, unsere Bank zukunftsfähig zu machen“, sagt der Postbank-Chef.
Allerdings gibt es in der Deutschen Bank auch Gedankenspiele, die Postbank wieder unter die eigenen Fittiche zu holen, da sich derzeit kein angemessener Kaufpreis erzielen lässt. Deutsche-Bank-Finanzchef Marcus Schenck hat die Verkaufspläne zuletzt auf die lange Bank geschoben und gesagt, dass ein Verkauf noch 2017 nicht nötig sei.