Eigenkapital-Vorschriften Deutscher Bank droht Milliarden-Kaptiallücke

Analysten rechnen mit bis zu 2,2 Milliarden Euro zusätzlichem Kapitalbedarf: Die schärferen EU-Vorschriften könnten bei der Deutschen Bank für eine Kapitallücke sorgen, wenn sie den EBA-Standard umsetzt.

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Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt: Die Vorstands-Festgehälter sollen angehoben werden. Quelle: dpa

Frankfurt Die verschärften EU-Vorschriften für das Eigenkapital könnten Analysten zufolge bei der Deutschen Bank erneut eine Kapitallücke in Milliardenhöhe entstehen lassen. Die Londoner EU-Bankenregulierungsbehörde EBA hatte in der vergangenen Woche – fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – ihren Entwurf für die Umsetzung der Eigenkapital-Richtlinie CRD IV vorgestellt, der strengere Anforderungen stellt als die Deutsche Bank sie bisher in ihren Büchern anwendet.

„Das ist ein weiteres großes Thema für die Deutsche Bank“, sagt Mediobanca-Analyst Christopher Wheeler. Sein JPMorgan-Kollege Kian Abouhossein hat berechnet, dass der deutsche Branchenprimus weitere 2,2 Milliarden Euro an Kapital braucht, wenn er den EBA-Standard umsetzt. „Die Regeln gelten unmittelbar für alle Mitgliedstaaten“, betonte eine EBA-Sprecherin.

Die Londoner Behörde fordert von den Banken unter anderem vorsichtigere Bewertungen, unabhängige Bewertungsgutachten für verschiedene Posten in ihren Bilanzen und zusätzliche Rückstellungen für drohende Verluste. Großbritannien hat seine Banken bereits angehalten, die neuen EBA-Regeln anzuwenden, die in Grundzügen schon länger klar sind. Bei Barclays etwa machte das 2,1 Milliarden Pfund (2,5 Milliarden Euro) aus. Nach einer Studie der EBA müssen die Banken durch die Neuregelungen im Schnitt mit einem Verlust von 1,5 Prozent ihres Kernkapitals rechnen.

Die Deutsche Bank hatte bereits im Geschäftsbericht vor größeren Schwankungen in ihrem Eigenkapitalpolster in diesem Jahr gewarnt, ohne eine Begründung dafür zu geben. Sie kam Ende 2013 auf eine harte Kernkapitalquote von 9,7 Prozent der Bilanzrisiken – nahe an der Zielmarke von zehn Prozent, die sie sich für das Jahr 2015 vorgenommen hat. Doch nach Berechnungen von Abouhossein würde die Quote nach dem EBA-Standard auf 9,2 Prozent schmelzen. Die Deutsche Bank werde ihr Ziel deshalb wohl erst ein Jahr später erreichen als geplant. Das Institut wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

Dabei schien das Vorstandsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen das Kapitalproblem mit einer drei Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung schon vor fast einem Jahr gelöst zu haben. Analysten erwarten nicht, dass die Deutsche Bank noch einmal die Aktionäre um frisches Kapital bitten muss, um die Lücke zu schließen. Kostensenkungen, die Einbehaltung von Gewinnen und eine schrumpfende Bilanz reichten. Abouhossein schätzt aber, dass die Deutsche Bank die Dividende deshalb für weitere drei Jahre auf dem derzeitigen Stand von 75 Cent je Aktie halten werde. Das wäre für viele Aktionäre enttäuschend: Sie erwarten nach Daten von Thomson Reuters im Schnitt für das laufende Jahr 90 Cent je Aktie und bis 2016 ein Wachstum auf 1,45 Euro.

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