Einblick

Banken beben

Hauke Reimer
Hauke Reimer Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche

Deutsche Bank und Commerzbank stehen mit dem Rücken zur Wand. Was ist, wenn die Wirtschaft mal nicht mehr so gut läuft?

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Bankenskyline von Frankfurt am Main. Quelle: dpa

Vermissen Sie die Dresdner Bank? Eben. Die ehemalige Nummer zwei in Deutschland ist längst in der Commerzbank verschwunden; aus, weg, perdu. Aber kennen Sie jemanden, der seither Probleme hat, einen Kredit zu bekommen, sein Haus zu finanzieren, Aktien zu kaufen oder Geld vom Automaten abzuheben? Genau. Und auch Unternehmen kriegen, so sie einigermaßen Sicherheiten bieten und ein nicht völlig aberwitziges Geschäftsmodell verfolgen, das Geld, das sie brauchen. Die Großen bekommen es sogar nachgeworfen. Wir haben also nicht zu wenig Banken. Aber womöglich zu schlechte.

Wer vor der Finanzkrise 10.000 Euro in Commerzbank-Aktien investierte, hat jetzt noch 200 Euro. Und die Deutsche-Bank-Aktie flog gerade erst aus dem europäischen Index der 50 wichtigsten Aktien. Ein gutes Dutzend europäischer Banken ist mittlerweile wertvoller, vom weltweiten Vergleich ganz zu schweigen. Einer der führenden Exportwirtschaften der Welt ist das unwürdig. Aber gut: Wir können eben besser Maschinen als Finanzen; hoffentlich bleiben uns die Maschinen.

Auf dem Papier sind Commerzbank und Deutsche Bank viel zu billig. Doch Anleger zucken vor deren Aktien zurück, niemand will verlorenem Geld weiteres hinterherwerfen. Investoren haben Angst, dass die Banken sie wieder um Geld angehen. An Kapitalerhöhungen ist also nicht zu denken. Und so verdünnt sich die Kapitaldecke beider Banken weiter, angefressen von hohen Kosten und Strafen für Verstöße aus den „Was kostet die Welt“-Jahren; begangen von Herren, die längst über alle Berge sind.

Wo die meisten Filialen geschlossen werden
Deutsche Bank Quelle: dpa
Dresden Quelle: dpa
Rathaus in Saarbrücken Quelle: dpa
Bremen Quelle: dpa
Erfurt Quelle: dpa
Schloss Sanssouci in Potsdam Quelle: dpa
Mainz Quelle: dpa

Um die Jahrtausendwende fütterten Finanzmärkte und Privatkunden noch drei deutsche Großbanken fett. Jetzt reicht es nicht mal für zwei. Im Investmentbanking ziehen die Amerikaner der Deutschen davon, im Privat- und Firmenkundengeschäft machen sich Commerzbank und Deutsche Konkurrenz. Der Niedrigzins pulverisiert die Marge zwischen dem Kreditzins, den Banken kassieren, und dem Einlagenzins, den sie an Kunden zahlen. Beim europäischen Stresstest brachen beide Banken dank dünner Kapitaldecke ein, jetzt lavieren sie am Rande des Sumpfes, in dem sich sonst die italienischen Häuser abstrampeln.

Deutsche und Commerzbank stehen mit dem Rücken zur Wand, und das in einer Phase, in der die deutsche Wirtschaft noch sehr ordentlich läuft. Was soll eigentlich mit ihnen passieren, sollte sich die Konjunktur einmal eintrüben?

Die Lösung? Köpfe austauschen? Womöglich. Aber haben andere bessere Konzepte? Kosten sparen. Filialen schließen. Bei Vergütungen und Boni ist sicher noch etwas drin, wenn auch eher von symbolischer Wirkung. Die Commerzbank muss höhere Gebühren kassieren und schrumpfen, bis das Volumen des Geschäfts der mageren Kapitalausstattung entspricht. Und die Deutsche sollte ernsthaft überlegen, aus dem Investmentbanking auszusteigen und dessen Reste abzustoßen. Eine Bank für globale Transaktionen finden deutsche Konzerne ohnehin überall auf der Welt. Der Brexit könnte den gesichtswahrenden Vorwand für die Trennung liefern. Eine schlanke Investmentbank und ein von Altlasten befreites Privatkundengeschäft wären dann auch wieder für neue Partner attraktiv, notfalls auch als Juniorpartner. Dass uns dann ein deutsches Institut von Weltrang fehlt? Das mussten wir uns doch ohnehin längst abschminken.

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