Euribor-Manipulation Deutscher Bank droht dreistellige Millionenstrafe

Einem Bericht zufolge verhängt die EU-Kommission wegen Zinssatz-Manipulationen Millionenstrafen gegen die Deutsche Bank und fünf weitere Großbanken. Allerdings sind die Frankfurter auf derlei Fälle vorbereitet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Eine von sechs: Die EU-Kommission bestraft die Deutsche Bank und weitere europäische Großbanken. Quelle: Reuters

Brüssel/Frankfurt Die EU-Kommission wird Insidern zufolge gegen sechs Banken millionenschwere Strafen wegen Manipulationen bei der Berechnung des Euribor-Zinssatzes verhängen. Neben der Deutschen Bank seien die Royal Bank of Scotland, JP Morgan sowie Credit Agricole, Societe Generale und HSBC betroffen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag. Barclays hingegen werde nicht bestraft, da das Geldhaus die EU-Ermittler auf den Fall aufmerksam gemacht habe. Erste Entscheidungen würden im Dezember erwartet. Die Deutsche Bank wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

Die Geldhäuser dürften sich wohl auf Strafzahlungen im mittleren dreistelligen Millionenbereich einstellen. Deutschlands größte Bank hat allerdings erst jüngst bei der Veröffentlichung der Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal angekündigt, mehr als eine Milliarde Euro als Rückstellung für Zahlungen aus juristischen Auseinandersetzungen zurückzustellen.

Die Deutsche Bank vertiefte unlängst ihre internen Untersuchungen in der Affäre um manipulierte Zinssätze. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise berichtete, wurden rund 50 Mitarbeiter des größten deutschen Geldhauses zu Gesprächen eingeladen. Die Deutsche Bank wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. In Finanzkreisen hieß es, man wolle sicherstellen, dass man möglichst alles erfasst habe.

Seit Monaten untersucht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (früher Ernst & Young) E-Mails und elektronische Chats innerhalb des Instituts, um mögliche Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Dem Bericht zufolge geht die Ausweitung der Untersuchung auf die Ergebnisse der Prüfung zurück. Das Institut hat sich im Zuge des Skandals von sieben Mitarbeitern getrennt.

Weltweit gehen Aufsichtsbehörden dem Verdacht nach, dass Händler von gut einem Dutzend Banken Referenzzinsen wie den Libor oder den Euribor manipuliert haben. Bislang verhängten die Aufseher gegen die Banken Barclays, Royal Bank of Scotland (RBS) und UBS Geldstrafen von zusammen gut 2,5 Milliarden Dollar.


Manipulationsskandal kostete Rabobank-Chef den Job

Auch gegen die Deutsche Bank laufen weiter weltweite Untersuchungen. Die deutsche Finanzaufsicht hat laut Finanzkreisen nach einer Sonderprüfung zwar kein bewusstes Fehlverhalten im Top-Management entdeckt. Die Bafin rügte aber zu lasche interne Kontrollen.

Am Beispiel Euribor wird deutlich, dass Europas Großbanken noch immer mit ihrer Vergangenheit kämpfen. Milliardenschwere Risiken wegen juristischer Altlasten verhagelten der Deutschen Bank das dritte Quartal. Die niederländische Rabobank muss aufgrund des Libor-Skandals um manipulierte Zinsen Millionen zahlen, der Chef nimmt seinen Hut. Zudem haben die Banken in der Eurozone einer Hochrechnung zufolge so viele faule Kredite in den Büchern wie noch nie.

Bei der Deutschen Bank blieb im dritten Quartal nur ein magerer Gewinn übrig - auch weil das Investmentbanking nicht rund lief. Unter dem Strich verdiente das Institut 51 (Vorjahresquartal: 754) Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. Auf die Aktionäre entfielen 41 (747) Millionen Euro. Damit setzte sich der Abwärtstrend des zweiten Quartals 2013 fort.

Das Deutsche-Bank-Führungsduo Anshu Jain/Jürgen Fitschen sieht „weitere Herausforderungen“. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleiben juristische Auseinandersetzungen - zum Großteil geht es dabei in den USA um fragwürdige Geschäfte mit Hypothekenpapieren aus der Zeit vor der Finanzkrise. Hinzu kommen eben mögliche Strafen, eben wie Euribor oder dem Libor-Skandal sowie der Dauerstreit um die Pleite des Kirch-Medienimperiums 2002.

Die Rabobank kostet der Libor-Skandal 774 Millionen Euro - und ihren Chef Piet Moerland den Posten. Das Institut räumte ein Fehlverhalten ein. Moerland stand seit 2009 an der Spitze der Bank. Die Führung sei aber ahnungslos gewesen, versicherte die Rabobank.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%