European Banking Congress Und was ist mit Donald Trump?

Alljährlich findet in Frankfurt die "Euro Finance Week" statt. Illustre Gäste aus der Bankenbranche sind zu Gast, doch besonders spannend ist das, was sie sagen nicht.

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European-Banking-Congress Quelle: REUTERS

Jedes Jahr im späten Herbst findet in Frankfurt die „Euro Finance Week“ statt. Eine ganze Woche hören dann Banker, Aufseher, Politiker und Wissenschaftler anderen Bankern, Aufsehern, Politikern und Wissenschaftlern zu, die über alles, was sie gerade so bewegt diskutieren und referieren. Der Höhepunkt ist immer am Freitag der „European Banking Congress“ in der Alten Oper in Frankfurt. Dafür kommen Größen wie Mario Draghi, Jens Weidmann, John Cryan, Martin Zielke und Wolfgang Schäuble, um ihre Sicht der aktuellen Lage wiederzugeben.     

Das sind schon beachtliche Redner und es wäre spannend zu hören, was sie vom kommenden US-Präsidenten erwarten, aber sie alle sagen dann halt doch wieder so ungefähr das, was sie sonst auch sagen. Da hört man natürlich aufmerksam zu, schaut aber auch mal, wer noch so da ist. Hilmar Kopper zum Beispiel, dessen Zeit als Chef der Deutschen Bank nun auch schon fast 20 Jahre her ist. Und Jürgen Fitschen. Der ist gerade mal ein halbes Jahr weg von der Spitze und redet engagiert auf die Kommunikationsleute der Bank ein. Er sieht ziemlich verärgert aus. Wahrscheinlich gefällt es ihm wenig, dass die Bank seine einbehaltenen Boni teilweise nicht auszahlen will und noch weniger, dass das am Mittwochabend via „Süddeutscher Zeitung“ auch noch öffentlich wurde. Aber da können ja die Sprecher nichts dafür.

Auf der Bühne geht es vor allem um Geldpolitik und die Frage, wann und ob die Inflation wieder kommt. EZB-Präsident Mario Draghi sagt, dass die Wirtschaft in Europa zwar ermutigende Signale sende, seine Unterstützung aber mittelfristig noch brauche. Bundesbankpräsident Jens Weidmann sagt, dass die „unkonventionellen Instrumente“ vorsichtig benutzt werden sollten und Politiker, die Resilienz der Volkswirtschaften stärken müssten, damit sie sich im nächsten Abschwung schneller erholen. Zu Donald Trump sagen beide nichts.  

Der aus den USA angereiste Chef der Federal Reserve Bank of St. Louis ist nicht ganz so schweigsam. Er bezeichnet das Programm des gewählten Kandidaten immerhin als „ehrgeizig“, sieht Bedarf für mehr Wachstum in den USA und meint, dass seine Pläne für Handel und Einwanderung die Wirtschaft erst in fünf bis zehn Jahren ernsthaft verändern würden. Das klingt alles nicht so, als empfände er die Wahl als Katastrophe.

In der Runde ist auch Deutsche-Bank-Chef John Cryan dabei. Auch er redet über die Geldpolitik, lobt Draghi, weil er als einziger Europäer vermutlich überhaupt etwas getan hat, aber natürlich sind die niedrigen Zinsen so gar nicht gut für die Banken. Zu seinem Institut sagt er nichts, das war vermutlich so ausgemacht, aber dass er die durch die Zentralbankpolitik ausgelösten „Preisverzerrungen“ und „hohe Volatilität bei relativ geringen Nachrichten“ als zwei seiner größten Sorgen bezeichnet, ist vielleicht kein ganz schlechtes Signal. Wenn er jenseits der Deutschen Bank noch Kapazitäten für Kummer hat, sieht es bei der vielleicht doch nicht ganz so finster aus.

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Am Schluss wird Cryan gar fast pathetisch. „Europa solle Regeln einführen, die Europa dienen“, sagt er, die Politik endlich entschlossen auch unpopuläre Reformen durchsetzen. „Let’s stop failing to lead“, schließt Cryan. Für Europa, aber auch für die Deutsche Bank wäre das sicher nicht schlecht. Cryan bekommt Applaus.

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