Finanzdienste im Internet Sie sind jung und wollen Ihr Geld

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Vaamo

Mit den Hipsterfarben Weiß und Lila im Logo wirbt Vaamo, tatsächlich richtet sich das Angebot aber an den Spießer in uns. Transparenter und billiger soll die Geldanlage sein als bei der Bank. Und die drei Gründer wollen Sparer vor typischem Fehlverhalten bewahren. Ex-Unternehmensberater Yassin Hankir und seine Mitstreiter Thomas Bloch und Oliver Vins arbeiten in einem Altbau im rauen Frankfurter Stadtteil Gallus, nicht weit vom Start-up-Kollegen Ayondo. In den Räumen herrscht ein Hauch von Silicon-Frankfurt-Atmosphäre mit Biergartenbänken in der Küche und offenem Pausenbereich.

Hankir hat seine Position im Bankenteam der Beratung McKinsey aufgegeben, weil es ihn nach unzähligen PowerPoint-Präsentationen in den Fingern kribbelte, eigene Ideen umzusetzen. „Der Impuls kam bei einem Projekt in Vietnam“, erzählt er. Dort testete er neue Filialmodelle für eine lokale Bank. Auch Vins ist ein Ex-Meckie, Finanzchef Bloch war Investmentbanker bei JP Morgan in Frankfurt.

Die stabilsten Banken der Welt
Bank of China Holdings, Hong Kong Quelle: REUTERS
Skandinaviska Enskilda Banken Quelle: REUTERS
Platz 8: Pohjola Bank, FinnlandNeben asiatischen Banken dominieren Institute aus Nord-Europa das Ranking. Die finnische Pohjola Bank kommt mit 28,5 Punkten auf Platz 8. Die Geschäftsbank hat in Finnland einen Marktanteil von fast einem Viertel bei Unternehmenskrediten. In der Untersuchung liegen die Finnen besonders bei der Absicherung von Problem-Krediten international weit vorne.
DBS-Bank Quelle: REUTERS
BayernLB Quelle: dpa
Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor al Thani Quelle: dpa
OCBC-Bank Quelle: Reuters

Die drei haben das Jungunternehmen mit dem akademisch gesicherten Wissen gegründet, dass in Anlegerseelen oft die dunkle Seite die Oberhand gewinnt. Der Zocker in uns lässt selbst sonst ganz vernünftige Menschen ihr Geld in die angeblich einzige und beste Superaktie stecken, nur um ebenso schnell wieder auszusteigen, sobald Bank- oder Finanzberater eine noch einzigartigere Chance empfehlen.

„Wer sich derart durch die Kapitalmärkte treiben lässt, wird schnell arm, weil die Kosten für Käufe und Verkäufe oft die Rendite aufzehren“, sagt Hankir. Vaamo will daher seine Nutzer zu mehr Disziplin beim Sparen zwingen – nach wissenschaftlichen Kriterien statt nach Geheimrezepten selbst ernannter Finanzgurus.

Punkten beim Kunden soll die einfache Bedienung. Dabei füttern Sparer die Internet-Seite mit ihrem Ziel – zum Beispiel 50 000 Euro für das Studium des heute achtjährigen Kindes in zehn Jahren – und bekommen sofort die nötige monatliche Sparrate ausgespuckt. Dabei lässt sich prüfen, wie stark das Sparziel leidet, wenn man mal weniger zurücklegen kann. Wer riskanter investiert, kann in guten Zeiten wegen der höheren geplanten Rendite mit niedrigeren Monatsbeiträgen hinkommen, fährt bei Crashs aber größere Verluste ein. Auch das machen Schaubilder transparent, sobald der Kunde die Seite mit seinen Sparzielen füttert.

Das Geld der Anleger fließt in fünf Indexfonds des US-Anbieters Dimensional, zu dessen Mitgründern Wirtschafts-Nobelpreisträger Eugene Fama zählt. Die Aufteilung in Aktien- und Anleihenfonds richtet sich nach der Risikoneigung. Ist die hoch, landen mehr stärker schwankende Aktien und weniger der verlässlichen, aber niedrig verzinsten Anleihen im Portfolio.

Vaamo wählte Dimensional, weil sich mit diesem Anbieter die drei Risikoklassen hoch, mittel und gering ohne Vertriebs- und Bestandsprovision abbilden lassen. Vaamo kassiert jedes Jahr bis zu 1,19 Prozent des angelegten Geldes, dazu kommen laufende Kosten des Fondsanbieters von bis zu 0,48 Prozent. Bei einem investierten Betrag von 5000 Euro spart das mehr als 100 Euro im Vergleich zu Fondsanlagen, wie sie Filialbanken vermitteln.

Vielleicht ist Vaamo mit seinem kühl kalkulierten Konzept etwas zu brav für die Web-Welt. Seine Nische bei rational getriebenen Anlegern wird das Portal aber finden. Ambitionierte Renditejäger hingegen werden sich schnell wieder abwenden, wenn andere Versuchungen locken.

Sollte Vaamo pleitegehen, könnten die Nutzer ihr investiertes Geld beim Fondsdienstleister FFB abrufen, mit dem das Start-up zusammenarbeitet. FFB sitzt in der Nähe von Frankfurt und verwaltet 600 000 Depots von Kunden verschiedener Anlagegesellschaften.

Sparer sollten beachten, dass Vaamo nur mit einer Fondsgesellschaft zusammenarbeitet. Sinnvoller wäre eine Streuung über mehrere Anbieter. Günstige Fondsanlagen finden Privatanleger auch bei Direktbanken: Sie bieten über das Internet börsengehandelte Indexfonds an, bei denen Provisionen und Depotgebühren anfallen, aber keine Kosten für Fondsmanagement. Allerdings fehlt dort die bei Vaamo gebotene Transparenz und Kontrolle des Sparziels.

  • Kundennutzen: Hoch, weil typische Anlegerfehler ausgemerzt werden
  • Marktchancen: Mittel, da rein rational und akademisch aufgezogen
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