Doch auch dieser Traum ist nun endgültig geplatzt. Bei der Vorlage der Bilanz am Dienstag sprach Diamonds Nachfolger Antony Jenkins Klartext: "Mir geht langsam die Geduld aus", erklärte er, nachdem er allein für drohende Strafen wegen Manipulationen im Währungsmarkt eine Aufstockung der Rückstellungen auf insgesamt 1,2 Milliarden Pfund (1,7 Milliarden Euro) bekanntgeben musste. Durch diese und weitere Sonderbelastungen rutschte Barclays 2014 ins Minus und wies einen Nettoverlust von 174 Millionen Pfund aus.
Der Gewinn bei der Investmentbank fiel um 32 Prozent und die Eigenkapitalrendite der Sparte sank auf nur noch 2,7 Prozent - und war damit weit entfernt von den zwölf Prozent, die Jenkins vorgegeben hatte. Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte der Barclays-Chef angekündigt, die Investmentbank-Tochter werde schrumpfen, mehrere tausend Mitarbeiter mussten bereits gehen. Insgesamt sollen 7000 Jobs gestrichen werden. Nun ist klar: Barclays hat seine globalen Ambitionen begraben und konzentriert sich neben dem Heimatmarkt Großbritannien lediglich auf die USA.
Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die Renditen im Investmentbanking nie mehr so hoch sein dürften wie vor der Krise. Denn die Verschärfung der Regulierung, die bedeutet, dass bestimmte riskante Handelsaktivitäten mit mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen, hat diese Geschäfte erheblich verteuert. Außerdem schaden die weltweit niedrigen Zinsen dem Anleihehandel, der einst ein wichtiger Gewinnbringer der Investmentbanken war. Das alles beeinträchtigt die Renditechancen. Dennoch setzen die US-Banken und die Deutsche Bank anders als ihre britischen Rivalen weiterhin aufs Investmentbanking und hoffen außerdem darauf, dass der Konsolidierungsprozess ihnen neue Geschäfte bescheren wird.
Pyrrhus-Sieg
Die beiden anderen britischen Großbanken, Lloyds Bank und HSBC, hatten schon immer weniger Ambitionen im Investmentbanking, weil sie sich vor allem auf das Firmen- und Privatkundengeschäft konzentrierten. Deshalb ist die Kehrtwende von Barclays und RBS bedeutsam für die Kunden und für den Finanzplatz London, dessen Aufstieg nach dem Big Bang - der großen Deregulierung des Bankenwesens im Jahr 1986 - unaufhaltsam schien.
An der Themse werden künftig, wie beim Tennisturnier von Wimbledon, vor allem die großen ausländischen Player punkten können. Das gilt in erster Linie für die Wall-Street-Häuser wie Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley und BoA Merrill Lynch, aber auch für die Deutsche Bank. Für die Kunden der Investmentbanken bedeutet eine Reduktion des Wettbewerbs, so wie er sich jetzt abzeichnet, allerdings höhere Preise für Finanz- und Kapitalmarktdienstleistungen.
Einige ausländische Geldhäuser drohten allerdings bereits damit, sie könnten ihre Aktivitäten in Großbritannien verringern, falls die Briten sich 2017 in einem Referendum zum Ausstieg aus der EU entschließen sollten. Sicher ist es zwar nicht, dass die Volksabstimmung überhaupt stattfinden wird, denn das wird davon abhängen, ob die Konservativen bei den Wahlen im Mai gewinnen. In diesem Fall könnte sich der Triumph, den die britische Regierung gegen die EZB erzielte, jedoch als Pyrrhus-Sieg erweisen, wenn die Briten die EU in ein paar Jahren tatsächlich verlassen sollten.