Finanzzentrum Londons Banker rutschen in die Zweitklassigkeit

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Bedeutsame Kehrtwende für den Finanzplatz London

Doch auch dieser Traum ist nun endgültig geplatzt. Bei der Vorlage der Bilanz am Dienstag sprach Diamonds Nachfolger Antony Jenkins Klartext: "Mir geht langsam die Geduld aus", erklärte er, nachdem er allein für drohende Strafen wegen Manipulationen im Währungsmarkt eine Aufstockung der Rückstellungen auf insgesamt 1,2 Milliarden Pfund (1,7 Milliarden Euro) bekanntgeben musste. Durch diese und weitere Sonderbelastungen rutschte Barclays 2014 ins Minus und wies einen Nettoverlust von 174 Millionen Pfund aus.

Die wertvollsten Namen der Bankenwelt
Die spanische Großbank Santander eröffnet das Ranking der wertvollsten Bankenmarken der Welt. Die Auswertung für das vergangene Jahr lieferte das Magazin „The Banker“. Bei der Bewertung der Marke spiele besonders der Geschäftsausblick (Gewinnprognose) und die Wahrnehmung von Risiken eine entscheidende Rolle. Viele Institute arbeiten an ihrem Markenwert, der sich nicht nur in Kundenvertrauen widerspiegelt, sondern auch in Eigenständigkeit und Innovation. Sprich: Eine starke Marke fällt im Wettbewerb auf. Die Spanier kommen auf einen Markenwert von 18,7 Milliarden US-Dollar, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Das Markenrating ist AAA-. Quelle: Reuters
Die Bank of China zählt zu den vier riesigen Staatsbanken der Volksrepublik. Ihr Umsatz liegt bei über 300 Milliarden Yuan im Jahr. Das entspricht grob 40 Milliarden Euro. Im Boomland China haben die regulierten Institute reichlich zu tun. Die Bank of China wird zudem vom Finanzstabilitätsrat als systemrelevant überwacht und muss strenge Auflagen erfüllen. Der Markenwert beträgt rund 20,4 Milliarden Dollar, 22 Prozent mehr als zuletzt. Quelle: dpa
Die teilverstaatlichte chinesische Bank ist eine der größten ihrer Art. Die ABC hat schätzungsweise 320 Millionen Privatkunden und etwa 2,7 Millionen Geschäftskunden. Fast eine halbe Million Menschen arbeitet in knapp 24.000 Filialen. 2010 sammelte die Bank mit ihrem Börsengang 22,1 Milliarden Dollar ein. Ihr Markenwert beträgt 22,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 28 Prozent. Quelle: REUTERS
First, we take Manhattan: JP Morgan Chase sitzt in New York und ist nach Marktkapitalisierung die größte Bank der USA und nach Eigenkapital das zweitgrößte Finanzinstitut der Welt. Den Markenwert können da auch die hohen Handelsverluste – also Fehlspekulationen – aus dem Jahr 2012 nicht nachhaltig schmälern. Die Marke Chase ist rund 24,8 Milliarden Dollar schwer. Der Zuwachs beträgt sieben Prozent. Quelle: DAPD
25,7 Milliarden Dollar beträgt der Markenwert der Bank of America – noch, muss man sagen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von vier Prozent. Das Fachmagazin „The Banker“, was die BoA 2008 noch als wertvollste Bankmarke führte, bescheinigt dem Finanzriesen, nach Eigenkapital das größte Institut seiner Art zu sein. Auch die Bank of America darf sich über das Prädikat „systemrelevant“ freuen – das stärkt natürlich das Markenvertrauen. Quelle: dpa
Wie die BoA gehört auch die Citigroup zu den „Big Four“ der US-Banken. Zuletzt lag die Bilanzsumme des Riesen bei 1,88 Billionen Dollar, der Umsatz 76,4 Milliarden. Sie ahnen es – systemrelevant, streng kontrolliert. Der Markenwert beträgt 26,2 Milliarden Dollar, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. Quelle: DAPD
China wächst buchstäblich in den Himmel. In den zahlreichen Millionenmetropolen kommen mit dem Industrie-Boom auch die Wolkenkratzer. Der Bauwirtschaft kommt das gelegen – und damit der China Construction Bank, die rund 27 Prozent aller Baukredite im Reich der Mitte vergibt. Der Markenwert liegt bei 26,4 Milliarden Dollar. Das sind stolze 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: REUTERS

Der Gewinn bei der Investmentbank fiel um 32 Prozent und die Eigenkapitalrendite der Sparte sank auf nur noch 2,7 Prozent - und war damit weit entfernt von den zwölf Prozent, die Jenkins vorgegeben hatte. Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte der Barclays-Chef angekündigt, die Investmentbank-Tochter werde schrumpfen, mehrere tausend Mitarbeiter mussten bereits gehen. Insgesamt sollen 7000 Jobs gestrichen werden. Nun ist klar: Barclays hat seine globalen Ambitionen begraben und konzentriert sich neben dem Heimatmarkt Großbritannien lediglich auf die USA.

Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die Renditen im Investmentbanking nie mehr so hoch sein dürften wie vor der Krise. Denn die Verschärfung der Regulierung, die bedeutet, dass bestimmte riskante Handelsaktivitäten mit mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen, hat diese Geschäfte erheblich verteuert. Außerdem schaden die weltweit niedrigen Zinsen dem Anleihehandel, der einst ein wichtiger Gewinnbringer der Investmentbanken war. Das alles beeinträchtigt die Renditechancen. Dennoch setzen die US-Banken und die Deutsche Bank anders als ihre britischen Rivalen weiterhin aufs Investmentbanking und hoffen außerdem darauf, dass der Konsolidierungsprozess ihnen neue Geschäfte bescheren wird.

Pyrrhus-Sieg

Die beiden anderen britischen Großbanken, Lloyds Bank und HSBC, hatten schon immer weniger Ambitionen im Investmentbanking, weil sie sich vor allem auf das Firmen- und Privatkundengeschäft konzentrierten. Deshalb ist die Kehrtwende von Barclays und RBS bedeutsam für die Kunden und für den Finanzplatz London, dessen Aufstieg nach dem Big Bang - der großen Deregulierung des Bankenwesens im Jahr 1986 - unaufhaltsam schien.

An der Themse werden künftig, wie beim Tennisturnier von Wimbledon, vor allem die großen ausländischen Player punkten können. Das gilt in erster Linie für die Wall-Street-Häuser wie Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley und BoA Merrill Lynch, aber auch für die Deutsche Bank. Für die Kunden der Investmentbanken bedeutet eine Reduktion des Wettbewerbs, so wie er sich jetzt abzeichnet, allerdings höhere Preise für Finanz- und Kapitalmarktdienstleistungen.

Einige ausländische Geldhäuser drohten allerdings bereits damit, sie könnten ihre Aktivitäten in Großbritannien verringern, falls die Briten sich 2017 in einem Referendum zum Ausstieg aus der EU entschließen sollten. Sicher ist es zwar nicht, dass die Volksabstimmung überhaupt stattfinden wird, denn das wird davon abhängen, ob die Konservativen bei den Wahlen im Mai gewinnen. In diesem Fall könnte sich der Triumph, den die britische Regierung gegen die EZB erzielte, jedoch als Pyrrhus-Sieg erweisen, wenn die Briten die EU in ein paar Jahren tatsächlich verlassen sollten.

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