FinTech, Filiale, Fortschritt Fünf Thesen für die Bank der Zukunft

Seite 2/2

Banken müssen wieder Geld verdienen

Aus Sicht des Finanzexperten Bajorat beschränken sich viele Banken bei der Kompetenzdiskussion derzeit noch auf das Thema Regulierung. Dieses ist komplex und schwer zu beherrschen und gerade für neu ins Spiel einsteigende Konkurrenten schwer zu durchschauen. Für die Banken dagegen sei die Regulatorik zwar ein Heimspiel, doch es reiche nicht, sich hinter diesem Heimvorteil zurückzuziehen. „Eine Bank muss das Finanzgeschäft in seiner Gesamtheit und vor allem die Kunden im Blick haben“, sagt Bajorat.

Hans-Jürgen Walter, Partner und Leiter des Bereichs Financial Services beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte, sieht die Regulierung als hohe Hürde für den Markteintritt von Internet- oder FinTech-Firmen in das Bankgeschäft.

Die Neulinge würden sich daher vor allem auf Produkte und Leistungen konzentrieren, die nicht zum klassischen Banking zählten. Dazu gehörten etwa neue technische Lösungen für den Zahlungsverkehr. Geldinstitute könnten sich so auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren.





3.     FinTech wirkt

Beim Weg der Banken in die Zukunft sind die jungen, digitalen Finanzdienstleister nicht wegzudenken, die unter dem Schlagwort FinTech Popularität haben.

Keiner der neuen Wettbewerber ist schon so groß, dass er wie die Bankenbranche ganze Volkswirtschaften mit Finanzdienstleistungen versorgen kann. Und natürlich werden viele der Start-ups, die heute noch für Furore sorgen, morgen wieder verschwunden sein. Doch ein solcher Ausleseprozess ist normal in der Start-up-Szene. FinTech wird seine Wirkung hinterlassen, davon sind nicht nur Digitalfreaks wie Bajorat überzeugt.

„FinTechs werden die Banken nicht ersetzten“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Kötter. „Aber sie dienen als Brandbeschleuniger, um die Innovationskraft der Banken bei der Technologisierung ihres Geschäfts zu wecken.“

Die Probleme der FinTech-Branche

Auch der Neue Markt hat, trotz seines finanziellen Scheiterns eines Großteils der Investoren und Anleger, die Digitalisierung der Wirtschaft eingeläutet. Nach dem Einzelhandel, der vom E-Commerce aufgerollt wird, und den Medien, die von Papier auf Bildschirme umschalten müssen, ist jetzt der Finanzsektor dran.

4.     Die Alt-IT muss weg

Allerdings gibt es auf dem Weg in die technologische Zukunft noch ein großes Hindernis. Dieses liegt in den wuchernden IT-Systemen der Banken, die historisch nach und nach gewachsen sind und daher nur schwer modernisiert werden können. Die marode Alt-IT wirkt nicht nur als Innovationsbremse, sondern könnte sich auch als Sicherheitsrisiko entpuppen.

„Das wird eine wichtige Aufgabe für Anleger, Einleger, Investoren und Finanzaufsicht“, erwartet Wissenschaftler Kötter. Um Kundendaten zu schützen und den Zahlungsverkehr zu sichern, müssten Cyberbetrüger und Terroristen abgewehrt werden. Teil dieser Sicherungsaufgaben dürfte der Schutz vor dem ungehemmten Zugriff von Geheimdiensten auf die Banksysteme sein.

5.     Wieder Geld verdienen

Im Oktober 2015 sorgte die Unternehmensberatung Bain & Company mit einer Studie für Aufsehen. Laut der fehlen den deutschen Banken bis 2025 Gewinne von 25 Milliarden Euro, um die Ansprüche ihrer Anteilseigner bedienen zu können. Selbst bei radikalen Kostensenkungen von rund 30 Prozent und einem Abbau von 240.000 Stellen ließe sich diese Ergebnislücke allenfalls halbieren. Eine Lösung seien daher Fusionen.

Diese Margenschwäche des Bankgeschäfts ist, so zynisch es klingt, neben den teuren Regulierungsauflagen eine Hürde für den Markteintritt von Wettbewerbern. Für Internetgiganten wie Google, Apple und Facebook, denen viele Experten Ambitionen im Bankgeschäft nachsagen, sei einfach zu wenig Gewinnpotenzial zu erkennen, um tatsächlich in den Finanzsektor einzusteigen. Das sagte Michael Kemmer, Chef des Bankenverbands, bereits im vergangenen Jahr.

Ein dauerhafter Schutz vor Wettbewerbern ist die desolate Gewinnsituation jedoch nicht. Auf kurze Sicht schreckt die geringe Profitabilität tatsächlich Angreifer ab. Aber die hohen Kosten und bescheidenen Einnahmen lassen auch die Kurse sinken, was feindliche Übernahmen zur Folge haben könnte – selbst wenn in den Bilanzen der Banken jede Menge Altlasten schlummern.

Dann heißen die Finanzkonzerne von morgen vielleicht wirklich einmal Alibaba oder Amazon. Die schmucken Testfilialen der Banken von heute hätten dann zumindest schon den passenden futuristischen Look.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%