Bei ihrer letzten Pressekonferenz vor einem Jahr hatte die staatliche Förderbank eine Bombe platzen lassen. Diese hat sie nun etwas entschärft. Damals wollte die KfW prüfen, ob sie technisch und juristisch in der Lage ist, Kredite mit negativen Zinsen zu vergeben. Das hätte eine verkehrte Geldwelt zur Folge gehabt, in der Schuldner Geld von der Bank bekommen – jedenfalls bei von der KfW geförderten Projekten.
In den Genuss negativer Zinsen werden Privatleute oder Unternehmen, die günstige KfW-Projekte in Anspruch nehmen, nun aber nicht kommen. Das öffentlich-rechtliche Institut könnte ausgewählte Fördergelder allerdings mit negativen Zinsen an die Geschäftsbanken verteilen, die mit der KfW zusammenarbeiten. Wie, hat ihr Chef Ulrich Schröder auf der heutigen Pressekonferenz zu den Geschäftszahlen 2015 erklärt. Das Thema sei im Vorstand umstritten, sagte Schröder: „Wir haben keine Absicht, unsere Zinsen so zu gestalten, dass der Endkunde Negativzinsen sieht.“
Die Hausbanken würden das Geld dann also auch künftig an ihre Kunden weitergeben, den Kredit aber wie gewohnt mit einem Zuschlag zum KfW-Zins versehen, sodass der Zins für den Endkunden wieder im positiven Bereich landet. Daher werden Schuldner unterm Strich kein Geld von ihrer Bank bekommen.
Die KfW hält dabei an ihrem Durchleitprinzip fest, verteilt also Förderkredite nicht direkt an Verbraucher und Unternehmen, sondern schaltet Geschäftsbanken für die Abwicklung dazwischen. Das historisch niedrige Zinsniveau hat es für die KfW zuletzt schwer gemacht, Kredite zu vergeben, die billiger sind als am Markt. Nur so kann sie einen finanziellen Anreiz für aus politischer Sicht förderungswürdige Zwecke setzen – etwa Umweltschutz oder Energieeffizienz. Während Geschäftsbanken angesichts niedriger Zinsen über sinkenden Margen leiden, grübelt die KfW darüber, wie sie in diesem Umfeld überhaupt noch günstigere Konditionen bieten kann.
Ansonsten setzt die staatliche Förderbank KfW setzt voll auf Digitalisierung. „Die Kfw macht viele Dinge ganz toll, ist aber nicht unbedingt bekannt für Schnelligkeit“, sagte KfW-Chef Ulrich Schröder bei der Bilanzvorlage am Montag in Frankfurt. „Der Kontakt mit dem Kunden läuft in Zukunft digital. Die Digitalisierung zwingt uns, schnell zu werden.“ Schröder betonte: „Die Hausbank bleibt die Hausbank, wir wollen keine direkte Kreditverbindung mit Kunden eingehen.“ Privatleute wie Gewerbetreibende kommen über Geschäftsbanken an die zinsgünstigen KfW-Angebote.
„Was wir schaffen müssen 2016 ist, das Thema Digitalisierung als ein Themenfeld für die gesamte Bank zu betreiben“, sagte Schröder. Im Februar hatte die KfW, die auch stark im Ausland engagiert ist, angekündigt, die minutenschnelle von Förderkrediten für Bauherren und Wohnungskäufer auf alle Finanzierungspartner auszuweiten. Bis Ende 2017 sollen zudem alle gewerblichen Angebote digitalisiert sein.
Weitere Impulse auf diesem Gebiet erhofft sich die KfW von ihrem designierten Vorstandsmitglied Joachim Nagel. Nagel war bis Ende April im Bundesbank-Vorstand für Informationstechnologie zuständig. Er wechselt zum 1. November als Generalbevollmächtigter zur KfW und soll ein Jahr später in den Vorstand der Förderbank einziehen.
Beim Gewinn knackte das vom Bund (80 Prozent) und den Ländern (20 Prozent) kontrollierte Institut 2015 - wie bereits im Februar angedeutet - erstmals seit drei Jahren wieder die Marke von zwei Milliarden Euro. Mit 2,17 Milliarden Euro wurde der Vorjahresüberschuss (1,51 Mrd Euro) deutlich übertroffen.
Die KfW erklärte das aber auch mit Sondereffekten, etwa einer im Jahresvergleich knapp 100 Millionen Euro niedrigeren Risikovorsorge und positiven Effekten bei der Absicherung von Zins- und Währungsrisiken. Zudem boomte die Nachfrage nach Fördergeldern, die KfW Bankengruppe sagte Kredite in Höhe von 79,3 Milliarden Euro zu. Das war das zweithöchste Volumen seit der Finanzkrise 2007/2008.
Die Planungen für 2016 sind vorsichtig. Ein Überschuss in dieser Größenordnung „lässt sich nicht wiederholen“, sagte Schröder, der sich knapp fünf Monate nach Bekanntmachung einer Krebserkrankung zurückmeldete. „Realistisch ist, davon auszugehen, dass wir ein Ergebnis erzielen werden, was um die Milliarde liegen wird.“