Fosun kauft Hauck & Aufhäuser Chinesischer Konzern auf Einkaufstour in Deutschland

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Fosuns Vorbild: Warren Buffett

Anfang 2014 hat Fosun für rund eine Milliarde Euro die größte portugiesische Versicherung Caixa Seguros übernommen. Versicherungen sollen in Zukunft das Kerngeschäft bilden, der Konzern ist auch an der israelischen Phoenix und der amerikanischen Meadowbrook beteiligt. Darin eifert Guo seinem Vorbild Buffett nach. Die reichlich vorhandenen Anlagegelder der Versicherungen sollen dabei helfen, die weltweite Expansion zu finanzieren.

Über die Jahre ist es Fosun stets aufs Neue gelungen, rechtzeitig auf Megatrends zu setzen, die die chinesische Wirtschaft prägten. „Dein Vorteil kommt daher, dass du den Wandel schneller spürst“, sagt Guo. Für die Gründung vor mehr als 20 Jahren hatten die vier Studenten den Gegenwert von damals 4000 US-Dollar aufgebracht. Fosun startete mit Marktstudien – unter anderem dazu, wie und wo man am besten die beliebten Mondkuchen verkauft.

Expansion Richtung Westen

Von 1994 an investierte Fosun in junge Pharmaunternehmen, weil der Arzneimarkt in China sich zaghaft zu liberalisieren begann. Anfang des Jahrtausends setzte Fosun dann vor allem auf Immobilien und gründete Forte, heute einer der größten Immobilienentwickler des Landes. Und als Chinas Rohstoffboom einsetzte, standen Stahlunternehmen sowie Gold- und Eisenerzminen oben auf der Einkaufsliste.

Die nächsten 15 Giganten aus China

Heute hat der Konzern 37.000 Mitarbeiter und setzt mehr als zehn Milliarden US-Dollar um. Seit 2007 ist Fosun in Hongkong an der Börse notiert, der aktuelle Börsenwert liegt bei 19,2 Milliarden Dollar.

Die Expansion Richtung Westen begann 2010. Seitdem hat Fosun mehr als 25 Milliarden Dollar im Ausland investiert. Zu den Erwerbungen gehören Gebäude mit Außenwirkung wie das One Chase Manhattan Plaza in New York, das Guo für 725 Millionen Dollar von JP Morgan kaufte und in 28 Liberty umbenannte, oder das City Group Center in Tokio. Die Expansion ist größtenteils auf Pump finanziert. Ende 2014 hatte Fosun Schulden von etwa 17 Milliarden Dollar.

Aktiv mitmischen

Bei Kaufverhandlungen tritt Fosun professionell auf, der Konzern hat Investmentbanker von großen Instituten abgeworben und kooperiert unter anderem mit den US-Finanzinvestoren Fortress und Carlyle. Verhandlungspartnern fällt auf, dass Fosun immer noch stark auf seine Gründer ausgerichtet ist. Sie treffen letztlich alle Entscheidungen. Dabei ist der Konzern kein passiver Geldgeber, sondern mischt sich aktiv ein.

Zeitweise überdreht er dann das Rad, wie zuletzt offenbar bei der BHF-Bank in Frankfurt. Fosun ist mit knapp 20 Prozent an deren Muttergesellschaft BHF Kleinwort Benson beteiligt, Tochtergesellschaften halten weitere zehn Prozent. Zum Abgang von Bankchef Robens soll neben operativen Problemen auch dessen ebenso enges wie undurchsichtiges Verhältnis zum Großaktionär Fosun beigetragen haben. Trotz dieser Verbindung sollen sich zudem Hoffnungen auf wachsendes Geschäft der Bank in China kaum erfüllt haben, heißt es in Frankfurt.

Fosun tat sein Missfallen über den Rauswurf Robens’ in ungewohnter Schärfe öffentlich kund. Das hat in der Bank für Unruhe gesorgt. Insider werfen Fosun fehlendes Verständnis der Regeln westlicher Unternehmensführung vor, ein Großaktionär könne schließlich nicht allein die Richtung vorgeben. Wie es bei der BHF-Bank weitergeht, ist unklar, die Vermutungen reichen vom Versuch einer Komplettübernahme durch Fosun bis zum Rückzug. In jedem Fall zeigt der Streit eins: das gewachsene Selbstbewusstsein der Chinesen.

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