Freytags-Frage

Wann beginnt das Bankensterben?

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Deutsche Banken trifft es besonders hart

Deshalb ist die Kritik des EZB-Vorstandsmitglieds Yves Mersch, Probleme des Bankensektors seien ausschließlich hausgemacht und hätten nichts mit der Niedrigzinspolitik zu tun, unangemessen. Selbst wenn die Effizienzspielräume ausgenutzt werden, wird die Niedrigzinspolitik dafür sorgen, dass prinzipiell erfolgreiche Geschäftsmodelle kleiner Banken unter Druck geraten. Dies trifft dann eben die deutschen Banken besonders stark, weil die Genossenschaftsbanken und Sparkassen in der Fläche sehr erfolgreich waren und nun unter Druck geraten.

Hier steht die Sparwelt Kopf
Sparschwein Quelle: dpa
RaiffeisenbankIn die Schlagzeilen schaffte es zuletzt die bayerische Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee. Diese verlangt von reichen Sparern, die mehr als 100.000 Euro auf Giro- oder Tagesgeldkonten lagern, künftig 0,4 Prozent Strafzinsen. Bankchef Josef Paul sagte am 11. August, er hüte 40 Millionen Euro, die von einem Tag auf den anderen abgehoben werden könnten und die er nicht verwerten könne. „Die liegen bei mir auf dem Zentralbankkonto und verursachen 0,4 Prozent Kosten“, sagte der Bankchef. „Ich kann nicht für jede Million 4000 Euro hinlegen.“ Er ist nicht der Einzige, der so denkt... Quelle: dpa
Deutsche Skatbank Quelle: dpa
Sparkasse Oberhausen Quelle: dpa
Alternative Bank Schweiz Quelle: Handelsblatt
Lombard Odier Quelle: dpa
Euro-Abwertung in der Schweiz Quelle: Getty Images

Für belgische oder italienische Zentralbanker mag es dabei unerheblich sein, dass ein bestimmtes Geschäftsmodell obsolet wird. Es war dann eben nicht mehr zeitgemäß, oder? Leider ist es nicht so einfach.

Denn selbst wenn es nur kleine Banken sind, die unter Druck geraten oder gar aus dem Markt ausscheiden müssten – es wären unter Umständen sehr viele der deutschen kleineren Banken zeitgleich. Kann es sich die Eurozone leisten, viele eigentlich erfolgreiche Banken mit einer Politik, die ihre Ziele zweifelsfrei verfehlt, aus dem Markt zu scheuchen? Dann müsste wiederum die Systemfrage gestellt werden, nämlich danach, ob das Finanzsystem es aushält.

Außerdem ist zu bedenken, dass gerade die kleinen Banken und Sparkassen in der Fläche für die Kreditgewährung des Mittelstandes sehr wichtig sind. Die Frage stellt sich, ob die Kreditvergabe in Apolda, Husum oder am Niederrhein genauso reibungslos verlaufen wird, wie es bisher der Fall ist, falls die lokale Sparkasse oder Volksbank schließt. Sind diese regionalen Teilmärkte für die privaten Großbanken genau so attraktiv? Haben sie dafür die Expertise? Das darf bezweifelt werden.

Vor diesem Hintergrund sollte die EZB nicht so tun, als ob das Ausscheiden einiger kleiner Banken deren eigenes Problem, aber kein gesamtwirtschaftliches wäre. Sollte es doch eines werden, würde Professor Stiglitz‘ Prognose schneller Realität werden, als es ihm und uns allen Recht wäre.

Rund um den Globus bilden sich Immobilienblasen, selbst unsichere Staatsanleihen bringen kaum Zinsen. Was zu passieren droht, wenn die Zentralbanken die Zinsen anheben, zeigen wir in dieser Story.
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