Geschäftsjahr Erste Group rechnet mit Rekordverlust

Das Ungarn- und Rumäniengeschäft verhagelt der Ersten Bank die Bilanz. Das Geldhaus rechnet für 2014 mit einem Milliardenverlust. Es ist dritte Gewinnwarnung eines österreichischen Unternehmens innerhalb weniger Tage.

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Erste Group in Wien: Das Geschäft in Ungarn und Rumänien bereitet der Bank bereits seit Jahren Kopfzerbrechen. Quelle: Reuters

Wien Die Erste Group erwartet wegen anhaltender Probleme in Ungarn und Rumänien im laufenden Jahr einen Rekordverlust: Unter dem Strich werde voraussichtlich ein Minus von 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro stehen, teilte das Spitzeninstitut der österreichischen Sparkassen am Donnerstagabend nach Börsenschluss mit. Grund dafür sind hohe Einbußen durch die Pläne der ungarischen Regierung, die Banken bei Fremdwährungskrediten erneut zur Kasse zu bitten.

In Rumänien machen der Bank höhere Vorsorgen für faule Kredite zu schaffen. Konzernweit erwartet das Institut hier nun einen Anstieg der Vorsorgen auf 2,4 Milliarden statt der bislang in Aussicht gestellten 1,7 Milliarden Euro. Zudem droht der Erste Group bei der rumänischen Tochter im schlimmsten Fall eine Abschreibung von einer Milliarde Euro, sollte die Bank ihre dortigen Firmenwerte und latente Steuern komplett wertberichtigen. Die Erste-Aktie hatte tagsüber bereits rund zwei Prozent an Wert verloren.

Es ist die dritte Gewinnwarnung eines österreichischen Unternehmens innerhalb weniger Tage wegen Problemen in Osteuropa: Auch die Telekom Austria und der Versorger EVN mussten ihre Prognose kippen und erwarten nun Verluste.

Das Geschäft in Ungarn und Rumänien bereitet der Bank bereits seit Jahren Kopfzerbrechen. 2011 verbuchte die Erste wegen hoher Abschreibungen in beiden Märkten einen Jahresverlust von 719 Millionen Euro. Durch die nun erwarteten neuen Einbußen werde die harte Kernkapitalquote auf etwa zehn Prozent zum Jahresende schrumpfen – nach 11,1 Prozent per Ende März. Damit erfüllt die Bank die Anforderungen der Regulierer immer noch – auch ohne zusätzliche Kapitalspritzen. Für das laufende Jahr werde die Bank aber keine Dividende ausschütten, sagte ein Sprecher.

In Ungarn hatte die Regierung von Viktor Orban Banken bereits vor einigen Jahren gezwungen, Dollar- oder Eurokredite in die Landeswährung Forint zu wechseln. Das hatte den Instituten milliardenschwere Verluste eingebrockt. Doch trotz der Maßnahme ist das Problem nicht gelöst: Vor der Finanzkrise haben viele Ungarn solche Fremdwährungskredite aufgenommen, die sie nun wegen des Verfalls des Forint nicht mehr zurückzahlen können. Die Regierung will die Banken nun unter anderem dazu verdonnern, rückwirkend Zins- und Gebührenerhöhungen für diese Kredite zurückzunehmen.

In Rumänien muss sich die Erste auf Druck der dortigen Notenbank von faulen Krediten trennen. Hintergrund ist die bevorstehende vertiefte Bilanzprüfung der EZB, bei der auch das Sparkassenspitzeninstitut unter die Lupe genommen wird. Die Erste könne beim Verkauf solcher notleidender Kredite aber nicht so hohe Preise erzielen wie gedacht.

Angesichts dieser trüben Aussichten muss das Institut schlimmstenfalls den kompletten Firmenwert in Rumänien von 800 Millionen Euro abschreiben. Hinzukommen könnte auch noch eine Abschreibung latenter Steuern über 200 Millionen Euro. 2015 rechnet die Erste Group mit einem „stark verbesserten Nettoergebnis“ - trotz weiterhin hoher Bankensteuern, wie die Bank erklärte.

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