Wenn die Täter erfolgreich sprengen – wieviel Geld erbeuten sie dann?
Es kommt darauf an, wie hoch die Stückelung der Banknoten in den Geldautomaten ist. Gibt es Geldkassetten mit 200-Euro-Scheinen, ist die Beute dementsprechend höher. Ein Sicherheitsexperte der Sparkassen schätzt die Menge in den Automaten auf einen Beitrag zwischen 50.000 und 100.000 Euro ein. Die Polizei will die erbeuteten Summen nicht bekannt geben, um Nachahmer nicht auf den Plan zu rufen. Nach einer Sprengung im November in Thüringen berichtete der MDR, dass die Täter „mehr als 200.000 Euro erbeutet haben“.
Welche deutschen Banken haben bereits Sicherheitsmaßnahmen gegen Sprengungen getroffen?
Ein einheitliches Sicherheitskonzept gibt es nicht, jedes Institut muss selbst entscheiden, ob und wie es seine Geldautomaten schützt. Die Sparkasse Saarbrücken gilt bei den deutschen Sparkassen als Vorreiter in Sachen Nachrüstung. Im Jahr 2014 waren bei fünf Sprengungen Vermögens- und Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro entstanden. Der Sparkassenverband Saar teilt mit, dass die Institute bisher einen hohen sechsstelligen Betrag in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen investiert haben und weiter investieren werden. So haben die Institute in vielen Filialen einen Sprengschutz für Automaten eingebaut oder nachgerüstet. Darüber hinaus tragen bauliche Veränderungen dazu bei, die Sprengwirkung so weit wie möglich einzudämmen. Automaten wurden mit Einfärbekassetten versehen, die erbeutetes Bargeld kennzeichnen und entwerten. Ergänzend dazu testen die saarländischen Sparkassen derzeit eine intelligente Videoüberwachung, die Bewegungsmuster erkennt und dann direkt Alarm auslöst. Außerdem bleiben einzelne gefährdete Filialen und Foyers mit Geldautomaten nachts geschlossen. "Mit diesen Präventivmaßnahmen erhöhen die Sparkassen das Sicherheitsniveau maßgeblich, nicht nur im Hinblick auf erneute Sprengversuche, sondern auch im Bezug auf andere Formen von Geldautomatenangriffen", sagt Christian Molitor, Geschäftsführer des Sparkassenverbandes Saar.
Wie reagieren Deutsche Bank und Commerzbank?
Deutschlands große Geldhäuser sind schweigsam, wenn es um ihren Schutz geht. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu Schadensfällen und Sicherheitsvorkehrungen grundsätzlich nicht äußern“, teilte etwa die Deutsche Bank auf Anfrage mit. Dagegen geht die Postbank, eine Tochter der Deutschen Bank, offen mit ihrem Sicherheitskonzept um: „In jedem unserer rund 2300 Automaten in Deutschland sind Tintenpatronen eingebaut", sagte ein Sprecher. Die Bank hätte schon vor Jahren umgerüstet, um Täter abzuschrecken. Trotzdem wurden dieses Jahr zehn Postbank-Geldautomaten in NRW gesprengt, die meisten davon in OBI Baumärkten.
Warum haben nicht mehr Geldautomaten in Deutschland Tintenpatronen eingebaut?
In Schweden, Belgien und Frankreich ist der Einsatz der Tinten-Technologie bereits per Gesetz verpflichtend. In den Niederlanden wird eine ähnliche Regelung diskutiert, in Deutschland bisher jedoch nicht. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Einbau für die Banken sehr teuer ist. „Neben einmaligen Nachrüstkosten pro Geldautomat rechnen wir beim Einsatz von Farbpatronen mit jährlichen Mehrkosten von 100 Millionen Euro für die deutschen Sparkassen“, sagt Petra Hoffknecht, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Sparkassenverband Westfalen-Lippe. Denn die Farbpatronen müssten auch regelmäßig nachgefüllt, instandgehalten und gewartet werden.
Doch gerade die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken verdienen in den vergangenen Jahren aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB nur wenig Geld. „Dadurch entsteht ein hoher Kostendruck in den Filialen“, berichtet ein Mitarbeiter des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Könnten Tintenpatronen den Raub wirklich verhindern?
Nein, sagt Stefan Marotzke, Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. "Einen statistisch begründeten Nachweis zur Präventionswirkung solcher Systeme in Deutschland gibt es nicht. Vielmehr ist zu vermuten, dass sich die Täter allein durch diese Technik nicht abhalten lassen würden, weil es offenbar auch einen ,Markt’ für derartig gekennzeichnete Banknoten gibt." Angesprochen auf diesen angeblichen Markt für markierte Banknoten sagt Dietmar Kneib, Chefermittler beim LKA NRW: "Dass es einen solchen Markt in Osteuropa gibt, ist nicht auszuschließen. Aber der Umtausch bedeutet für die Täter ein höheres Risiko und die Beute ist nach der Markierung weniger wert."
Die Deutsche Bahn hatte auch mal Probleme mit Diebstahl in ihren Fahrscheinautomaten. Dann haben sie Farbpatronen eingebaut. Was hat das gebracht?
2014 hatte die Deutsche Bahn einen Schaden von rund 6,7 Millionen Euro durch aufgebrochene Fahrscheinautomaten. 390 Automaten wurden aufgebrochen, ein Teil davon durch Sprengungen. Seitdem das Unternehmen die Fahrscheinautomaten mit Farbpatronen sichert, die bei einem Aufbruch das Geld markieren, ist die Zahl der Taten aber deutlich zurückgegangen. Das sagte der Sicherheitschef der Bahn, Gerd Neubeck, im Februar dieses Jahres. Die Bahn hat dieses Jahr bis zu 1000 Automaten umgerüstet. Mittelfristig soll etwa die Hälfte der 7000 Automaten mit Farbpatronen ausgestattet werden.