Goldman Sachs Die US-Bank wird für Anleger attraktiv

Goldman Sachs haftet ein schillerndes Image an. Dabei ist die US-Investmentbank nicht mehr so furchteinflößend wie einst, das Unternehmen hat sie sich immer konservativer aufgestellt. Die Aktie bietet große Chancen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Goldmans Aktienkurs hat rund 30 Prozent in einem Jahr verloren. Quelle: REUTERS

Für manchen Beobachter der Finanzmärkte ist die Investmentbank Goldman Sachs immer noch eine furchteinflößende Krake, die mit ihren Fangarmen überall mitmischt.

Doch dieses Image ist überholt. Im Fokus von Goldman Sachs stehen jetzt stabile Einnahmen aus Vermögensverwaltung und Kreditvergabe als Ausgleich für den volatilen Handel. Goldmans Aktienkurs hat trotzdem kräftig verloren, rund 30 Prozent in nur einem Jahr. Während sich die US-Börse insgesamt nicht weit unter ihren historischen Höchstständen bewegt, wurde die Goldman-Aktie zuletzt zu Kursen wie im Mai 2006 gehandelt, obwohl sich der Buchwert je Aktie seit damals etwa verdreifacht hat. Damit notiert die Aktie weit unter dem Wert des Vermögens.

Nur haben die niedrigen Kurse durchaus Gründe: Das Geschäft läuft derzeit nicht gut, an Wall Street sind die Erträge aus dem Handel mit Anleihen und Rohstoffen sowie aus Börsengängen generell eher schwach. Trotzdem bietet die Goldman-Aktie Schnäppchenjägern Chancen. Auch Goldman hält den Kurs wohl für zu niedrig – und kauft eigene Aktien zurück.

Goldman ist in vier Sparten aufgeteilt. Die Sparte Investmentbanking – Umsatzbeitrag im Vorjahr 21 Prozent – betreut unter anderem Fusionen und Restrukturierungen sowie Aktien- und Anleiheemission. Der Bereich institutionelle Kunden ist für 45 Prozent der Einnahmen verantwortlich und umfasst das Stellen von An- und Verkaufskursen für Wertpapiere (Market Making), die Erstellung maßgeschneiderter Wertpapiere und Absicherungsgeschäfte, Darlehen an Investoren und Research.

Daneben gibt es aber auch die Sparte Investitionen und Kredite – hier verdient Goldman Sachs mit eigenen, langfristigen Investments in Unternehmen 16 Prozent der Umsätze. Die letzten 18 Prozent kommen aus dem Geschäftsbereich Investmentmanagement: Vermögensverwaltung für Privatkunden und Management von Investmentfonds.

Goldman Sachs Aktie

Das Handelsgeschäft hat unter dem Verfall der Öl- und Rohstoffpreise und dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld im vergangenen Jahr gelitten. Auch neue Börsengänge waren Mangelware. Immerhin lag Goldman im letzten Quartal aber an der Weltspitze im Geschäft mit Fusionen und Akquisitionen sowie bei Aktienemissionen. Investoren überließen dem Finanzdienstleister stolze 26 Milliarden Dollar an frischem Kapital zur Anlage.

Dennoch stürzten die Einnahmen gegenüber Vorjahr um 40 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar. Alle Sparten verzeichneten Rückgänge. Trotz Kostensenkungen stürzte der Gewinn gar um 56 Prozent ab, auf 1,2 Milliarden Dollar.

Goldman hat noch Spielraum

Doch das ist eine Momentaufnahme. Goldman hat noch Spielraum, Kosten weiter zu senken. So zahlt die Investmentbank ihren Mitarbeitern mehr als Mitbewerber.

Größere Einschnitte sind daher möglich, ohne dass das Personal gleich abwandert. Im vergangenen Quartal sanken die vor allem von erfolgsabhängigen Boni beeinflussten Personalkosten um 40 Prozent.

Rasche Kostenreduktionen und solide Bilanzzahlen sollten Goldman helfen, die aktuellen Rückschläge zu bewältigen, meint Kian Abouhossein, Analyst bei JP Morgan. Er erwartet, dass das Unternehmen von 2016 bis 2018 durch Rückkäufe die Anzahl der Aktien um 16 Prozent reduzieren wird.

Natürlich ist nicht jeder Rückkauf aus Aktionärssicht sinnvoll. Doch die Goldman-Aktie wurde zuletzt mit einem Abschlag von 21 Prozent zum geschätzten Buchwert 2016 gehandelt. Zum Vergleich: In den vergangenen fünf Jahren wurden im Durchschnitt zwei Prozent Aufschlag gezahlt.

30 Prozent Kurspotenzial

Die Analysten von Morgan Stanley halten Goldman Sachs für die lohnendste Aktie unter den großen US-Finanzinstituten. Stetige Kapitalzuflüsse generieren kontinuierliche Einnahmen. Daneben engagiert sich Goldman Sachs auch stärker im Kreditgeschäft und kann mit den steigenden Zinseinnahmen Schwankungen bei Aktienanlagen ausgleichen.

An der Wall Street steht das durchschnittliche Kursziel für Goldman bei 185 Dollar, was über 20 Prozent Zuwachs bedeuten würde. Bei einem Kursanstieg auf dieses Niveau würde die Aktie vier Prozent unter dem für das nächste Jahr prognostizierten Buchwert notieren, was näher an historischen Werten und jenen des Konkurrenten JP Morgan Chase wäre. Die Goldman-Aktie ist selbst für eine Krake zu weit gesunken.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%