Goldreserve der Bundesbank Das Ende der geheimen Gold-Transporte

Jahrelang hat die Bundesbank Gold im Milliardenwert aus New York und Paris abgezogen, nun ist der Transport des Goldschatzes beinahe abgeschlossen. Wie er genau vonstatten ging, verraten die Bundesbanker nicht.

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Kleiner als eine Milchtüte, aber rund 12,5 Kilo schwer: Einer dieser Goldbarren hat einen Wert von weit über 400.000 Euro. 2016 hat die Bundesbank 216 Tonnen Gold aus New York und Paris nach Frankfurt geholt. Quelle: dpa

Ultraschall-Test, Röntgen-Analyse der Oberfläche und ab auf die Waage: Diese drei Arbeitsschritte durchläuft jeder Goldbarren, den die Bundesbank aus ihren Außenlagern in London, Paris und New York nach Frankfurt holt. Doch mit den streng geheimen Goldtransporten über den Atlantik ist es nun vorbei: Die 2013 beschlossene Verlagerung von 300 Tonnen Bundesbank-Gold von der Federal Reserve in New York nach Frankfurt ist bereits seit September 2016 abgeschlossen, wie Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele am Donnerstag mitteilte. „Es lief alles reibungslos, es gab keinerlei Beanstandungen“, versicherte Thiele.

Insgesamt will die Bundesbank 674 Tonnen aus den Außenlagern nach Frankfurt holen. 583 Tonnen davon liegen bereits im heimischen Tresor, 91 weitere Tonnen lagern noch bei der französischen Zentralbank. Sie sollen bis Ende des Jahres nach Frankfurt kommen. Ende 2017 wird damit die Hälfte des 3378 Tonnen umfassenden Goldschatzes der Deutschen auch im Tresor in Frankfurt liegen. Damit liegt die Bundesbank drei Jahre vor ihrem ursprünglichen Zeitplan. Knapp 37 Prozent des Goldes bleiben in den USA, die restlichen rund 13 Prozent in London. Das Bundesbank-Gold ist nach aktuellem Marktpreis rund 119 Milliarden Euro Wert und macht fast 70 Prozent der gesamten Währungsreserven aus.

Hier lagert das meiste Gold der Bundesbank
Goldreserven auf dem Heimweg Quelle: dapd
Deutsche Bundesbank – Frankfurt am Main Quelle: dpa
Federal Reserve Bank – New York City Quelle: AP
Bank of England – London Quelle: dpa
Banque de France – Paris Quelle: dpa

Die Verlagerung des Goldes steht in keinem Zusammenhang zum Ausgang der US-Wahlen oder des Brexit-Votums, sagte Bundesbankvorstand Thiele. Der Abzug des Goldes aus den USA sei bereits vor der Wahl abgeschlossen gewesen. Auch an der Entscheidung, 13 Prozent der Reserven in Großbritannien zu belassen, ändere der Brexit nichts. „Das hat keinen Einfluss auf die Bedeutung Londons als Goldhandelsplatz“, so Thiele.

Über Details zu den Goldtransporte lässt sich Bundesbank-Vorstand Thiele kaum etwas entlocken, nur so viel: Ein erste Charge von 55 Tonnen aus New York kam zunächst in die Schweiz. Dort wurde das Gold eingeschmolzen und auf Echtheit untersucht. Auf welcher Route die restlichen 600 Tonnen transportiert wurden, ob per Schiff oder Flugzeug – dazu will Thiele nichts sagen.

Kosten für Goldtransporte bleiben im Rahmen

Die Kosten hielten sich jedoch im Rahmen: Für Transport und Versicherung des Goldes fielen bislang 6,9 Millionen Euro an – das entspricht knapp 150 Euro pro Barren. Jeder einzelne hat einen Wert zwischen 420.000 bis 440.000 Euro. Angesichts des Wertes der Fracht sei der Transport sehr preiswert, so Thiele. Auch werde es keine nennenswerten Mehrkosten für die Bewachung des Tresorraums geben. Seit Juli 2015 bewacht die Bundespolizei den Bundesbank-Komplex in Frankfurt. Das kostet jährlich etwa 16 Millionen Euro.

Doch der Aufwand lohnt sich – zumindest aus Sicht der Bundesbank: Es gebe auch heute noch gute Gründe, Gold als Währungsreserve zu halten, so Thiele: „Gold ist für uns nach wie vor von Bedeutung“. Es schaffe Vertrauen für eine Währung, sorge für eine Diversifikation der Währungsreserven und könne im Krisenfall eingesetzt werden, um den rasanten Wertverfall einer Währung zu dämpfen.

Ein konkretes Szenario nennt Thiele nicht, doch er betont: „Die Stütze der EZB sind die nationalen Notenbanken“. Im Krisenfall könnte die Bundesbank zunächst im Ausland gelagerte Goldreserven verpfänden. Gold als Sicherheit würde Investoren Stabilität der vermitteln. Hilft das nicht, könnte die Bundesbank theoretisch Gold gegen Euros eintauschen und so versuchen, einen Preisverfall zu stoppen. Dafür eignet sich London als größter Goldumschlagplatz – aber auch die Fed: In den New Yorker Kellern des Geldhauses lagern Teile der Goldreserven der USA und 60 anderer Staaten. Das Bundesbank-Gold könnte einfach in einen anderen Kellerraum verfrachtet werden und müsste nicht aufwendig durch die Welt geschickt werden.

Dabei ist der Goldschatz ein Relikt der Wirtschaftswunder-Jahre. Deutschland exportierte schon in den 50ern und 60ern massenhaft Waren beispielsweise in die USA. Dadurch fielen hohe Dollar-Bestände an, die die Bundesbank bei der Federal Reserve in Gold hinterlegen ließ. Seit den 70er Jahren ist der Goldbestand der Bundesbank nahezu unverändert. „Wir treten weder als Käufer, noch als Verkäufer auf dem Markt auf“, so Thiele.

Und so dürfte es mit dem Abschluss der Goldverlagerung zum Ende des Jahres bald wieder gemächlicher zugehen im Tresorraum der Bundesbank. Die Meisten dort gelagerten 129.000 Barren haben Goldexperten der Bundesbank auf Echtheit geprüft. Ultraschall- und Röntgengerät dürften in Zukunft weitaus seltener zum Einsatz kommen.

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