Goldreserve der Bundesbank Das Ende der geheimen Gold-Transporte

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Kosten für Goldtransporte bleiben im Rahmen

Die Kosten hielten sich jedoch im Rahmen: Für Transport und Versicherung des Goldes fielen bislang 6,9 Millionen Euro an – das entspricht knapp 150 Euro pro Barren. Jeder einzelne hat einen Wert zwischen 420.000 bis 440.000 Euro. Angesichts des Wertes der Fracht sei der Transport sehr preiswert, so Thiele. Auch werde es keine nennenswerten Mehrkosten für die Bewachung des Tresorraums geben. Seit Juli 2015 bewacht die Bundespolizei den Bundesbank-Komplex in Frankfurt. Das kostet jährlich etwa 16 Millionen Euro.

Doch der Aufwand lohnt sich – zumindest aus Sicht der Bundesbank: Es gebe auch heute noch gute Gründe, Gold als Währungsreserve zu halten, so Thiele: „Gold ist für uns nach wie vor von Bedeutung“. Es schaffe Vertrauen für eine Währung, sorge für eine Diversifikation der Währungsreserven und könne im Krisenfall eingesetzt werden, um den rasanten Wertverfall einer Währung zu dämpfen.

Ein konkretes Szenario nennt Thiele nicht, doch er betont: „Die Stütze der EZB sind die nationalen Notenbanken“. Im Krisenfall könnte die Bundesbank zunächst im Ausland gelagerte Goldreserven verpfänden. Gold als Sicherheit würde Investoren Stabilität der vermitteln. Hilft das nicht, könnte die Bundesbank theoretisch Gold gegen Euros eintauschen und so versuchen, einen Preisverfall zu stoppen. Dafür eignet sich London als größter Goldumschlagplatz – aber auch die Fed: In den New Yorker Kellern des Geldhauses lagern Teile der Goldreserven der USA und 60 anderer Staaten. Das Bundesbank-Gold könnte einfach in einen anderen Kellerraum verfrachtet werden und müsste nicht aufwendig durch die Welt geschickt werden.

Dabei ist der Goldschatz ein Relikt der Wirtschaftswunder-Jahre. Deutschland exportierte schon in den 50ern und 60ern massenhaft Waren beispielsweise in die USA. Dadurch fielen hohe Dollar-Bestände an, die die Bundesbank bei der Federal Reserve in Gold hinterlegen ließ. Seit den 70er Jahren ist der Goldbestand der Bundesbank nahezu unverändert. „Wir treten weder als Käufer, noch als Verkäufer auf dem Markt auf“, so Thiele.

Und so dürfte es mit dem Abschluss der Goldverlagerung zum Ende des Jahres bald wieder gemächlicher zugehen im Tresorraum der Bundesbank. Die Meisten dort gelagerten 129.000 Barren haben Goldexperten der Bundesbank auf Echtheit geprüft. Ultraschall- und Röntgengerät dürften in Zukunft weitaus seltener zum Einsatz kommen.

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