2010 hatte Goldman Sachs Betrugsvorwürfe der Börsenaufsicht SEC in einem außergerichtlichen Vergleich mit einer Zahlung von 550 Millionen Dollar beigelegt. Goldman räumte damals ein, Kunden beim Vertrieb eines verlustträchtigen Hypothekenprodukts nicht ausreichend informiert zu haben. Tatsächlich soll die US-Investmentbank verbriefte Ramschhypotheken mit Hilfe des Hedgefondsmanagers John Paulson gebündelt und an ahnungslose Kunden verkauft haben. Dabei soll billigend in Kauf genommen worden sein, dass Paulson gleichzeitig auf den Wertverlust der CDO-Papiere spekulierte.
Anleger hatten in wenigen Monaten nach dem Verkaufsstart rund eine Milliarde Dollar verloren, zu ihnen gehörte auch die deutsche Mittelstandsbank IKB. In E-Mails von Goldman-Sachs-Mitarbeitern war von „den dummen Deutschen“ die Reden, denen man die wertlosen Ramschhypotheken andrehen konnte. Paulson, so die SEC, soll beim Crash eine Milliarde Dollar verdient, Goldman für der Produktverkauf Gebühren in Höhe von 15 Millionen Dollar eingestrichen haben. Kritiker monierten, dass die 550-Millionen-Dollar-Strafe für die Investmentbank, die im Quartal längst wieder Milliardenbeträge verdiente, viel zu mild gewesen sei.
Kriminelle Machenschaften ignoriert
Die US-amerikanische Finanzmarkt-Regulierungsbehörde FINRA verdonnerte Goldman Sachs nur wenige Monate später dazu, knapp 21 Millionen Dollar an die Geschädigten der 2005 zusammengebrochenen Bayou Group zu zahlen. Die Bank hatte für Bayou einen Großteil der Geschäfte abgewickelt. Goldman habe die Anzeichen für kriminelle Machenschaften bei dem Partner ignoriert, hieß es im Vorwurf der Geschädigten. Es war das erste Mal, dass eine Bank für ihre Rolle als Mittelsmann in einem Schneeball-System zur Rechenschaft gezogen wurde.
Im Januar 2011 kamen Vorwürfe im Zusammenhang mit dem geplanten Facebook-Börsengang auf. Goldman hatte eine halbe Milliarde Dollar in Facebook investiert und daneben einen Fonds aufgelegt, mit dem Kunden in den Internet-Konzern investieren konnten. Goldman nannte diese Praxis branchenüblich und gab an, Kunden, die sich an Facebook beteiligt haben, über die Goldman-Beteiligung informiert zu haben. Auch dass Goldman Aktien möglicherweise wieder abstoßen und den Kurs so belasten könnte. Ein gutes Geschäft wird es für die Bank in jedem Fall: Goldman dürfte als Berater des Börsengangs einen zweistelligen Millionenbetrag als Honorar kassieren.