Investmentbanken Die mächtigsten Investmentbanker Deutschlands

Der Abgang von Morgan-Stanley-Deutschland-Chef Dirk Notheis rückt die Branche erneut ins Zwielicht. Mit Hybris, Herrschaftswissen und Superkontakten steuert so mancher Banker Unternehmen und Politik mehr, als diesen guttut.

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Dirk Notheis Quelle: dapd

Die Verhandlungen ziehen sich seit Wochen. Fast immer geht es bis spät in den Abend oder den frühen Morgen. Anwälte, Investmentbanker, Steuerberater und tüfteln bis zum Schluss an den kleinsten Details. Dann ist es so weit, endlich. Nur noch die Unterschriften unter das umfangreiche Vertragswerk.

Doch plötzlich, im letzten Augenblick, kommen dem Unternehmer, der einen Konkurrenten im Ausland übernehmen will, Bedenken. Sofort schaltet sich sein Investmentbanker ein, versucht ihn zunächst sanft umzustimmen, ruft beim Verkäufer an, schlägt vor, ein paar Details aus dem Vertrag zu streichen. Aber der Unternehmer bleibt stur. Von einer Sekunden zur anderen schaltet der smarte Banker um auf brutal. „Das ist Blödsinn“, fährt er den Unternehmer an. "Sie unterschreiben sofort, oder ich lasse die ganze Sache platzen. Dann werden alle wissen, was für ein Versager Sie sind."

Zum Glück blieb der Unternehmer hart. Denn der hohe Preis für den Konkurrenten, den ihm der Investmentbanker mit einer "strategischen Prämie" schmackhaft gemacht hatte, stellte sich nach weiteren Prüfungen als völlig überzogen heraus.

Praxis ist nicht gleich Theorie

Szenen wie diese, die so gut wie nie an die Öffentlichkeit dringen, seien in Deutschland an der Tagesordnung, berichtet ein Frankfurter Anwalt, der sich auf Firmenübernahmen spezialisiert hat. "Eigentlich sind die Investmentbanker nur für die Finanzierung einer Übernahme zuständig", sagt er. Sie kümmern sich in erster Linie um die Bewertung des Unternehmens, prüfen Kapitalerhöhungen, die Ausgabe von Anleihen. Doch die Praxis sehe ganz anders aus. "In Wirklichkeit schwingen sie sich zu Herren des Verfahrens auf und reißen markig alles an sich, damit der Deal zustande kommt und sie ihre hohe Vergütung rechtfertigen können."

Das große Geschäft mit den Übernahmen

Seit dem Boomjahr 2007 ist das Geschäft mit Firmenübernahmen in Deutschland um mehr als 70 Prozent eingebrochen. Im ersten Halbjahr 2012 verdienten die Banken mit der Beratung bei Fusionen nur noch 187 Millionen Euro. Megadeals wie die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000 scheinen schon fast ein Fall für Wirtschaftshistoriker, die Macht der "Masters of the Universe" galt vielen nach der Diskussion um Boni-Exzesse und Zockerei als gebrochen. Manch einer dachte vielleicht sogar, die Finanzmänner selbst hätten ihre Lektion gelernt und übten sich in neuer Bescheidenheit.

Bild des bösen Bankers

Nun jedoch ist es erneut aufgetaucht, das Bild des bösen Bankers. Dieses Mal in Gestalt von Dirk Notheis, bis Anfang vergangener Woche Deutschland-Chef von Morgan Stanley.

Dirk Notheis - Morgan Stanley

Nachdem Details über sein Gebaren beim Kauf des Energieversorgers EnBW ans Licht kamen, nimmt er nun eine Auszeit von unbekannter Dauer. Niemand rechnet damit, dass er auf seinen alten Posten zurückkehrt. Notheis zählte zu den Spitzenkräften seiner Zunft. Banker wie Alexander Dibelius von Goldman Sachs, Stephan Leithner von der Deutschen Bank, Ernst Fassbender von Lazard oder Stefan Jentzsch von Perella Weinberg haben durch ihr enges Beziehungsgeflecht über Jahre die deutsche Unternehmenslandschaft gestaltet und geprägt. Ihr Einfluss ist kaum zu überschätzen, weitgehend im Verborgen profilieren sie sich als Unternehmensarchitekten, die Geschäfte mit vielen Hundert Millionen Umsatz und Tausenden Mitarbeitern an- und abbauen wie Legosteine.

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