Investmentbanken Wie US-Banken Europa überrollen

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Kampfansage aus Amerika

Der Taunusturm ist Frankfurts neuestes und schickstes Hochhaus, die Wände im 22. Stockwerk schmücken Werke von Gerhard Richter und anderen Größen der neuesten Moderne. Die deutsche Niederlassung der US-Bank JP Morgan ist vor eineinhalb Jahren hier eingezogen, das alte Gebäude war nicht mehr standesgemäß und auch schlicht zu klein.

Von hier aus leitet Dorothee Blessing seit 2014 das deutsche Investmentbanking des US-Branchenriesen, vorher war sie mehr als 20 Jahre bei Goldman Sachs. Die Frau des scheidenden Commerzbank-Chefs ist Deutschlands wichtigste Bankerin, dabei tut sie alles dafür, im Hintergrund zu bleiben. Sie mag keine Fotos, keine großen Interviews, keine markigen Sprüche, sie will mit Leistung überzeugen. „Wir denken grundsätzlich langfristig und setzen auf Kontinuität. Deshalb investieren wir nachhaltig in den Aufbau starker Teams, in unsere Infrastruktur und in Produkte“, sagt Blessing.

Marktanteile im Investmentbanking 2015

Das soll gerade die international besonders aktiven deutschen Großkunden überzeugen. „Wir sind eine globale Bank mit starker regionaler Verwurzelung, die ihre Produktpalette weltweit anbieten kann. Das ist kein Selbstzweck. Unsere Kunden schätzen es, wenn sie alle für sie relevanten finanziellen Dienstleistungen global aus einer Hand erhalten.“

Was sich unspektakulär anhört, ist im aktuellen Marktumfeld eine Kampfansage. Blessing spricht aus einer Position der Stärke, JP Morgan verdiente im vergangenen Jahr umgerechnet rund 22 Milliarden Euro, das ist etwa so viel wie der aktuelle Börsenwert der Deutschen Bank. Das Geld steckt das Institut in die Zukunft, so will es in diesem Jahr allein rund acht Milliarden Euro für neue Technologien ausgeben. Solche Summen dürften dem Deutsche-Bank-Chef John Cryan noch ein paar Falten mehr in die Stirn graben.

Exbanker Leonhard Fischer Quelle: REUTERS

Zumal es bei den anderen US-Instituten ähnlich gut läuft. Nach Berechnungen der „Financial Times“ waren die Erträge der fünf größten amerikanischen Banken im Investmentbanking im Jahr 2015 mit umgerechnet 90 Milliarden Euro doppelt so hoch wie die der fünf größten europäischen, mit rund 30 Milliarden Euro übertrafen ihre Gewinne vor Steuern die der Europäer um das Achtfache. Zwar litten auch die US-Geldhäuser Ende 2015 unter einem rückläufigen Handel. Trotzdem verdiente Goldman Sachs knapp sechs Milliarden Euro. Morgan Stanley steigerte seinen Gewinn um 77 Prozent auf ebenfalls knapp sechs Milliarden. Die Deutsche Bank machte im gleichen Zeitraum einen Verlust von fast sieben Milliarden Euro.

Die amerikanischen Banken haben nach der Finanzkrise schnell gehandelt. Sie sind besser kapitalisiert und profitabler, zahlen üppige Dividenden und kaufen eigene Aktien zurück. Sie haben es aber auch leichter: 60 Prozent aller Transaktionen auf den globalen Kapitalmärkten finden vor ihrer Haustür statt. Zwar war auch der US-Markt 2015 leicht rückläufig, Fusionen und Übernahmen erreichten jedoch ein Allzeithoch.

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