Italienische Bank Monte Paschi verliert mit Derivate-Deals 720 Millionen Euro

Eigentlich sollten die Geschäfte die Bank vor Zinsschwankungen schützen, doch sie wurden zum Problem. Italiens drittgrößtes Geldhaus macht einen enormen Verlust und die Anleger flüchten scharenweise aus den Bankaktien.

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Das Bankhaus Monte dei Paschi in Siena ist das älteste Geldinstitut der Welt. Quelle: AFP

Mailand Derivate und andere Handelsgeschäfte haben der italienischen Bank Monte dei Paschi (BMPS) einen Verlust von etwa 720 Millionen Euro eingebrockt. „Ja. Der aktuelle Fehlbetrag hat ungefähr dieses Volumen“, sagte Bankchef Fabrizio Viola der Zeitung „Il Messagero“. Anleger der ältesten Bank der Welt fürchten nun weitere Belastungen und eine Verstaatlichung der Bank.

Sie flohen erneut in Scharen aus dem Papier. Der italienische Wirtschaftsminister Vittorio Grilli versuchte, Sorgen über die Stabilität des italienischen Bankensystems zu zerstreuen. „Wir haben keine Hinweise, dass es ähnliche Probleme auch bei anderen Banken gibt“, sagte er in Turin.

Italiens drittgrößtes Geldhaus, das Staatsanleihen des Landes im Volumen von 24 Milliarden Euro hält, wollte sich mit Derivate-Geschäften gegen Zinsschwankungen bei den Papieren absichern. Das ging gründlich schief. Am Mittwoch hatte die Bank mitgeteilt, gegenwärtig würden drei Derivate-Geschäfte geprüft, darunter die sogenannte Santorini-Transaktion mit der Deutschen Bank.

Zudem sehe sich die BMPS den Alexandria-Deal mit dem japanischen Geldhaus Nomura sowie das Nota-Italia-Geschäft mit einer ungenannten Bank genau an. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen Mitte Februar vorliegen.

Monte Paschi kämpft derzeit mit vielen Problemen. Sie war als einzige Bank Italiens bei einem europäischen Stresstest durchgefallen und hat insgesamt Staatshilfen über 3,9 Milliarden Euro beantragt, 500 Millionen Euro davon erst im November. Am Freitag sollen die Aktionäre über eine Kapitalspritze abzustimmen, die Voraussetzung für die erneute Staatshilfe ist.

Erst am Mittwoch hatte BMPS versucht, die Anleger zu beruhigen: Die Einbußen aus den Derivate-Geschäften könnten mit den im November beantragten Extra-Hilfen gedeckt werden. Doch die Höhe des Verlustes verschreckte die Anleger am Donnerstag doch. Im Mailand die Titel sieben Prozent - der Börsenwert schrumpfte auf rund 2,8 Milliarden Euro.


Analysten fürchten Verstaatlichung

Bei den 720 Millionen Euro handele es sich um „einen vorläufig geschätzten Verlust“, sagte ein Insider Reuters. So seien etwa auch steuerliche Aspekte zu berücksichtigen. „Die Aktionäre fürchten, dass es weitere verlustträchtige Transaktionen gibt“, sagte ein Analyst, der ungenannt bleiben wollte. Er verwies darauf, dass die Bank in ihrer Mitteilung nur von drei Geschäften gesprochen habe, die sie analysiere.

Bankchef Viola versuchte zu beruhigen. Das Management drehe jeden Stein um, um weitere negative Überraschungen auszuschließen. Es handele sich aber um eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Ich denke, wir stehen kurz davor, die Aufräumarbeiten zu beenden“, sagte Viola der Zeitung.

Auch ohne weitere Hiobsbotschaften ist die Lage der Bank sehr angespannt. „Die Qualität der Anlagen verschlechtert sich massiv und untergräbt die Kapitalbasis. Es besteht das Risiko, dass Monte Paschi verstaatlicht wird und sich die Anleihegläubiger an einer Sanierung der Bank beteiligen müssen“, sagte ein Bankanalyst, der ungenannt bleiben wollte.

BMPS hatte am Mittwoch erklärt, das frühere Management habe keines der Geschäfte dem Verwaltungsrat zur Genehmigung vorgelegt. Allein das Geschäft mit Nomura brockte der Bank Medienberichten zufolge Verluste von mindestens 220 Millionen Euro ein. Die japanische Bank hatte erklärt, die Transaktion sei von Giuseppe Mussari, der bis 2012 Verwaltungsratsvorsitzender von BMPS war, geprüft und gebilligt worden. Mussari war am Dienstag als Chef des italienischen Bankenverbands ABI zurückgetreten.

Bei den Alexandria- und Santorini-Geschäften handelte es sich BMPS zufolge um Investitionen in langfristige italienische Staatsanleihen, die mit Hilfe von Rückkaufvereinbarungen (Repo-Geschäften) finanziert worden seien. Mit den Transaktionen wollte sich die Bank gegen Zinsschwankungen absichern. Auch die Nota-Italia-Transaktion hing von der Wertentwicklung italienischer Staatsanleihen ab.

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