Jain und Fitschen geben auf John Cryan wird neuer Deutsche-Bank-Chef

Die beiden Co-Chefs der Deutschen Bank Anshu Jain und Jürgen Fitschen ziehen Konsequenzen aus der massiven Kritik von Investoren und Mitarbeitern. Neuer Vorsitzender wird der Ex-UBS-Finanzchef John Cryan.

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John Cryan wird Nachfolger von Anshu Jain Quelle: REUTERS

John Cryan wird neuer Vorsitzender von Deutschlands größtem Geldhaus. Dies teilte die Deutsche Bank am Sonntagnachmittag mit. Die Ernennung von Cryan zum Co-Vorstandsvorsitzenden folgt auf die Entscheidung von Jürgen Fitschen (66) und Anshu Jain (52), ihr Amt als Co-Vorstandsvorsitzende vorzeitig niederzulegen. Anshu Jain wird zum 30. Juni 2015 zurücktreten. Er soll der Bank jedoch noch bis Anfang nächsten Jahres als Berater zur Verfügung zu stehen. Fitschen soll die Deutsche Bank erst nach der Hauptversammlung im Frühjahr 2016 verlassen. Nach dem Ausscheiden von Jürgen Fitschen im Mai 2016 wird Cryan dann alleiniger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank.

Der Brite John Cryan (54) ist seit 2013 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bank und hat die Funktion des Vorsitzenden des Prüfungsausschusses inne. Er ist zudem Mitglied des Risikoausschusses. Mit Amtsantritt als Co-Vorstandsvorsitzender wird er sein Mandat als Mitglied des Aufsichtsrats der Bank niederlegen. Cryan war von 2008 bis 2011 Finanzvorstand der UBS.

Jain und Fitschen beugten sich mit ihrem überraschenden Rücktritt dem wachsenden Druck und ziehen damit die Konsequenzen aus der massiven Kritik von Investoren und Mitarbeitern. Der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner hatte in einem Interview mit der WirtschaftsWoche bereits jüngst gesagt, dass niemand unersetzbar sei und den beiden damit gewissermaßen das Vertrauen entzogen. Zur Ernennung von John Cryan erklärte er nun: „Er kennt die Bank bereits gut, und wir sind überzeugt, dass er die richtige Persönlichkeit zum richtigen Zeitpunkt ist."

Auf der Hauptversammlung vor knapp drei Wochen hatte Anshu Jain einen Rücktritt noch ausgeschlossen. "Das Beste, was ich tun kann, ist die Probleme der Bank zu lösen und ihre Leistung zu optimieren", sagte er in einem Zeitungsinterview. Zu seinem Rücktritt erklärte er nun: "Mit der Strategie 2020, die die Bank auf einen erfolgreichen Weg bringt, ist es zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung für die Bank und für mich, eine neue Führung zu etablieren."

Die Doppelspitze stand schon länger unter Druck. Die Rücktritte folgen nun auf eine Reihe von Fehlentscheidungen und Strafzahlungen. Zuletzt musste die Bank 2,5 Milliarden Dollar wegen Zinsmanipulation zahlen. "Über Jahre haben Mitarbeiter der Deutschen Bank rund um den Globus illegal Zinssätze manipuliert", teilte das US-Justizministerium Ende April mit.

Zuletzt brachten milliardenschwere Rechtsstreitigkeiten, eine unrühmliche Vergangenheit und eine maue Aktienkursentwicklung dem Führungsduo Jain und Fitschen Negativschlagzeilen ein. Und erst am Freitag wurden Aktionäre und Beobachter der Deutschen Bank durch die Nachricht aufgeschreckt, dass ein Fall von Geldwäsche in Russland, mit dem die Bank konfrontiert ist, mit umgerechnet sechs Milliarden Dollar deutlich größer ausfallen könnte als gedacht.

Auch auf der Hauptversammlung hatten Aktionäre dem Führungsduo bereits die gelbe Karte gezeigt: Jain und Fitschen erhielten lediglich eine Zustimmung von 61 Prozent. Üblich sind mit mindestens 90 Prozent erheblich mehr. Direkte Folgen hatte das nicht, weil nur der Aufsichtsrat über eine Abberufung von Vorständen entscheiden kann.





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