Kirch-Prozess Gegner einigen sich auf Gutachter

Er soll die Zankhähne trennen: Lars Franken wird nun offenbar im Schadensersatzstreit der Deutschen Bank und Leo Kirch vermitteln. Ob der Essener Wirtschaftsprüfer die Lösung bringt, ist offen.

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Seit Jahren stehen sich ihre Ansichten diametral gegenüber – Der Medienunternehmer Leo Kirch (links) und der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Rolf-Ernst Breuer streiten über eine Schadensersatzpflicht der Deutschen Bank. Kommen sie nun zusammen? Quelle: dapd

München Im erbittert geführten Schadenersatzprozess um die Pleite des Kirch-Konzerns haben sich die Deutsche Bank und die Erben des Medienunternehmers überraschend auf einen Gutachter geeinigt. Der Essener Wirtschaftsprüfer Lars Franken soll nun binnen eines Jahres die Höhe des von der Deutschen Bank verursachten Schadens ermitteln, wie das Oberlandesgericht München am Freitag entschied. Die Bank hatte zuvor dem von der Kirch-Seite vorgeschlagenen Sachverständigen zugestimmt, nachdem sie zuvor noch für einen eigenen Kandidaten plädiert hatte. Richter Guido Kotschy behielt sich vor, später weitere Gutachter hinzuzuziehen.

Der Kirch-Konzern war 2002 pleite gegangen. Das Oberlandesgericht sieht es als erwiesen an, dass Äußerungen des früheren Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer das Ende des Imperiums besiegelten. Breuer hatte damals kurz vor der Pleite in einem Interview indirekt Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs geäußert. Das Gericht verurteilte das Institut im vergangenen Dezember grundsätzlich zu Schadenersatz und schloss eine Revision vor dem BGH aus. Dagegen legte die Bank eine Nichtzulassungsbeschwerde beim BGH ein, über deren Annahme in diesem Jahr wohl nicht mehr entschieden wird. Das Münchner Gericht will unterdessen bereits die konkrete Schadenshöhe ermitteln. Die Kirch-Erben verlangen insgesamt zwei Milliarden Euro von der Deutschen Bank.

Der Streit zieht sich bereits über zehn Jahre hin, mehrere Vergleichsversuche sind gescheitert. Breuer hat stets beteuert, er habe mit seinem Interview Anfang Februar 2002 keinen Druck auf Kirch aufbauen oder ihm schaden wollen. Auf die Frage nach den Zukunftschancen des hochverschuldeten Kirch-Konzerns hatte der Manager seinerzeit gesagt: „Was man alles lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder sogar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“

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