Liesen, der auch Aufsichtsratschef bei Veba (heute E.On) und Volkswagen ist, gehört zu den mächtigsten Eminenzen der Deutschland AG. Vogel gilt bis zu seinem Ausscheiden im Zuge der Fusion mit Krupp als kommender Thyssen-Chef. Später wird er Aufsichtsratschef bei Bertelsmann und der Deutschen Bahn.
Liesen erinnert sich noch gut, wie der Kontakt zu Sal. Oppenheim zustande gekommen ist. Bei einem Empfang in der Dresdner Bank habe ihm am 13. September 1993 ein Gesellschafter von Sal. Oppenheim beiläufig von den neuen Immobilienfonds erzählt. Liesen bekundet Interesse. Einen Tag später schlägt Graf Krockow in einem Schreiben ein gemeinsames Treffen mit Esch vor, das am 23. September 1993 stattfindet. "Graf Krockow erläutert die Prinzipien des Fonds, die Risiken und die mit den Finanzbehörden abgestimmten steuerlichen Gegebenheiten, Herr Esch stellt die wirtschaftlichen Details und die Termine dar", erinnert sich Liesen.
Anleger mit wackligen Oppenheim-Esch-Investments
Ex-Bundesbank-Chef
Quelle-Erbin
Schuhhändler
Ex-Axa-Manager
Maxdata-Gründer
LTU-Erbin
Haniel-Miteigentümer
Ex-Rewe-Chef
früherer VW-Chef
Ex-KarstadtQuelle-CEO
Erbe
Unternehmer
Verleger
Ex-Karstadt-Chef
Douglas-Patriarch
Erbin
Drei Tage später, auf einem Empfang in der Villa Hügel in Essen, trifft Liesen erneut den Bankgesellschafter, der seine Empfehlung bekräftigt, sich bei Oppenheim-Esch zu engagieren. "Positive Beurteilung bezüglich Risiken, Seriosität, steuerliche Zuverlässigkeit, Know-how des Managements", notiert Liesen. Am 1. Oktober 1993, nach mehreren "außerordentlich positiven" Gesprächen mit anderen, die sich mit den Fonds befasst hatten, unterschreibt Liesen den Zeichnungsschein für eine Beteiligung am Immobilienfonds. Zuerst für einen Bürokomplex in Düsseldorf-Grafenberg, Hans-Günther-Sohl-Straße, bei dem Thyssen und die Textilhandelskette C&A als Mieter fest eingeplant sind. Wenige Tage später folgt der Fonds, bei dem die Thyssen-Beteiligung E-Plus Mieter werden soll.
Villa günstig umgebaut
Weitgehend unbekannt ist damals und bis heute ein zweiter Thyssen-Manager, der wie Vogel in Leipzig investiert und enge Beziehungen zu Oppenheim-Esch unterhält: Hans Jakob Zimmermann, damals Chef von Thyssens Sanitärsparte Thyssen Schulte. Im Dezember 1995 verliert Zimmermann seinen Führungsposten bei Thyssen, weil er beim Umbau seiner privaten Villa in Essen-Bredeney Leistungen vom Essener Bauriesen Hochtief und anderen Lieferanten in Anspruch genommen hat, ohne ordentlich zu bezahlen. Hochtief hatte einen viel zu niedrigen Betrag in Rechnung gestellt. Als "Selbstbedienung" bezeichnete das ein anonymer Hinweisgeber. Denn Thyssen und Hochtief pflegten enge Geschäftsbeziehungen.
Für Sal. Oppenheim ist das kein Hinderungsgrund, Zimmermann 2003 als "Senior Advisor" ins Top-Management zu holen. Sein Auftrag: Reiche an Rhein und Ruhr für Oppenheim-Esch-Fonds zu gewinnen. "Graf Krockow engagierte mich mit Zustimmung der übrigen Partner, um zusätzliche Kunden für das Bankhaus zu akquirieren", sagt Zimmermann. Er habe die Kontakte hergestellt. "In die Beratung oder die Vertragsverhandlungen war ich aber nie eingebunden." Der Ex-Thyssen-Mann berichtete direkt an von Krockow und residierte im Kölner Stammhaus "wie ein fünfter persönlich haftender Gesellschafter", erzählt ein ehemaliger Sal.-Oppenheim-Banker.