Kölner Privatbank Die zweifelhaften Geschäfte der Oppenheim-Banker

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Die Pleite mit E-Plus

Das sind die Wächter der Banken
Deutsche AufsichtBundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) - Sitz: Bonn, FrankfurtDie Bafin mit ihrer Präsidentin Elke König (Bild) gibt Richtlinien vor und trifft außerdem aufsichtsrechtliche Entscheidungen. Die Bundesanstalt erteilt und entzieht weiterhin Banklizenzen in Deutschland, kann Geschäftsleiter abberufen und auch Moratorien verhängen. Geleitet wird die Bafin durch ein Direktorium, das aus Präsidentin König und vier Exekutivdirektoren besteht. Gegründet wurde die Behörde 2002 durch die Zusammenlegung von drei Aufsichtsämtern. Die Bafin untersteht dem Bundesfinanzministerium. Quelle: dpa
Deutsche Bundesbank - Sitz: FrankfurtDie Bundesbank überwacht innerhalb der Richtlinien der Bafin die Geschäftstätigkeiten der Banken. Dabei hat die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland um Präsident Jens Weidmann (Bild) ständig Einblick in die Bücher von rund 2000 Banken und 1500 Finanzdienstleistern in Deutschland. Die Aufgaben der Bundesbank wurden 2002 neu festgelegt. Verantwortlichkeiten für die Geldpolitik wurden an die Europäische Zentralbank (EZB) abgegeben. Quelle: dpa
Internationale AufsichtBasler Ausschuss für Bankenaufsicht - Sitz: BaselDer Basler Ausschuss wird von Aufsehern und Notenbankern aus 27 Ländern gebildet. Er hat seinen Sitz im Gebäude der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ, Bild). Im Ausschuss werden Standards entwickelt, außerdem gibt er Empfehlungen zur Regulierung des Finanzsystems ab. Quelle: AP
Die Empfehlungen sind allerdings rechtlich nicht bindend. Trotzdem sollen sie von den Regierungen umgesetzt werden. Deutsche Vertreterin im Basler Ausschuss ist die Vizepräsidentin der Bundesbank, Sabine Lautenschläger (Bild). Früher war Lautenschläger Chefin der Bafin. Quelle: dpa
European Banking Authority (EBA) - Sitz: LondonDie EBA mit Sitz in London (im Bild das Bankenviertel Canary Wharf) gibt es erst seit 2011. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde soll die nationalen Aufsichten bei Krisen unterstützen und die Kooperation der Aufsichten untereinander verbessern. Quelle: rtr
Zudem soll die Behörde gemeinsame Standards für alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union setzen. Im ersten Jahr ihres Bestehens sorgte die EBA um den italienischen Chef Andrea Enria (Bild) allerdings für viel Unruhe mit ihren missglückten Stresstests, die die Sorgen der Investoren um die europäischen Banken eher verstärkten. Quelle: dpa
Financial Stability Board (FSB) - Sitz: BaselDas FSB wird auch als Finanzstabilitätsrat bezeichnet. Die Organisation soll früh Gefährdungen des Finanzsystems erkennen und Vorschläge zur Regulierung der Institute machen. Vorsitzender des FSB ist der Direktor der kanadischen Notenbank, Mark J. Carney (Bild). Sein Vorgänger ist der jetzige EZB-Präsident Mario Draghi. Quelle: rtr

Solch eine Rendite wollten einige Anleger wohl doppelt einfahren. Denn 1994 entscheiden vier Investoren - Hahn, Kleyboldt von Buchholtz und Pöhl -, sich auch am Neubau der Düsseldorfer E-Plus-Zentrale zu beteiligen.

Ein Konsortium unter der Führung von Thyssen und Veba hat im Mai 1993 die dritte Mobilfunklizenz gewonnen. E-Plus braucht daher dringend ein eigenes Domizil, will aber nicht Bauherr sein. Den Zuschlag bekommt Oppenheim-Esch, der den Immobilienfonds Bürohaus Düsseldorf Parsevalstraße GbR auflegt. Thyssen stellt aber die Bedingung, dass Thyssen Rheinstahl Technik (TRT) als Generalunternehmer eingesetzt wird.

Anstelle von Vogel und Zimmermann, die wegen möglicher Interessenkonflikte keine Anteile an dem neuen Fonds zeichnen, können Sal. Oppenheim und Esch einen prominenten Neuzugang begrüßen: Ruhrgas-Chef Liesen steigt mit zwei Millionen Mark ein. Dabei ist er als Veba-Aufsichtsrat einer der Kontrolleure einer Muttergesellschaft von E-Plus.

Esch und Sal. Oppenheim drücken aufs Tempo. Bereits am 23. September 1994 kaufen sie von der Stadt Düsseldorf das dafür vorgesehene 10.000 Quadratmeter große Grundstück an der Parsevalstraße für rund 5,4 Millionen Mark. Kurz darauf werden die Gesellschafterverträge notariell beurkundet. 27 Anleger stocken das Gesellschaftskapital auf knapp 107 Millionen Mark auf.

Doch das Projekt hat einen Schönheitsfehler. Der Mietvertrag läuft, anders als bei VNG, nur zehn Jahre. Obwohl das Gebäude mit Glasfront auf der Eingangsseite komplett nach den Wünschen von E-Plus geplant und gebaut wird, verzichtet der Mobilfunkanbieter auf eine Verlängerung und zieht 2007 aus. 50 Prozent der Bürofläche stehen heute leer, heißt es in einem Prospekt des Verwalters, der auf dem Tresen der verwaisten Rezeption ausliegt.

Das Gebäude gehört daher zu den Sorgenkindern im Immobilien-Imperium von Oppenheim-Esch. Ein an der Fassade weithin sichtbares Transparent fleht um neue Mieter. "Sechs für fünf", steht dort in großen Buchstaben geschrieben. "Bei uns gewinnen Sie: Sechs Jahre mieten, fünf Jahre zahlen."

Rückkauf vereinbart

Gründungsgesellschafter Liesen zieht rechtzeitig einen Schlussstrich unter dieses weniger erfreuliche Kapitel. Er gehört zu den ganz wenigen Investoren, die mit Sal. Oppenheim einen Rückkauf ihrer Einlage vereinbaren können. Am 15. November 2007, als sich längst abzeichnete, dass Hauptmieter E-Plus den Mietvertrag nicht verlängert, kaufte das Bankhaus Liesens Anteil für 971.000 Euro zurück. Nach Kritik aus dem Kreis der Fondsgesellschafter hatten Oppenheim-Esch angeboten, alle Anteile zurückzukaufen.

Doch nur mit Liesen kommt solch ein Deal zustande. Die übrigen E-Plus-Investoren warten bis heute auf solch ein Entgegenkommen vergebens.

Heute ist etwa ein Drittel der insgesamt 72 Oppenheim-Esch-Fonds durch Mietausfälle und Leerstände in akuter Notlage. Prominente Anleger wie der Schuhfabrikant Heinz-Horst Deichmann und der Bankierssohn Wilhelm von Finck jr. haben ein Millionenvermögen verloren und kämpfen vor Gericht um Schadensersatz und Rückabwicklung. Sie hoffen weiter auf eine gütliche Einigung mit der Deutschen Bank, die nach der Übernahme von Sal. Oppenheim alle Probleme geerbt hat.

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