Liesen, Vogel und Zimmermann zahlen ihr privates Geld jeweils nicht in den Oppenheim-Esch-Fonds ein, der für den Büroneubau der eigenen Konzerngesellschaft gegründet wurde. Vermieter und Mieter in einer Person - das verstößt gegen die Regeln für eine saubere Unternehmensführung (Corporate Governance Kodex). Das Risiko will offenbar niemand eingehen.
Merkwürdig ist aber: Die Manager nehmen das verlockende Angebot von Oppenheim-Esch an, sich jeweils an einem anderen Neubauprojekt zu beteiligen. Liesen, bis heute Ehrenvorsitzender des Ruhrgas-Aufsichtsrats, steigt mit einem privaten Investment von rund einer Million Euro beim Immobilienfonds Bürohaus Düsseldorf Parsevalstraße GbR ein und beteiligt sich so am Bau der E-Plus-Zentrale.
Die beiden damaligen Thyssen-Manager Vogel und Zimmermann zeichnen für je fünf Millionen Euro Anteile beim Immobilienfonds Bürohaus Leipzig Nordost GbR. Sie profitieren damit bis heute als Vermieter von den kontinuierlich steigenden Mietzahlungen der VNG.
Liesen weist den Verdacht zurück, Privates und Geschäftliches verquickt zu haben: Weder als Organ noch in sonst irgendeiner Weise, weder offiziell noch inoffiziell sei er in die Vorgänge um die Anmietung von Geschäftsräumen durch VNG oder E-Plus involviert gewesen.
Auch Vogel weist eine mögliche Interessenverquickung als "eine nicht nachvollziehbare Unterstellung" zurück: "Gesellschafterkreis und in Aussicht gestellte Mieter erschienen mir solide genug, um eine solche Anlage zu tätigen. Eine wie auch immer geartete Verbindung mit Thyssen gab es bei diesem Projekt nicht."
Formal ist dagegen nichts einzuwenden. Doch im Gegensatz zu den etwa einem Dutzend notleidenden Fonds wie den Karstadt-Warenhäusern oder den TV-Studios in Köln-Ossendorf, bei denen 14 wohlhabende Anleger wegen unzureichender Risikoaufklärung gegen Oppenheim-Esch auf Schadensersatz und Rückabwicklung klagen, ist die VNG-Zentrale in der Tat ein "bombensicheres Investment", wie es Oppenheim-Esch zu Beginn versprochen hat.
Einer, dem ein besonderer Ruf beim Geldvermehren und Steuersparen vorauseilt, muss das geahnt haben: Friedrich Karl Flick.
Strafprozess gegen Ex-Führung von Sal. Oppenheim
Flick als Geburtshelfer
Dem 2006 verstorbenen Milliardär Flick haftet seit jeher etwas Geheimnisvolles und Undurchsichtiges an. Auch der Mann an seiner Seite wirkt lieber im Verborgenen: Heribert Blaschke. Ganz kurz, als Vorstandsvorsitzender des Mischkonzerns Feldmühle Nobel, steht er Anfang der Neunzigerjahre im Rampenlicht. Danach konzentriert sich der gelernte Steuerbeamte wieder auf das, was er am besten konnte: im Hintergrund Strippen ziehen. Denn der Mann, der hinter ihm steht, pocht auf absolute Diskretion. Blaschke ist engster Vertrauter und Generalbevollmächtigter von Flick - dem Milliardär und Namensgeber des Parteispendenskandals, der in den Achtzigerjahren die Republik erschütterte.