Kriminalfall Achenbach Unverständliche Rolle der Privatbank Berenberg

Die Hamburger Privatbank Berenberg, Expertin in der Beratung vermögender Kunden, spielt im Kriminalfall Achenbach eine Rolle, die mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt.

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Das Verhalten Deutschlands ältester Privatbank Berenberg im Kriminalfall Achenbach wirft Fragen auf. Quelle: dpa

In der deutschen Industrie wird der in Essen zur Zeit inhaftierte „Kunstberater“, so die Eigenbezeichnung, zur Zeit geschont, obwohl auch Helge Achenbach viele wohlklingende Industrieadressen als Kunden hatte. Weiträume Büro- und Lobbyfluchten in den Verwaltungen müssen irgendwie behängt und bebildert werden. Know How, welche Künstler und Galerien für die Art-Einkauf genutzt werden können, fehlt oft, da muss dann ein Kunstberater eingesetzt werden. Sind Wirtschaftsadressen damit aus dem Schneider im Fall Achenbach? Wohl kaum. Besonders die Hamburger Privatbank Berenberg, Expertin in der Beratung vermögender Kunden, spielt in dem Casus eine Rolle, die mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt.

Merkwürdig ist, dass die Berenberg-Banker rechtlich nicht gegen Achenbach vorgehen. Sie duckt sich weg, als ob nichts geschehen sei. Als wenn nicht auch ein riesiger Reputationsschaden für die sonst so makellose Bank entstanden wäre. Schließlich führten die Geldmänner von der Binnenalster mit Achenbach jahrelang eine gemeinsame Gesellschaft, in der offenbar einige krumme Sachen liefen, zum Beispiel mit dem Prestigekunden Christian Boehringer. Normalerweise setzten Banker zur rechtlichen Verfolgungsjagd an, wenn sie sich über den Tisch gezogen fühlen. Die schnelle Erstattung von 1,2 Millionen Euro - der Betrag wird bei Berenberg bestätigt - macht die Usancen der gemeinsamen Firma mit Achenbach besonders verdächtig. Die Bank erklärt hierzu nur: „Vereinbarungen zum Ausgleich des Schadens wurden auf Druck der Bank zügig nach Bekanntwerden der Vorfälle getroffen und stehen in keinerlei Zusammenhang mit dem Bekanntwerden der Vorwürfe.“

Daten und Fakten zu Helge Achenbach

Das System, Preise für Kunstwerke hinter den Kulissen hochzutreiben, um eine höhere Provision zu ergattern, ist kein Kavaliersdelikt, findet offenbar die Staatsanwaltschaft Essen und deren Ermittlungen muss man ernst nehmen. Der Reputationsschaden der Bank liegt auch darin, dass die Kunstberatungsfirma nicht den Namen von Achenbach, sondern den der Bank führte: „Berenberg Art Advice“ hieß die GmbH – von Achenbach gibt es im Firmennamen keine Spur. Gleichwohl war Achenbach zusammen mit dem bisher wenig in Erscheinung getretenen Ex-Kunstversicherer Stefan Horsthemke Geschäftsführer von Berenberg Art Advice. Die Bank fühlt sich offenbar nicht betrogen, auch wenn ihr ehemaliger Geschäftsführer wegen des schwerwiegenden Verdachts des Betruges einsitzt. Die Bank war kein stiller Gesellschafter, sondern hielt 51 Prozent, also die klare Mehrheit des ins Zwielicht geratenen Unternehmen. Keine Verantwortung. Zwar wird in der Bank darauf hingewiesen, dass der frühere Manager der Kunstversicherung State of Art Horsthemke im Gespann mit Achenbach auftrat. Aber in der Geschäftsführung saß neben Achenbach und Horsthemke auch der Berenberg-Banker Raymund Scheffler. Anzeige erstattet wurde jedoch nicht, Diskretion geht offenbar über Rechtsempfinden.

Bei der Berenberg-Bank wird in dem Fall folgende Argumentationsstrategie vertreten: Der Schaden des Herrn Boehringer wurde ausgeglichen, auf Druck der Bank. Ist das nicht eine pure Selbstverständlichkeit? Herrn Boehringer sei also gar kein Schaden entstanden. Weitere interne Bankermittlungen scheint es nicht zu geben.  War Herr Boehringer denn der einzige Kunde der Berenberg-Achenbach-GmbH? Nein, es gab noch viel andere Vermögende, die sich der Berenberg Art Advice, als auch zumindest mittelbar des Ratschlages von Achenbach bedienten.

Aus Diskretionsgründen sagen wir dazu nichts, heißt es bei Berenberg. Auch Boehringer sollte geschützt werden, deswegen gebe es keine Anzeige der Bank gegen Achenbach. Aber Boehringer wird bereits, seitdem Babette Albrecht, die Frau des Ende 2012 verstorbenen und nach Ansicht der Staatsanwaltschaft offenbar um Millionen betrogenen Discounter-Erben Berthold Albrecht, das Schleiertuch zerriss und die Sache an die Öffentlichkeit brachte. Berenberg bleibt weiter diskret.

Auch in eigener Sache im Fall Berenberg Art Advice? „Offiziell äußern wir uns nicht“, heißt es im hanseatisch verschwiegenen Geldhaus.

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