Berlin Die meisten Banken sind offenkundig nicht bereit, auf hohe Überziehungszinsen zu verzichten. Von zehn wegen hoher Dispo-Zinsen abgemahnten Instituten hätten nur zwei eingelenkt und sich bereit erklärt, auf ihre bisherigen Dispo-Regeln zu verzichten, sagte eine Sprecherin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV) am Mittwoch zu Reuters. Entsprechende Unterlassungserklärungen hätten nur die ING-Diba und die PSD Bank Hessen-Thüringen unterschrieben. Gegen acht weitere Banken würden die Verfahren dagegen noch laufen.
Der VZBV hatte vor einem Jahr zehn Banken abgemahnt, darunter die Targobank, die Sparda Bank und die Berliner Volksbank. Die Verbraucherschützer begründeten die juristischen Schritte mit einer „unverschämten“ Abzocke der Bankkunden. Der durchschnittliche Überziehungszins betrage trotz der niedrigen Marktzinsen elf Prozent, die Spitzen lägen bei 15 Prozent. Die Spitzenverbände der Finanzbranche hatten die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, die Dispo-Zinsen seien gesenkt worden.
Auch das Bundesverbraucherschutzministerium ist in der Sache aktiv. Es hat vor Monaten eine Untersuchung der Dispo-Zinsen eingeleitet. Anlass ist der große Unterschied zwischen den niedrigen Leitzinsen, zu dem sich die Banken Geld leihen, und den vergleichsweise hohen Überziehungszinsen für Privatkunden. Die Ergebnisse der Studie sollen in den kommenden Monaten vorliegen. Dann will das Ministerium über etwaige Maßnahmen entscheiden.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner bekräftigte in der „Bild“-Zeitung, kein Verständnis für hohe Dispo-Zinsen zu haben, wenn die Banken gleichzeitig billiges Geld von der Bundesbank erhielten. „Dispo-Zinsen von bis zu 16 Prozent sind nicht begründbar. Ich fordere die Banken auf, die eigenen Zinsvorteile direkt und in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben.“