Elke König trägt ein knallrotes Kostüm und ein buntes Halstuch, aber die zierliche Frau in der zweiten Stuhlreihe fällt dennoch nicht auf. Während Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain am Podium referiert, stützt sie nachdenklich den Kopf auf die Hand, dann wieder macht sie eifrig Notizen. Ihr eigener Vortrag später ist ruhig und nüchtern, aber nicht langweilig.
Der distanzierte, fast emotionslose Auftritt ist typisch für die BaFin-Chefin. Außenstehende könnten das mit Zahnlosigkeit verwechseln. Aber wer sie kennt, weiß, dass sie sehr wohl beißen kann und unerbittlich sein, wenn es denn nötig ist. König spricht mit Spitzenmanagern von Finanzunternehmen durchaus auf Augenhöhe. Bevor sie Anfang 2012 an die BaFin-Spitze rückte, hatte sie als eine von wenigen Frauen bereits Karriere in der Finanzwelt gemacht. Von der Wirtschaftsprüfung KPMG über die Münchener Rück führte ihr Weg bis in den Vorstand der Hannover Rück. Als dort Anfang 2009 der Vorstandsvorsitzende wechselte, schied sie aus dem Unternehmen aus. Als Mitglied des Bilanzgremiums IASB setzte sie später erstmals selbst Spielregeln.
Für König ist es einerseits von Vorteil, die Branche aus der Innenperspektive zu kennen, andererseits wird ihr aber manchmal zu viel Nähe unterstellt. Gleich bei ihrer ersten Rede setzte sich die BaFin- Chefin für „Regulierung mit Augenmaß“ ein. Ihre Arbeit begreift sie als Balanceakt: Es gehe darum, den Banken mehr Fesseln anzulegen, ohne ihnen die Luft zum Atmen zu nehmen: Sicherer könnten die Banken nur werden, wenn sie genug verdienen.
Anders als die Aufseher in den USA oder Großbritannien, kann die BaFin keine Strafen verhängen. Das gilt auch für Königs derzeit brisantestes Projekt: Mit einer Sonderprüfung untersucht ihre Behörde, wie tief die Deutsche Bank in die Manipulation der Referenzzinsen Libor und Euribor verstrickt ist. Neue Gesetze sollen der BaFin mehr Macht geben. Banken könnten dann auf Anordnung der Behörde umstrukturiert werden, wenn sie für zu komplex befunden wurden. Dichtmachen kann die BaFin Banken schon heute.
König wird der Behörde dann aber wohl nicht mehr angehören: Sie soll als deutsche Vertreterin ins Spitzengremium der geplanten europäischen Bankenaufsicht aufrücken.