Libor-Skandal und Co. Knallhart und gewieft - Bankenjäger räumen auf

Seite 10/10

Die Emotionslose: Elke König

Elke König, 59 - Präsidentin der BaFin: Ermittelt wegen der Libor-Affäre gegen die Deutsche Bank Quelle: dpa

Elke König trägt ein knallrotes Kostüm und ein buntes Halstuch, aber die zierliche Frau in der zweiten Stuhlreihe fällt dennoch nicht auf. Während Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain am Podium referiert, stützt sie nachdenklich den Kopf auf die Hand, dann wieder macht sie eifrig Notizen. Ihr eigener Vortrag später ist ruhig und nüchtern, aber nicht langweilig.

Der distanzierte, fast emotionslose Auftritt ist typisch für die BaFin-Chefin. Außenstehende könnten das mit Zahnlosigkeit verwechseln. Aber wer sie kennt, weiß, dass sie sehr wohl beißen kann und unerbittlich sein, wenn es denn nötig ist. König spricht mit Spitzenmanagern von Finanzunternehmen durchaus auf Augenhöhe. Bevor sie Anfang 2012 an die BaFin-Spitze rückte, hatte sie als eine von wenigen Frauen bereits Karriere in der Finanzwelt gemacht. Von der Wirtschaftsprüfung KPMG über die Münchener Rück führte ihr Weg bis in den Vorstand der Hannover Rück. Als dort Anfang 2009 der Vorstandsvorsitzende wechselte, schied sie aus dem Unternehmen aus. Als Mitglied des Bilanzgremiums IASB setzte sie später erstmals selbst Spielregeln.

Die Testamente der Banken
Logo von JP Morgan Chase Quelle: dpa
Bank of America Die Bank of America bleibt im öffentlichen Teil ihres Testaments ähnlich vage wie die übrigen Institute. Sie spricht unter anderem von unbestimmten Käufern (darunter „nationale, internationale und regionale Finanzinstitute“), die im Falle einer Pleite Teile der Bank übernehmen würden. Der Steuerzahler müsse nicht zur Hilfe kommen. Quelle: REUTERS
CitigroupDie Bank unter Firmenchef Vikram Pandit beteuert, im Fall einer Pleite abgewickelt werden zu können. Und zwar in einer Weise, die kein systemisches Risiko berge, die die Finanzmärkte nicht in Aufruhr bringe und keine Milliarden von den Steuerzahlern notwendig mache. Quelle: dpa
Goldman Sachs Laut dem Notfallplan würde die Investmentbank „rasch“ Geschäftsteile oder Vermögenswerte verkaufen und damit eine Liquidation vermeiden. Der Branchenprimus nutzt derweil sein Testament auch, um die ganze Übung indirekt als sinnlos zu bezeichnen. „Die Umstände, die zu einem Kollaps einer für das System wichtigen Institution führen, werden wahrscheinlich andere sein als in diesen Annahmen vorgegeben“. Quelle: REUTERS
Logo von Morgan Stanley Quelle: dpa
BarclaysDie britische Großbank kommt für das Szenario ihres Untergangs im öffentlichen Teil des Testaments mit einer halben Seite aus. Darin heißt es unter anderem, die Notfallpläne seien so ausgeklügelt, dass im Falle einer Pleite eine Katastrophe auf den Finanzmärkten nicht zu erwarten sei. Quelle: REUTERS
Deutsche BankDie Deutsche Bank deutet an, dass die US-Regulierer im Erstfall die deutsche Bankenaufsicht BaFin umgestört operieren lassen sollten. Dann sei die im Notfall zu gründende Überbrückungsbank in der Lage, die US-Firmenteile mit Liquidität zu versorgen. Quelle: dpa

Für König ist es einerseits von Vorteil, die Branche aus der Innenperspektive zu kennen, andererseits wird ihr aber manchmal zu viel Nähe unterstellt. Gleich bei ihrer ersten Rede setzte sich die BaFin- Chefin für „Regulierung mit Augenmaß“ ein. Ihre Arbeit begreift sie als Balanceakt: Es gehe darum, den Banken mehr Fesseln anzulegen, ohne ihnen die Luft zum Atmen zu nehmen: Sicherer könnten die Banken nur werden, wenn sie genug verdienen.

Anders als die Aufseher in den USA oder Großbritannien, kann die BaFin keine Strafen verhängen. Das gilt auch für Königs derzeit brisantestes Projekt: Mit einer Sonderprüfung untersucht ihre Behörde, wie tief die Deutsche Bank in die Manipulation der Referenzzinsen Libor und Euribor verstrickt ist. Neue Gesetze sollen der BaFin mehr Macht geben. Banken könnten dann auf Anordnung der Behörde umstrukturiert werden, wenn sie für zu komplex befunden wurden. Dichtmachen kann die BaFin Banken schon heute.

König wird der Behörde dann aber wohl nicht mehr angehören: Sie soll als deutsche Vertreterin ins Spitzengremium der geplanten europäischen Bankenaufsicht aufrücken.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%