Medienbericht Behörden prüfen Bilanzmethoden der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank soll Risiken in ihrer Bilanz über Auslandskredite verschleiert haben. Nun prüften Bundesbank und Bafin einem Medienbericht zufolge, ob Deutschlands größtes Geldhaus dabei gegen Regeln verstoßen hat.

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Die Deutsche Bank gerät offenbar ins Visier der Aufseher. Quelle: dpa

Frankfurt Die Aufsichtsbehörden prüfen offenbar die Bilanzierungspraxis der Deutschen Bank. Kontrolleure von Bundesbank und der Finanzmarktaufsicht Bafin nehmen laut Nachrichtenagentur Bloomberg Kredite ins Visier, die nicht in der Bilanz der größten deutschen Bank auftauchen. Die Behörden schauen sich demnach an, wie diese Kredite, die Risiken für Investoren verschleiern, verbucht wurden. Die Agentur beruft sich auf zwei mit den Vorgängen vertraute Personen.

Bundesbank und Bafin befassen sich demnach damit, ob die Banken die Bilanzierungsregeln korrekt angewandt hätten, erklärte eine der beiden Personen, die ihren Namen nicht genannt haben wollte, weil die Untersuchung nicht öffentlich ist. Die Angelegenheit dürfte mehrere Monate in Anspruch nehmen, hieß es.

Die Deutsche Bank soll einem Medienbericht zufolge seit 2008 Kredite in Höhe von Milliarden Dollar an Banken vergeben und die Darlehen aus der Bilanz verschwinden lassen haben, obwohl die Forderungen weiter bestehen. Zu den Empfängern der Kredite gehörten Banca Monte dei Paschi di Siena, die vom italienischen Staat gestützt wird, und die staatlich kontrollierte Banco do Brasil.

Die Aufsichtsbehörden „sollten sich diese Aktivitäten näher anschauen“, erklärt Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Die entscheidende Frage ist: warum hat die Bank diese Kredite versteckt?“

Für diese Bilanzierungspraxis stützt sich die Deutsche Bank auf die Regel IAS32 des internationalen Bilanzstandards IFRS. Diese sieht vor, dass bestimmte Finanzinstrumente gegeneinander aufgerechnet werden, wenn sie gleichzeitig abgerechnet werden oder sich über die Laufzeit der Transaktion ausgleichen. Die Bundesbank prüfe jetzt, wie die Banken die Regel anwendeten, berichtet eine informierte Person.


Kredite für die Bank „vernachlässigbar“

Ein Vertreter der Bundesbank wollte sich dazu nicht äußern. Vertreter der Bafin und der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, die die Buchhaltung von börsennotierten Unternehmen prüft, lehnten einen Kommentar ebenfalls ab.

Kathryn Hanes, eine Sprecherin der Deutschen Bank in London, erklärte, das Frankfurter Kreditinstitut befolge die Bilanzregeln peinlich genau und konservativ und berücksichtige dabei die den Vorschriften zugrundliegenden Gedanken, auch bei erweiterten Repo-Geschäften.

Bei diesen sei die Bank verpflichtet, ihre Positionen abzüglich der qualitativ hochwertigen Sicherheiten, die sie halte, zu bilanzieren, erläuterte sie. Der Ausweis auf Nettobasis sei eine Verpflichtung, es bestehe kein Wahlrecht bei der Bilanzierung dieser Positionen.

Deutsche Bank-Finanzvorstand Stefan Krause hatte die Praxis zuvor verteidigt und sie als verbreitet unter Investmentbanken bezeichnet. Die Transaktionen würden international von Banken im Rahmen des normalen Geschäftsgangs angeboten, sagte Krause in einem Telefongespräch mit Analysten.

Die Auswirkungen der Kredite seien für die Kapitalquoten der Deutschen Bank „vernachlässigbar“ und das Portfolio sei seit 2008 nie bedeutend gewesen, erklärte er ohne Details auszuführen.

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