Monte dei Paschi Krisenbank weiter auf der Suche nach Großinvestor

Die Zeit rennt - gelingt der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena die geplante Kapitalerhöhung? Wenn nicht, könnte die Bank um direkte Staatshilfe bitten. Die Regierung bringt sich schon in Stellung.

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So bedrohlich sind die größten Banken der Welt
Klasse 1 – UBS, Santander, Royal Bank of Scotland Quelle: AP
Klasse 1 – Morgan Stanley Quelle: REUTERS
Klasse 1 – Standard Chartered Quelle: REUTERS
Klasse 1 – Unicredit Quelle: dpa
Klasse 2 – Barclays Quelle: dpa
Klasse 2 – Wells Fargo Quelle: REUTERS
Klasse 2 – Industrial and Commercial Bank of China Quelle: REUTERS

Der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) läuft auf der Suche nach frischem Kapital die Zeit davon. Das Traditionshaus erklärte am späten Mittwochabend in Siena, bisher keinen sogenannten Ankerinvestor gefunden zu haben, also einen Geldgeber, der eine große Last bei der laufenden Kapitalerhöhung schultert. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass der Staat rettend eingreifen muss.

Der Chef des Konkurrenten Unicredit, Jean-Pierre Mustier, rechnet indes mit einem guten Ende. Die Krise hänge auch damit zusammen, dass die Regierung den Instituten anders als in Spanien und in Portugal nicht unter die Arme gegriffen habe. „Aber ich bin extrem zuversichtlich, dass es eine Lösung für Italiens Banken gibt“, sagte Mustier dem „Handelsblatt“. Mustier, der seiner Bank erst vor kurzem eine Rosskur verordnet hatte, nannte keine weiteren Details, geht aber von einer „konstruktiven Lösung im besten Sinne der gesamten Bankbranche“ aus.

Monte dei Paschi ächzt unter einem Berg fauler Kredite, die nun teils abgestoßen werden sollen. Damit der Bank dieser Kraftakt gelingt, muss sie bis zum Jahresende fünf Milliarden Euro an frischem Kapital aufnehmen. Ein Umtausch von Anleihen in Aktien steuert nach Angaben von Monte dei Paschi 2,06 Milliarden Euro an Kapital zu dem Rettungspaket bei. Zudem werden neue Aktien an Investoren verkauft. Diese Kapitalerhöhung sollte an diesem Donnerstag enden. Experten rechnen nicht damit, dass Monte dei Paschi die nötige Summe zusammenbekommt.

Am Mittwoch hatte die Bank erklärt, dass ihr das Geld früher ausgehe als gedacht. Die flüssigen Mittel könnten nur noch für vier Monate reichen, hieß es in einer Kapitalmarkt-Mitteilung. Bislang hatte das schwer angeschlagene Geldhaus aus Siena angegeben, dass das Geld noch für elf Monate ausreiche. Zum Stichtag 16. Dezember hatte Monte dei Paschi 10,6 Milliarden Euro an Liquidität.

Am Mittwoch war die Aktie der Bank um zwölf Prozent abgesackt. Im gesamten Jahr ist das Papier damit 87 Prozent abgestürzt - die Bank ist damit an der Börse keine halbe Milliarde Euro mehr wert. Nach einem neuerlichen Kurseinbruch von fast sieben Prozent wurde der Handel mit den MPS-Aktien am Donnerstag abermals ausgesetzt.

Bei der Suche nach einem Ankerinvestor hatten die Hoffnungen auf Katars Staatsfonds gelegen. Dieser habe jedoch keine Aktien abgenommen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Andere Investoren hätten ihre Investition davon abhängig gemacht, dass es einen Ankerinvestor gebe.

Die italienische Zeitung „La Stampa“ schrieb, das Kabinett könnte schon am Donnerstagabend tagen, um die Bank zu retten. Erst am Vortag hatte das Parlament die Aufnahme neuer Staatsschulden in Höhe von 20 Milliarden Euro gebilligt, um Monte dei Paschi und andere Krisenbanken notfalls stützen zu können.

Italiens Banken und ihre Probleme

Die italienische Finanzbranche leidet unter der schwachen Wirtschaft im Land, weshalb viele Schuldner ihre Kredite nicht bedienen können. Der Internationale Währungsfonds IWF schätzt das Gesamtvolumen in den Bankbilanzen auf 360 Milliarden Euro. Das entspricht rund 18 Prozent der ausgereichten Darlehen.

Wissenswertes über Italien

Die älteste Bank der Welt, die Monte Dei Paschi Di Siena, ist das größte Sorgenkind der Branche. Bei gut 40 Prozent ihrer gesamten ausgereichten Kredite ist die Rückzahlung gestört, das sind insgesamt fast 46 Milliarden Euro. Ein Rettungsplan sieht unter anderem vor, dass der Bankenrettungsfonds Atlante faule Kredite übernimmt. Um die dabei entstehenden Verluste auszugleichen, versucht das Institut, fünf Milliarden Euro neues Kapital zu gewinnen. Erfüllt die Bank den Plan nicht bis Ende des Jahres, könnte sie um Staatshilfe bitten.

Auch die Unicredit, der Mutterkonzern der Hypovereinsbank, trägt zu Italiens Schieflage im Bankensektor bei: Sie hat allein faule Kredite von fast 77 Milliarden Euro angehäuft. Das heißt, bei knapp 15 Prozent ist die Rückzahlung gestört. Um Verluste bei einer Bereinigung abzupuffern, braucht Unicredit frisches Geld.

Mit Stellenstreichungen und einer Kapitalerhöhung versucht die Großbank nun ein Rettungsmanöver. Insgesamt sollen bis Ende 2019 rund 14.000 Stellen wegfallen. Die Ausgabe neuer Aktien soll 13 Milliarden frisches Kapital bringen. Die Bank will zudem faule Kredite im Wert von fast 18 Milliarden Euro an Finanzinvestoren verkaufen.

Nicht ganz so gewaltig, aber ebenfalls schwerwiegend sieht es bei der Intensa Sanpaolo aus: Die zweitgrößte Bank des Landes ist der Stabilitätsanker der Branche. Sie hat sich schon vor einigen Jahren mit einer großen Kapitalerhöhung Luft für umfangreiche Abschreibungen verschafft. Die faulen Kredite in der Bilanz beliefen sich zuletzt auf für italienische Verhältnisse überschaubare 8,5 Prozent.

Das italienische Bankensystem ist weiter sehr kleinteilig. Viele Sparkassen haben ebenfalls jede Menge fauler Kredite in den Bilanzen. Häufig scheuen sie sich davor, diese Darlehen auf einen realistischen Wert abzuschreiben. Doch darunter leidet zugleich die Vergabe neuer Kredite. Die Regierung hat in der Vergangenheit versucht, viele dieser Banken zusammenzuschließen und zu Sparprogrammen zu drängen. Doch dagegen gab es oft Widerstand.

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