Nach Tod ihres Vaters Emilio Botín Ana Botín ist neue Chefin von Santander

Spaniens mächtiger Banker, Emilio Botín, ist gestorben. Nun hat die spanische Großbank Santander die Tochter des langjährigen Chefs, Ana Patricia Botín, zur neuen Präsidentin ernannt.

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Ana Patricia Botín wird neue Chefin der Santander-Bank. Quelle: REUTERS

Die spanische Großbank Santander hat ihren langjährigen Chef verloren. Emilio Botín, einer der mächtigsten Banker des Landes, erlag in der Nacht zum Mittwoch nur 20 Tage vor seinem 80. Geburtstag in seinem Haus in Madrid einem Herzinfarkt.

Zur neuen Chefin des Geldinstituts wurde seine Tochter Ana Patricia Botín ernannt. Der Verwaltungsrat habe einen Vorschlag der Ernennungskommission der Bank einstimmig angenommen, hieß es am Abend in einer Mitteilung an die Finanzaufsicht CNMV. Die 54-Jährige war bisher als Präsidentin des britischen Ablegers Santander UK tätig.


Nach der Bekanntgabe der Todesnachricht ging am Mittwoch eine Welle der Trauer und der Anteilnahme durch Spanien. Dies sei für ihn „wie ein Keulenschlag“, sagte der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy. Der legendäre Banker sei „der große Botschafter der „Marke Spanien“ im Ausland“ gewesen.

Bekannte Bankiersfamilie

Das Lebenswerk Botíns wurde nicht nur von Unternehmern und Politikern, sondern auch von Gewerkschaftsvertretern und linksgerichteten Medien gewürdigt. Botín habe die spanische Bankenwelt modernisiert und dazu beigetragen, die Wirtschaft des Landes „zu internationalisieren“, sagten viele.

Die Botíns sind die bekannteste Bankiersfamilie Spaniens. Emilio Botíns Urgroßvater war 1857 Mitgründer der Bank. Als Nachfolger seines Vaters und Urgroßvaters, die beide ebenfalls den Namen Emilio Botín trugen, übernahm der gelernte Jurist und Ökonom 1986 die Präsidentschaft der Banco Santander.

Unter seiner Ägide wuchs die Regionalbank durch eine offensive Übernahme- und Expansionspolitik zunächst daheim, dann in Europa und zuletzt in Lateinamerika und den USA zu einer Weltmarke mit insgesamt 183.000 Mitarbeitern und hundert Millionen Kunden. Sie hat auch in Deutschland Filialen. International zählt Santander zu den Top 20.


Das größte Unternehmen Spaniens stand auf so starken finanziellen Füßen, dass es die 2008 ausgebrochene Immobilien- und Wirtschaftskrise überstehen konnte. Das vergangene Jahr schloss die Bank bei einem Umsatz von 39,75 Milliarden Euro mit einem Nettogewinn von 4,37 Milliarden Euro ab. Auch im zweiten Quartal 2014 wurden zuletzt die Erwartungen der Analysten mit einem Überschuss von 1,45 Milliarden Euro übertroffen. Das waren 38 Prozent mehr als im - bereits guten - Vorjahreszeitraum.

Emilio Botín galt als einfacher Mann

Der am 1. Oktober 1934 im nordspanischen Santander geborene Emilio Botín-Sanz de Sautuola García de los Ríos, wie er mit vollem Namen hieß, wurde von Jesuiten erzogen und galt als „einfacher Mann“ sowie als sehr schüchtern. Er machte sich selbst über sein schlechtes Englisch lustig.

Doch hinter den Kulissen zog er in Spanien laut Medienberichten mit seiner starken Persönlichkeit viele Fäden. Botín soll beste Beziehungen nicht nur zu ranghohen Politikern wie dem früheren Ministerpräsidenten José Maria Aznar, sondern auch zum spanischen Königshaus unterhalten haben.


Im Hauptsitz der Banco Santander in Boadilla del Monte 15 Kilometer westlich der Hauptstadt Madrid - von Medien „Botín-Stadt“ genannt - ließ der passionierte Hobby-Golfer einen eigenen Platz errichten. „El Presidente“, wie Botín in Spanien oft ehrfurchtsvoll gerufen wurde, unterstütze mit Dutzenden Millionen Euro Kunsthäuser, Bildungseinrichtungen und Sportteams wie den Formel-1-Rennstall Ferrari. Mit einem vom „Forbes“-Magazin auf 1,1 Milliarden Euro geschätzten Vermögen konnte er es sich leisten.

Botíns Weste war allerdings nicht blütenrein: Neben anderen Affären musste der sechsfache Vater vor zwei Jahren rund 200 Millionen Euro an Steuern nachzahlen. Nun soll seine Tochter sein Lebenswerk fortsetzen. Gut auf den Job vorbereitet ist die Frau, von der die Spanier privat kaum etwas wissen, auf jeden Fall: Sie studierte in Harvard, leitete zuletzt die Geschicke der Santander in Großbritannien und spricht mehrere Sprachen.

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