Neue Commerzbank-Strategie Per Radikalumbau ins Ungewisse

Die Commerzbank will mit Privatkunden massiv wachsen und durch den Stellenabbau Kosten senken. Aber das, was unterm Strich bleibt, überzeugt Anleger und Investoren noch nicht.

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Commerzbank-Chef Martin Zielke präsentiert die neue Strategie. Quelle: REUTERS

Der Anfang ist mehr als holprig. Erst sorgte eine Panne dafür, dass Grundzüge der neuen Commerzbank-Strategie schon vorzeitig am Mittwochabend im Intranet von Deutschlands zweitgrößter Bank landeten. Ein Fehler, über den er sich ärgere, räumte Commerzbank-Chef Martin Zielke am Freitag bei der offiziellen Präsentation der neuen Strategie "Commerzbank 4.0" ein. Aber: das sei kein digitaler Prozess gewesen. "Wenn das digitalisiert gewesen wäre, hätte sich der Fehler vielleicht verhindern lassen", sagt Zielke zweckoptimistisch. Kein Wunder, denn der Bankchef sucht sein Heil in der Digitalisierung. Digitale Prozesse sollen die Bank effizienter und am Ende auch profitabler machen.

Aktionäre sind davon zunächst nicht überzeugt. An Zielkes wohl bisher wichtigstem Tag seiner seit Mai dieses Jahres währenden Amtszeit als Chef der Commerzbank verliert die Aktie der Bank zeitweise mehr als acht Prozent und rangierte nur noch bei 5,33 Euro. Gut, auch die Commerzbank-Aktie wird in Sippenhaft genommen und surft auf der branchenweiten Welle nach unten mit. Allerdings sind Analysten auch skeptisch, ob die neue Strategie funktionieren wird. Vor allem die hohen Restrukturierungskosten von 1,1 Milliarden Euro veranlassten einige dazu, ihr Kursziel zu senken. Immerhin räumte Finanzvorstand Stephan Engels ein, es sei mit einer Durststrecke von zwei Jahren zu rechnen. Entsprechend will die Bank vorerst keine Dividende zahlen.

Analysten der Ratingagentur Fitch kritisieren, der Schwerpunkt des neuen Plans liege auf dem Sparprogramm und weniger beim Ertragswachstum. "Das zeigt die Schwierigkeiten, in dem Deutschlands Bankensektor steckt". Der Sektor sei geprägt von hohen Kosten und hohem Wettbewerb. Selbst ein umfangreicher Umbau, wie ihn die Commerzbank nun startet, ist zunächst nicht mehr als ein Lichtblick.

Das zeigen auch die Zahlen, die Zielke und Finanzvorstand Stephan Engels am Freitag präsentierten. Obwohl die Kostenquote mit Hilfe der Sparmaßnahmen auf 66 Prozent sinken soll (noch gibt die Commerzbank fast 80 Cent aus, um einen Euro zu verdienen), erwartet sie bei gleichbleibend niedrigen Zinsen gerade mal eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent - zu wenig, um die Kapitalkosten zu verdienen. Zielke rechtfertigt, in einem derart schwierigen Marktumfeld seien eben keine höheren Werte erreichbar. Sollten die Zinsen bis 2020 steigen, rechnet die Commerzbank mit einer Rendite aufs Eigenkapital von mehr als acht Prozent und will dann immerhin "nahezu" ihre Kapitalkosten verdienen.

Insgesamt ist also viel Aufwand nötig, um am Ende eine Rendite zu erreichen, die vergleichsweise schmal ausfällt. Allerdings bleibt Zielke wohl keine andere Wahl, ein Weiter so war nicht möglich.

Die wichtigsten Elemente des Umbauplans im Überblick:

1. Der Stellenabbau

Keine Frage, der Rotstift ist in der Strategie, die der Vorstand zusammen mit Beratern von McKinsey erarbeitet hat, mehr als präsent. Insgesamt baut die Bank 9600 Vollzeitstellen ab, nach Schätzungen von Arbeitnehmervertretern dürften damit rund 12.000 Mitarbeiter betroffen sein. Vor allem durch die Zusammenlegung von Geschäftsbereichen und der Digitalisierung von Prozessen sollen zahlreiche Jobs eingespart werden. Laut Zielke findet der Abbau hauptsächlich in Deutschland statt. Gleichzeitig werden 2300 neue Arbeitsplätze "in Wachstumsfeldern" geschaffen, netto baut die Bank bis Ende 2020 7300 Stellen ab.

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