Neuer Kurs Wie die Commerzbank auf Kundenfang geht

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Debatte um Staatseinlagen

EU-Kommissionn Quelle: dpa

Toncar ist seit 2010 Vorsitzender des Ausschusses und findet lobende Worte für Blessing und sein Institut: „Die Bank hat Mitte 2011 ein perfektes Zeitfenster für ihre Kapitalerhöhung erwischt.“ Den Löwenanteil der staatlichen Einlage von 16,4 Milliarden Euro konnte Blessing damit zurückzahlen. Parallel dazu hat der Staat jedoch immer mehr Aktien der Commerzbank erworben, um seinen Anteil von einem Viertel konstant zu halten.

Dieses Aktienpaket bereitet Toncar und dem Kontrollausschuss derzeit Kopfzerbrechen, denn der Kurs ist seit dem Staatseinstieg in den Keller gerauscht. Etwa 4,7 Milliarden Euro haben die Steuerzahler für die Papiere hingeblättert – der aktuelle Börsenwert liegt mit rund zweieinhalb Milliarden Euro deutlich darunter.

Steuerzahler nicht in der Gewinnzone

Angesichts der Kursverluste rückt die Tatsache fast schon in den Hintergrund, dass die restliche stille Einlage des Staates voraussichtlich erneut nicht verzinst wird. Grund dafür ist, dass die Commerzbank laut handelsrechtlicher Bilanz 2011 einen Verlust ausweisen dürfte. Zwar ist der Kurs seit Jahresbeginn wieder um rund 60 Prozent gestiegen, doch die Steuerzahler sind noch längst nicht wieder in der Gewinnzone. Die öffentlichen Bankenretter müssen also wohl noch lange auf den richtigen Moment warten, die staatlichen Commerzbank-Aktien günstig zu verkaufen.

Joaquín Almunia Quelle: dpa

Gesetz für Europas Unternehmen

Auch Brüssel redet bei einer wichtigen Frage zur Zukunft der Commerzbank mit. Wegen der Staatshilfen verlangt EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia eigentlich, dass Blessing den Immobilien- und Staatsfinanzierer Eurohypo bis 2014 verkauft. Und was Almunia fordert, ist normalerweise Gesetz für Europas Unternehmen. Doch die Commerzbank hofft auf Gnade des mächtigen Wettbewerbskommissars. Denn es findet sich kein Käufer für die Problem-Tochter, die massenhaft marode Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder im Portfolio hat.

Wettbewerbskommissar erwartet Aufklärung

Bisher hüllt sich Almunia darüber in Schweigen, ob und wann er zur Eurohypo neu entscheiden will. Im Umfeld des Wettbewerbskommissars wird aber erwartet, dass er sich bald erklärt. Statt die Eurohypo zwangsweise zu verkaufen, würde Blessing sie am liebsten intern abwickeln und lediglich Teile der gewerblichen Immobilienfinanzierung weiterführen.

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