Österreichische Bank Erste Group kommt langsam aus der Krise

Die Erste Group macht Fortschritte beim Abbau fauler Kredite. Auch das Kreditgeschäft zieht leicht an. Bank-Chef Treichl erklärte: „In düsteren Zeiten ist man mit kleinen Dingen zufrieden.“

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Erste Group Bank in Wien: „Die Ergebnisse sind ein großer Schritt in die richtige Richtung.“ Quelle: Reuters

Wien Die österreichische Erste Group kämpft sich in kleinen Schritten aus der Wirtschaftskrise in Osteuropa. Im dritten Quartal machte das Sparkassenspitzeninstitut erstmals seit 2008 sichtbare Fortschritte beim Abbau fauler Kredite. Zudem zog das unter den niedrigen Zinsen leidende Kreditgeschäft im Vergleich zum Vorquartal leicht an. „In düsteren Zeiten ist man mit kleinen Dingen zufrieden“, sagte Bankchef Andreas Treichl. Das sahen auch die Anleger so: Die Erste-Aktie legte in der Spitze vier Prozent zu und war damit der größte Gewinner im ATX. „Die Ergebnisse sind ein großer Schritt in die richtige Richtung“, erklärten die Experten von Bank of America Merrill Lynch.

Die Erste Group ist der drittgrößte Kreditgeber in Osteuropa - nach Konkurrenten wie der UniCredit -Tochter Bank Austria und der Raiffeisen Bank International. Das Institut ist daher maßgeblich von der Wirtschaftsentwicklung in der Region abhängig und hofft mit dem anspringenden Konsum auf eine steigende Kreditnachfrage. Obwohl diese bislang ausblieb, gebe es „erste ermutigende Zeichen für eine Trendumkehr“, sagte Treichl. In Österreich und Tschechien habe die Kreditnachfrage wieder angezogen. Der Zinsüberschuss legte im Quartalsvergleich um 2,5 Prozent zu.

Von den Höhenflügen vor der Finanzkrise ist die Bank aber noch weit entfernt. Trotz der jüngsten Fortschritte ist noch fast jeder zehnte Kredit ausfallgefährdet. Die entsprechende Quote ging im Quartalsvergleich auf 9,6 von 9,7 Prozent zurück. Vor Ausbruch der Krise, im Herbst 2008, hatte sie bei 2,5 Prozent gelegen. Grund für den Rückgang ist die bessere Wirtschaftsentwicklung in Rumänien, von der die Erste im Geschäft mit Privatkunden sowie Klein- und Mittelbetrieben profitiert. In der Krise konnten viele von ihnen ihre Schulden nicht rechtzeitig tilgen. Die Bank musste dafür hohe Vorsorgen bilden, die sie nun sukzessive wieder auflöst. Im Gesamtjahr sollen diese Risikovorsorgen konzernweit um zehn bis 15 Prozent sinken, bekräftigte die Bank. Das Betriebsergebnis werde um bis zu fünf Prozent schrumpfen.


Ein neues Sorgenkind

Im dritten Quartal bekam die Bank unter dem Strich höhere Bankensteuern und Abschreibungen in Kroatien zu spüren: Der Nettogewinn schrumpfte um zehn Prozent auf 129 Millionen Euro.

Für den Beginn des kommenden Jahres ist Treichl optimistisch: Das Kreditvolumen werde in den kommenden Quartalen im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen und die Vorsorgen für faule Kredite zurückgehen. Die Kosten sollen 2014 unter dem Niveau von 2013 liegen.

Sorgen bereitet dem Institut jedoch das Geschäft mit Großkunden: Hier hat die Bank viele Immobilienkredite, etwa für Shoppingcenter oder Bürogebäude in Ungarn und Rumänien, vergeben. Weil viele dieser Immobilien aber nach der Krise immer noch leer stehen oder zu deutlich niedrigeren Preisen vermietet werden, musste die Erste ihre Risikovorsorge in den ersten neuen Monaten in dem Bereich um zwei Drittel auf 381 Millionen Euro erhöhen. Eine rasche Besserung sei nicht in Sicht. Die rumänische Tochter BCR werde daher zwar weiterhin wie geplant die Gewinnzone erreichen - allerdings möglicherweise nur mit Hilfe eines positiven Steuereffekts, räumte das Management ein.

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