Online-Bank Comdirect bereitet sich auf Gewinneinbruch vor

Comdirekt muss in 2013 wohl einen Gewinnrückgang von über 30 Prozent verkraften. Dennoch legte der Börsenkurs zu, der Vorstand will zudem an seinem Kurs festhalten.

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Frisches Geld am Automaten zapfen – so einfach ist es für die Bank selbst nicht. Quelle: dpa

Frankfurt Die Internet-Bank Comdirect nimmt für ihre Ausgaben für Kundengewinnung und -bindung in diesem Jahr einen Gewinneinbruch um fast ein Drittel in Kauf. Das Ergebnis vor Steuern werde nur noch bei 65 Millionen Euro liegen, kündigte der Vorstandschef der Commerzbank -Tochter, Thorsten Reitmeyer, am Mittwoch an. Im vergangenen Jahr hatte Comdirect noch 92,3 Millionen Euro vor Steuern verdient. „65 Millionen sind ein stolzes Ergebnis, wenn man sieht, wie schwierig das Zinsumfeld ist”, sagte Reitmeyer der Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Aktionäre blieben am Mittwoch gefasst: Die Comdirect-Aktie legte zeitweise sogar leicht auf 7,50 Euro zu, obwohl Analysten im Schnitt für 2013 mit mehr als 80 Millionen Euro Gewinn gerechnet hatten.

Zwar handeln die 2,77 Millionen Kunden angesichts steigender Börsen wieder mehr, doch konnte ein um zehn Prozent steigender Provisionsüberschuss den Einbruch um 14 Prozent im Zinsergebnis im ersten Halbjahr nicht wettmachen. Die Kosten schnellten aber um 13 Prozent - das sind fast 15 Millionen Euro - nach oben. Der Gewinn vor Steuern schrumpfte deshalb um 21 Prozent auf 41,9 Millionen Euro. Dabei hatte eine Umschichtung im Anlageportfolio sogar einen Sonderertrag von sieben Millionen Euro gebracht. Comdirect machte Banken-Papiere zu Geld und steckte sein Geld stattdessen in Unternehmensanleihen.

Trotz des Gewinnrückgangs hält der Vorstand an seinem Kurs fest. „In Wachstum investieren heißt nicht nur, dass man mehr Geld für Marketing ausgibt”, betonte Reitmeyer. Dabei gehe es auch um Schulung der Mitarbeiter oder eine funktionierende IT-Plattform. Ins Marketing habe Comdirect im ersten Halbjahr einen mittleren einstelligen Millionenbetrag zusätzlich gesteckt. Bis zum Ende des Jahres wird noch einmal so viel fällig.

Die neue Vertriebsoffensive der Commerzbank im Wertpapier-Geschäft schreckt Reitmeyer nicht. Ihr Depotmodell im Zuge des Umbaus im Filialgeschäft ähnelt stark dem von Comdirect. „Wir sehen das sportlich. Wenn man Marktführer ist, wird man kopiert”, sagte er. „Die Filialbanken können ja nicht tatenlos zusehen, bis der letzte attraktive Kunde zu einer Online-Bank gewechselt ist.” Comdirect gewinne nur einen kleinen Teil der Neukunden von der Muttergesellschaft.

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