Bis zuletzt hofften die Mitarbeiter der Depfa in Dublin darauf, dass ein neuer Eigentümer ihrer Bank neues Leben einhauchen könnte. Doch am vorvergangenen Dienstagabend entschieden die Verantwortlichen des Banken-Rettungsfonds Soffin, die auf die Finanzierung von Staaten und Immobilien spezialisierte Depfa nicht zu verkaufen. Das bedeutet das Ende jener Bank, für die die Münchner Hypo Real Estate (HRE) 2007 fast sechs Milliarden Euro gezahlt hatte, ehe sie ein gutes Jahr später in eine dramatische Schieflage geriet und der Bund als Eigentümer einsprang.
Um die Abwicklung der Depfa wird sich nun die Abbaubank FMSW in München kümmern. Damit wirft das Depfa-Aus zugleich ein Schlaglicht auf eine scheinbar paradoxe Entwicklung.
Eigentlich gedacht als Abklingbecken für die übleren Hinterlassenschaften der großen Bankenkrise vor fünf Jahren, machen die FMSW wie auch die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) in Düsseldorf derzeit gute Geschäfte. Dagegen geht es ihren lichteren Kollegen – Portigon und Deutsche Pfandbriefbank – deutlich minder prächtig: Sie drohen selbst zum Fall für ihre eigenen Bad Banks zu werden.
Abwicklung in Eigenregie
Die Abwicklung der Depfa in Eigenregie soll nach Berechnungen des Finanzministeriums ein deutlich besseres Ergebnis bringen als die 320 Millionen Euro Kaufpreis, die im Raum standen. Sie ist auch ein Vertrauensbeweis für die FMSW. Die Bad Bank hat seit ihrer Gründung 2010 bereits Vermögenswerte von mehr als 55 Milliarden Euro abgebaut. Und 2013 sogar einen Gewinn von knapp 120 Millionen Euro gemacht. Auch die EAA, die die Hinterlassenschaft der WestLB geerbt hat, beendete 2013 mit einem positiven Ergebnis.
Auftrieb gibt den Altlastverwertern vor allem die überraschend positive Marktentwicklung. Selbst schwer verkäufliche Wertpapiere gehen seit Monaten problemlos weg. Das gilt vor allem für die in der Finanzkrise verhängnisvollen Verbriefungen. Das mit ihnen prall gefüllte „Phoenix“-Portfolio der EAA gilt längst nicht mehr als toxisch, sondern allenfalls als schwer bekömmlich. Von 2009 bis Ende 2013 ist es um 43 Prozent auf aktuell noch gut 14 Milliarden Euro geschrumpft. Von den von den Eigentümern zugesagten fünf Milliarden Euro an Garantien sind aktuell erst 1,4 Milliarden verbraucht.
Eine echte Erfolgsgeschichte
Die steigenden Kurse erfassen alle Vermögenswerte. Dazu zählen auch Finanzierungen von Gewerbeimmobilien und sogar von Schiffen. Über Jahre herrschte hier fast völlige Flaute. Käufer sind fast immer Hedgefonds und andere unregulierte Investoren. Angesichts der niedrigen Zinsen erhoffen sie sich hier etwas mehr Rendite. Aktuell geht die EAA davon aus, dass sie mit den vorhandenen drei Milliarden Euro Eigenkapital auskommt, um bis 2027 alle Altbestände aufzulösen. Das wäre für sie eine echte Erfolgsgeschichte.
Anders sieht es bei der anderen WestLB-Nachfolgegesellschaft Portigon aus. Sie hat die meisten WestLB-Mitarbeiter übernommen und wickelt alle Arten von Wertpapiergeschäften für die EAA und die Hessisch-Thüringische Landesbank ab. Das ist wenig profitabel, und Hoffnungen, weitere Banken als Kunden zu gewinnen, haben sich bisher nicht erfüllt. Entsprechend ungünstig sind die Vorzeichen für die bis 2016 geplante Privatisierung.
Unvorhergesehene Risiken
Schon überlegen Politiker, weitere Teile von Portigon in die EAA zu übertragen. Die Querelen haben Anfang Mai zum Rücktritt von Portigon-Chef Dietrich Voigtländer geführt. Hinzu kommen unvorhergesehene Risiken. So hatte die WestLB ähnlich wie die Deutsche Bank bei der Ermittlung der Libor-Zinsen mitgewirkt und wird wegen möglicher Manipulationen in den USA auf Milliarden Schadensersatz verklagt.
Wenig geschmeidig läuft es auch bei der Deutschen Pfandbriefbank (PBB). Für den guten Teil der HRE soll das Ende der Depfa kein Präzedenzfall sein. Der Prozess für den Verkauf soll demnächst starten. Die Vorzeichen sind etwas günstiger. So macht die PBB anders als die Depfa weiteres, wenn auch bescheidenes Neugeschäft. Allerdings ist die Finanzierung der öffentlichen Hand und von Gewerbeimmobilien insgesamt wenig einträglich. Große Gewinne macht die PBB nicht.
2011 hatte ein Gremium unabhängiger Experten empfohlen, die HRE komplett abzuwickeln. „Der Staat muss frühzeitig prüfen, ob dies immer noch die bessere Alternative ist“, sagt Gerhard Schick. Festlegen will sich der finanzpolitische Sprecher der Grünen nicht. Für die Abwicklung der Depfa hatte er sich von Beginn an starkgemacht. Und letztlich durchgesetzt.