Postbank Deutsche Bank kehrt mit eisernem Besen

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Theorie und Umsetzung

Mitarbeiter der Postbank streiken Quelle: dapd

In der Theorie klingen die Pläne gut. Aber die Umsetzung sieht anders aus.

So wie zum Beispiel Ende September vor der Postbank-Zentrale in Bonn. Erstmals tritt der Unmut der Angestellten nach außen. Rund 300 Betriebsräte aus ganz Deutschland sind angereist, über ihren Anzügen tragen sie rote Verdi-Plastikwesten, sie recken Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie „Personalabbau aus Leidenschaft“. Verdi-Chef Frank Bsirske, im Nebenjob Aufsichtsrats-Vize der Postbank, erklimmt eine Bühne und donnert los: gegen den „Generalangriff auf die Arbeitsbedingungen“, gegen die „Gewalt des Eigentums“, gegen die „Hardliner im Vorstand, die den Hals nicht voll kriegen“.

Ähnlich ging es bei den Warnstreiks vergangene Woche zu. Grund sind angekündigte Einschnitte, von denen sich das weiterhin zuständige Management der Postbank nicht abbringen ließ. So sollen zunächst 1600 Angestellte in eine Servicegesellschaft zur Kreditabwicklung ausgelagert werden, weitere im Zahlungsverkehr und in den Callcentern dürften folgen. Beschäftigte sollen dort künftig 42 und damit drei Stunden in der Woche mehr arbeiten und drei Tage weniger Urlaub bekommen. Auch wenn die Bedingungen in ähnlichen Gesellschaften der Deutschen Bank üblich sind, sehen Arbeitnehmervertreter darin eine „Blaupause für die gesamte Postbank“. Nach Berechnungen von Verdi fallen durch das Sparprogramm bis Ende 2012 1500 Stellen weg.

Nach Angaben aus Verhandlungskreisen sind die Einsparungen bereits Grundlage der Jahresplanung 2012. „Die Deutsche Bank haut mit der Axt in den Tisch und glaubt, dass sie einfach durchregieren kann“, schimpft ein Arbeitnehmervertreter aus dem Postbank-Aufsichtsrat. „Sie ist dabei, die kollegiale Kultur zu zerstören.“

Effizienter

Die Unterschiede sind enorm. Auf der einen Seite steht das frühere Staatsinstitut, das Tausende Beamte beschäftigt und dessen Angestellte zu mehr als 60 Prozent in der Gewerkschaft organisiert sind. Auf der anderen Seite die global erfolgreiche Investmentbank, bei der die Gewerkschafter nur wenig Rückhalt haben und selbst viele Filialmitarbeiter so aussehen, als wären sie gerade von der Wall Street eingeflogen.

Schon die ersten Sondierungsgespräche der Top-Manager machten die Differenzen deutlich. „Beide Seiten dachten, dass sie sehr kulant sind und möglichst weit auf den anderen zugehen“, sagt ein hochrangiger Deutsche-Bank-Manager. „Und beide Seiten sind nach dem Gespräch vermutlich aufgestanden und haben sich gewundert, mit welchen Hardlinern sie da gerade zusammengesessen haben.“

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