Am 4. Januar 1872 unterzeichnet Generalpostmeister Heinrich von Stephan einen Erlass zur Gründung von Spar- und Vorschussvereinen, den späteren Post- Spar- und Darlehensvereinen, hinter denen sich das Kürzel PSD verbirgt. Die Vereine sollen klammen Postbediensteten helfen, wirtschaftliche Notlagen mit günstigen Krediten zu überwinden und einen sicheren Hort für die bescheidenen Ersparnisse zu finden.
144 Jahre lang hat der genossenschaftlich organisierte Selbsthilfeverband diverse Großkrisen überlebt – die Inflation nach dem 1. Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre, die Währungsreform nach dem 2. Weltkrieg und schließlich die Finanzkrise von 2008, gefolgt von der europäischen Staatsschuldenkrise.
So sieht die Geldanlage der Deutschen aus
35 Prozent der Deutschen haben eine Lebensversicherung abgeschlossen.
Fast ebenso viele, nämlich 32 Prozent, besitzen einen Bausparvertrag oder Bausparplan.
In Deutschland besitzen 29 Prozent der Bürger ein Tagesgeldkonto.
Ebenso viele, nämlich 29 Prozent, sehen ihre Immobilie als Geldanlage an.
20 Prozent besitzen Fondsanteile, 17 Prozent Festgeld/Termingeld und 12 Prozent Aktien.
Deutlich geringer ist dagegen der Anteil der Edelmetallbesitzer: sieben Prozent haben in Goldbarren oder -münzen investiert und vier Prozent zählen Silberbarren oder -münzen zu ihrem Besitz.
Sechs Prozent sehen ihre Antiquitäten (z. B. einen sehr alten Schrank) als Geldanlage und vier Prozent besitzen wertvolle Kunstgegenstände.
Jeweils zwei Prozent haben Geld in Anleihen bzw. Zertifikate angelegt.
Doch jetzt hat das Bündnis mit 1,2 Millionen Kunden und mehr als 23 Milliarden Euro Bilanzsumme Risse bekommen – nicht durch einen externen Schock, sondern durch einen internen Streit. Zum PSD-Verband gehören bald nicht mehr 15, sondern ab 2016 nur noch 14 regionale Institute. Die PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz mit Sitz in Regensburg hat ihre Mitgliedschaft gekündigt, weil sie sich vom Verband gegängelt fühlte. Der Grund: Das Institut hat erklärt, bundesweit Geschäfte machen zu wollen und ist damit auf Konfrontationskurs zum Rest der Gruppe gegangen, die auf das Regionalprinzip setzt, also vorwiegend Kunden bedienen will, die im Geschäftsgebiet einer Bank wohnen.
Abgesehen davon, dass solche Einschränkungen und Gebietsabsprachen die Wettbewerbshüter hellhörig machen, stellt sich die Frage, ob sie im digitalen Zeitalter noch realistisch sind. Ohnehin machen die PSD Banken schon jetzt 20 Prozent ihres Geschäfts mit Kunden außerhalb der Zuständigkeitszonen der jeweils kundenführenden Institute. Verbandschef Rudolf Conrads sieht die PSD Banken als zur Beratung fähige Direktbanken, deren Kunden zwar jederzeit in die Filialen kommen können, dies aber nicht müssen. So können sich Kunden der PSD Bank Hessen-Thüringen per Video legitimieren und ein Konto eröffnen, ohne persönlich beim Berater vorbeizukommen.
Neben Konten und Geldanlage sind Baufinanzierungen die tragende Säule des PSD-Banken-Geschäfts. Um 6,1 Prozent legte der Stand der Hypothekenkredite Ende 2014 gegenüber dem Vorjahr zu – auf 14,9 Milliarden Euro. Das Wachstum wird getrieben durch die niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, die private Immobilienkredite verbilligen und dadurch die Nachfrage bei Wohnungskäufern und Häuslebauern steigern. Die PSD Banken sind aber sogar noch stärker gewachsen als andere Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken und die Sparda-Banken. Grund ist, dass die Entscheidungsprozesse bei der Kreditvergabe einfacher und schneller laufen. Das Prinzip Direktbank zeigt hier seine Wirkung.
Keine Frage, technisch hat sich auch bei den PSD Banken viel getan. Der Gebietsstreit mit den Regensburgern wirkt angesichts der digitalen Revolution aus der Zeit gefallen. Conrads argumentiert mit dem Extrembeispiel eines fiktiven Kunden in Garmisch, der seine Privatimmobilie bei der PSD Bank Kiel abschließen will. Für die Bank stelle sich dabei die Frage, ob sie sich in der Region des Kunden überhaupt gut genug auskennt, um das Kreditrisiko einschätzen zu können.
Die Offensive aus Regensburg zeigt, dass regionale Banken sich durchaus in der Lage sehen, bundesweit Kunden zu bedienen. Ob das Kreditrisiko gerechtfertigt ist, muss dann nicht der Verband klären, sondern das Risikomanagement der Bank. Und dann gibt es natürlich noch eine Finanzaufsicht, die überwacht, ob Banken die Sicherheitsvorschriften einhalten.