Regionalprinzip Alarm bei den Sparkassen

Die Wettbewerbskommission in Brüssel knöpft sich die deutschen Sparkassen vor: Das umstrittene Regionalprinzip wackelt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Sparkassen machen sich keinen Wettbewerb – damit beschäftigt sich jetzt die Monopolkomission. Quelle: dpa

Düsseldorf Sparkassenvertreter greifen gern auf die Molekularbiologie zurück, wenn sie zentrale Prinzipien ihrer Organisation beschreiben. Sie sprechen dann von ihrer DNA. Ein Teil dieses Lebenscodes, das Regionalprinzip, wird jetzt infrage gestellt.

Nach Informationen des Handelsblatts hält die Monopolkommission dieses Prinzip, nach dem die Sparkassen nur auf dem Gebiet ihrer Eigentümer tätig sein dürfen, für wettbewerbsrechtlich bedenklich.

Seit Jahrhunderten erprobt

So richtig wissen die 418 Sparkassen derzeit nicht, wie ihnen geschieht. Das seit Jahrhunderten erprobte Geschäftsmodell, Einlagen einzusammeln und sie als Kredite zu vergeben, bewährte sich auch in der Finanzmarktkrise. Die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten verlief reibungslos, das Wort Kreditklemme blieb in Deutschland ein Fremdwort. Und das in allen Sparkassengesetzen der Bundesländer festgelegte Regionalprinzip ist ein Garant dafür, dass auch die Bevölkerung in der Fläche mit Finanzdienstleistungen versorgt wird.

Gleichwohl will sich die Monopolkommission in ihrem nächsten Gutachten, das im Sommer erscheinen wird, das Regionalprinzip vorknöpfen. „Es trifft zu, dass sich die Monopolkommission in ihrem nächsten Gutachten mit den Finanzmärkten beschäftigen und das Regionalprinzip dabei auch eine Rolle spielen wird“, sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, dem Handelsblatt. „Sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise stellen wir uns die Frage, inwieweit der Wettbewerb als Ordnungsprinzip auf den Finanzmärkten noch gilt.“

An einem Beispiel versucht Zimmer, die Absicht der Monopolkommission zu verdeutlichen: „Wenn Zementhersteller vereinbaren, sich gegenseitig in bestimmten Gebieten nicht die Kunden streitig zu machen, würde jeder von einem verbotenen Kartell sprechen.“ Allerdings will Zimmer nicht ausschließen, dass eine andere Bewertung angezeigt sei, „wenn das in einer anderen Branche passiert“.

Dass im deutschen Bankensystem trotz Regionalprinzips der Sparkassen ein harter Wettbewerb zwischen privaten Banken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen tobt, scheint eher ein nebensächlicher Aspekt zu sein. Die Wettbewerbskommission in Brüssel, die nicht gerade als Fan der Sparkassen bekannt ist, dürfte die Debatte in Deutschland mit Interesse verfolgen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%