Risiko-Einschätzung EZB-Aufsicht traut Banken-Bilanzen nicht

Banken rechnen sich ihre Risiken gern klein, eine Praxis, gegen die die neue EZB-Aufsicht zügig vorgehen will. „Das ist für uns ein großes Projekt“, erklärte die Vize-Chefin der Behörde, Sabine Lautenschläger.

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Sabine Lautenschläger ist Vize-Chefin der neuen EZB-Bankenaufsicht. Sie will die internen Berechnungsmethoden mit denen Banken ihre Bilanzrisiken erstellen, kritisch unter die Lupe nehmen. Quelle: Reuters

Frankfurt Die neue EZB-Aufsicht will den Wildwuchs bei der Berechnung von Risiken in den Banken-Bilanzen eindämmen. Die internen Modelle, mit denen die Geldhäuser ihre Kredit- und Marktrisiken selbst errechnen können, sind den Regulierern ein Dorn im Auge, seit sich dort eklatante, nur schwer erklärbare Unterschiede ergeben haben. „Wir werden in den nächsten zwei bis drei Jahren in jedes einzelne Modell hineinschauen“, kündigte die Vize-Chefin der neuen EZB-Behörde, Sabine Lautenschläger, am Dienstag auf einem Kongress in Frankfurt an. „Das ist für uns ein großes Projekt.“

Die Banken haben ein Interesse daran, ihre Bilanzrisiken herunterzurechnen. Denn dann brauchen sie weniger Eigenkapital hinterlegen, um diese abzusichern. Die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte neue Aufsicht, die primär für die 120 größten Banken in der Euro-Zone zuständig ist, werde Inkonsistenzen „auf sehr direktem Wege“ angehen, so Lautenschläger. Es gehe um die Gleichbehandlung aller Banken in Europa.

Auch die für die ganze EU zuständige Banken-Regulierungsbehörde EBA hat die internen Modelle im Visier, wie ihr Chef Andrea Enria auf der gleichen Veranstaltung sagte. „Wir müssen verstehen, ob eine Bank ein besonders gutes Portfolio hat oder ob sie nur fragwürdige interne Modelle anwendet.“

Die EZB drängt die von ihr beaufsichtigten Banken auch dazu, die Erkenntnisse aus dem jüngsten Stresstest und dem vorausgehenden Bilanz-Check in den Abschlüssen für das laufende Jahr zu berücksichtigen. Dabei geht es etwa um Kredite, die von den Stresstest-Prüfern als faul identifiziert worden waren.

„Als Bank und deren Abschlussprüfer würde ich sorgfältig prüfen, wie sich das in den Rückstellungen niederschlagen soll“, sagte Lautenschläger. Die EZB-Aufsicht werde das in Gesprächen mit den Banken und ihren Bilanzprüfern deutlich machen. „Der Bilanz-Check ist eine Goldmine. Wir werden sie voll ausbeuten.“

Die im Stresstest angewandten Regeln widersprechen jedoch in einigen Punkten nationalen und internationalen Bilanzierungsvorschriften. Nationale Sonder- und Übergangsregeln, etwa zur Berechnung des Eigenkapitals, will die EZB bei den Großbanken im Sinne der Gleichbehandlung eindämmen, wie Lautenschläger ankündigte.

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