Sal. Oppenheim Der tiefe Sturz der Oppenheims

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Einstieg bei Karstadt war ein Fehler

Er und die anderen haben verdammt viel falsch gemacht, meinen jedenfalls die Staatsanwälte. Der Prozess konzentriert sich derzeit auf zwei Fehler aus dem Jahr 2008: eine zweifelhafte Immobilientransaktion in Frankfurt und den ebenso zweifelhaften Einstieg beim später in Arcandor umbenannten Karstadt-Konzern, den ihre damaligen Stammkunden Madeleine Schickedanz und Thomas Middelhoff regierten.

Gegen das adlige Bankdoppel laufen aber noch rund 20 weitere Ermittlungsverfahren, heißt es in Justizkreisen. Weitere Anklagen sind möglich.

Die fünf Angeklagten im Sal. Oppenheim-Prozess

Die Banker sollen ein Gebäude in Köln zu teuer gekauft und für den Bauauftrag der neuen Zentrale in Luxemburg zu viel gezahlt haben. Angeblich statteten sie den von ihnen 2009 an der Arcandor-Spitze abgelösten Middelhoff mit einem viel zu üppigen Beratervertrag aus und dessen Nachfolger Karl-Gerhard Eick mit einer zu hohen Antrittsprämie. Außerdem sollen sie die ihnen damals gehörende BHF-Bank gedrängt haben, ihnen mit einem Notkredit aus der Patsche zu helfen. Fragwürdig sind zudem Kredite, die sie günstig und in großem Stil bei ihrer eigenen Bank aufnahmen. Es geht da immer um Untreue zulasten des ihnen anvertrauten Instituts.

Schwerreiche Kunden fühlen sich betrogen

Auch rund zehn Kunden, die die Bank einst mit Jagdgesellschaften und Poloturnieren umschmeichelte, haben ihre einstigen Vermögensverwalter angezeigt. Es sind die richtig Reichen, nur sie durften in die rund 70 Immobilienfonds einzahlen, die Sal. Oppenheim mit dem Bauunternehmer Esch aufgelegt hatte. Die Beteiligungen versprachen hohe Renditen, und da sie die Anleger mit Krediten finanzierten, konnten sie noch Steuern sparen. Etliche Fonds laufen schlecht, die Kunden fühlen sich betrogen.

Rund ein Dutzend Kunden wollen deshalb Geld zurück, auf maximal 1,1 Milliarden Euro beziffert die Deutsche Bank die Forderungen in ihrem Geschäftsbericht. Ob die Kläger damit durchdringen, ist offen, die Gerichte haben unterschiedlich entschieden.

Mit den Fonds wuchs Eschs Einfluss

Esch, immer wieder Esch, der Name ist aufs Innigste mit dem Niedergang der Bank verbunden. Die Beziehung zu dem gelernten Maurer begann noch zu der Zeit, als Alfred von Oppenheim und der frühere Bundesbank-Chef Karl Otto Pöhl in der Bank das Sagen hatten. Sie legten gemeinsam einen ersten Fonds auf, einen zweiten und dann immer mehr. Mit dem wachsenden Fondsgeschäft wuchs auch der Einfluss Eschs im Bankhaus. Vor allem mit von Krockow war er aufs Allerengste verbunden, die beiden waren Freunde fürs Leben und noch mehr: Schon 1993 erteilte der Banker dem Bauunternehmer eine Generalvollmacht, die sogar über seinen Tod hinaus gelten sollte.

Dieser Esch sitzt vor Gericht jetzt in der hintersten Bank, stabil und stramm, er nimmt immer mal wieder einen kräftigen Schluck Cola Light, die man ihm nicht ansieht, der Anzug spannt, eine tiefe Nackenfalte teilt den kahlen Schädel. Ihm haben sie alle vertraut, die Milliardäre und auch der alte Adel, neben von Krockow stellten sein Schwager Georg Baron von Ullmann und dessen Mutter Karin dem ehemaligen Polier umfassende Vollmachten aus.

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