Dem Commerzbank-Management ist eine Blamage erspart geblieben, denn der Aufsichtsrat hat heute die umstrittene Abberufung von zwei Vorständen durchgeboxt. Entscheidend ist am Ende wohl das doppelte Stimmgewicht von Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller gewesen, denn zuvor hatten insbesondere die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat die Entscheidung blockiert.
Vor allem die Trennung von Personalvorstand Ulrich Sieber war der Belegschaft ein Dorn im Auge, die den Manager als verlässlichen Ansprechpartner beim großangelegten Jobabbau in der Bank schätzen gelernt hatte. Mit Sieber konnte keine gütliche Einigung erzielt werden, denn er hat sich bis zuletzt gegen den Rausschmiss gewehrt. Kein Wunder, denn sein Arbeitgeber konnte ihm keine Fehlentscheidungen vorwerfen, die eine Trennung gerechtfertigt hätten.
Die Commerzbank begründet die Verkleinerung des Vorstands mit dem Umbau des Unternehmens und der Trennung von Geschäftsbereichen. Eigentlich wäre es ein populärer Schritt, nicht nur in der Belegschaft, sondern auch beim Topmanagement zu sparen. Unter Arbeitsrechtlern ist aber umstritten, dass die angeführten Gründe für eine Abberufung reichen. Der Fall Sieber könnte daher demnächst die Gerichte beschäftigen. Einfacher ging aus Sicht der Bank die Trennung von Vorstand Jochen Klösges von der Hand. Er wechselt zur Reederei Rickmers und hat wohl keinen Anspruch mehr auf volle Fortzahlung seiner Bezüge, wenn er seinen neuen Job im kommenden Frühjahr antritt.
Die Aufgaben von Sieber und Klösges, die ihre Posten Ende Dezember aufgeben müssen, verteilt die Bank nun im Vorstand um. Michael Reuther, Chef des Investmentbankings, wird die Abwicklung von Staatsfinanzierungen übernehmen und Firmenkundenchef Markus Beumer den Abbau von gewerblichen Immobilienfinanzierungen und Schiffskrediten verantworten. Wer allerdings Siebers Aufgabe als Personaldirektor übernimmt, muss noch gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern entschieden werden.
Der Rauswurf der beiden Vorstände ist zwar ein wichtiger symbolischer Schritt, bei dem sich das Management auch gegen interne Widerstände durchgesetzt hat. Aber der Umbau der Bank ist damit noch nicht abgeschlossen. Ziel der neuen Strategie ist, den Abbau von Altlasten konsequent weiter zu treiben und das Privatkundengeschäft zu modernisieren. Berater und Filialen sollen fit für die digitale Zukunft gemacht werden. Kurzfristige Erfolge sind dabei nicht zu erwarten, denn CEO Martin Blessing hat das Jahr 2013 wegen des Umbaus der Bank zu einem Übergangszeitraum erklärt und damit die Erwartungen entsprechend heruntergeschraubt.
Wenn Finanzchef Stefan Engels morgen die Geschäftszahlen für das dritte Quartal präsentiert, werden Analysten und Anleger trotzdem Ausschau nach ersten grünen Sprossen halten, die von einer baldigen Erholung der Commerzbank künden könnten.