Soffin-Chef Herbert Walter ist die korrekte Wahl

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Ein Mann der kleinen Details

Etwas überschattet werden Walters fachliche Qualitäten in der Erinnerung ehemaliger Mitarbeiter von seinem fast schon legendären Hang zur Pedanterie. Frühere Untergebene berichten noch heute, wie ihr Chef sich stundenlang in kleinste Details von Präsentationen verbiss und sie mit diesen bis in den Schlaf verfolgte. Seit seinem Abschied von der Macht ist Walter jedoch regelrecht aufgeblüht. Wer ihm mittags in einem der von ihm bevorzugten italienischen Restaurants im Frankfurter Westend begegnete, traf einen Mann, der wie befreit von einer Last wirkte.

Das sind die größten Banken Europas

Er hatte es tatsächlich nicht leicht. Als er 2003 an die Spitze der  Dresdner Bank wechselte, waren die Hoffnungen  groß. Die Allianz wollte nach der Übernahme im Jahr 2001 endlich ihre Vision des Allfinanzkonzerns durchsetzen, Walter stand damals an der Spitze der Innovation. Von 1999 bis 2002 war er Chef der „Deutschen Bank 24“. In die hatte Deutschlands größtes Geldhaus damals sein Geschäft mit gewöhnlichen Privatkunden ausgegliedert. Da sich diese davon diskriminiert fühlten, gilt das Projekt  heute als strategischer Fehlschlag. Tatsächlich war es mit seiner Fokussierung auf schlanke Prozesse und einfache Dienstleistungen wegweisend.  Zahlreiche Manager, die heute im deutschen Privatkundengeschäft an der Spitze stehen, sind damals durch Walters ebenso harte wie gute Schule gegangen. Zu ihnen zählen Frank Strauß, heute Chef der Postbank und Andree Moschner, Vorstand bei der Allianz Deutschland.

Walter muss für die FMSA eine Rolle finden

Letztlich blieb Walters fünfjährige Mission bei der Dresdner Bank erfolglos. Statt innovativer Ideen musste er immer neue Sparvorgaben aus München umsetzen. Die teuer eingekauften Investmentbanker von Dresdner Kleinwort bescherten der Bank keine Gewinnsprünge, sondern Verluste. Was sie im Allfinanzkonzept überhaupt noch zu suchen hatten, blieb bis zum Ende offen.

Dennoch werden die Erfahrungen mit dem Großaktionär Walter auch bei seiner neuen Aufgabe nützen. Für ihn wird es in seiner dreijährigen Amtszeit vor allem darum gehen, eine echte Rolle für die FMSA zu finden. Auf mittlere Sicht soll diese als „Anstalt in der Anstalt“ in die Finanzaufsicht Bafin integriert werden.

Was das genau bedeutet, ist ebenso unklar wie ihre Rolle bei künftigen Abwicklungen. Für größere Banken wird ab dem kommenden Jahr der neue Europäische Abwicklungsmechanismus SRM unter Führung der noch amtierenden Bafin-Präsidentin Elke König zuständig sein, kleinere Institute werden vermutlich wie bisher vor allem vom Einlagensicherungsfonds der privaten Banken aufgefangen. Die FMSA wäre dann vor allem für die Umsetzung der europäischen Vorgaben in deutsches Recht zuständig. Das wäre nicht allzu viel. Doch wie auch immer die Aufgabe aussieht: Walter wird sie ebenso eifrig wie pflichtbewusst erfüllen.

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